Wenn Treffen nicht möglich sind

«Cyber-Gemeinden» wachsen im Nahen Osten

Immer wieder finden im Nahen Osten Menschen muslimischen Hintergrunds über das Internet oder christliche Fernsehsender zum Glauben an Jesus Christus. Manche finden Jüngerschaft in «Cyber-Gemeinden». Manchmal versuchen jedoch Spione an Daten zu kommen. Die Pastoren sind deshalb in der wachsenden Bewegung vorsichtig.
Ältere Frau sitzt vor dem Computer

Ein Pastor (Name und Land aus Sicherheitsgründen weggelassen) berichtet, dass er einen ehemaligen Spion kennt. «Ich hatte bereits Verschiedenes rapportiert», gestand dieser. «Doch dann bin ich Christ geworden. Jesus hat mein Leben verändert. Nun bin ich anders.» Mehr dazu später.

Deshalb ist es eine Herausforderung, Gemeindebau – auch einen virtuellen – im Nahen Osten zu betreiben. Es gilt, gewünschte Jüngerschaft anzubieten und gleichzeitig zu schauen, dass Christen nicht in Gefahr durch Regierungsspione geraten.

«Cyber-Gemeinden» sind besonders dann hilfreich, wenn einzelne Christen in entlegenen Gebieten leben oder es verdächtig wäre, wenn sich mehrere Personen zum Bibelstudium bei jemandem treffen. Doch das Internet ist selbst in abgelegenen Gegenden zugänglich und frühere Muslime können in relativer Sicherheit zu einer «Online-Gemeinde» gehören, bis es die Umstände erlauben, sich mit anderen zu treffen.

Spion wurde Christ

In Online-Chat-Rooms, in denen es um Gebet, geistliches Wachstum und Lehre geht, erhält einerseits ein Teilnehmer die Gelegenheit, im Glauben voranzukommen, andererseits kann der Pastor auch erkennen, ob das Interesse eines Korrespondenten wirklich echt ist oder ob das Ziel ist, Abgefallene vom Islam aufzudecken – was in manchen Ländern zur Todesstrafe führen kann.

Bevor es «Cyber-Churches» gab, war es für manche Gemeindeleiter ein Langzeit-Dilemma, Konvertiten aufzunehmen und gleichzeitig Eindringlinge zu erkennen. «Wir hatten schlechte Erfahrungen mit Leuten, die für einen Geheimdienst arbeiteten, jedoch so taten, als seien sie Gläubige, um Fallen zu stellen.» Glücklicherweise, so der Pastor weiter, habe dies 2007 nur dazu geführt, dass er verhört worden war – und einer der zwei Spione sei später vom Heiligen Geist überführt und aufrichtig Christ geworden.

Fern und doch nah

Weil man zunächst nicht weiss, mit wem man es wirklich zu tun hat, sei es schwierig, Konvertiten in Gemeinden zu bringen. Insbesondere wenn nicht schon von früher eine bestehende Beziehung zu einem Christen da ist. Zudem sei es für neue Gläubige teilweise schwer, sich in einer Gemeinde zurecht zu finden, zum Beispiel weil ihnen Anbetung fremd ist. Deshalb sei Jüngerschaft ein wichtiger Punkt. Gleichzeitig müssen manche ihren neuen Glauben vor der eigenen Familie verbergen.

In manchen Ländern, wie etwa Saudi-Arabien, könne es sogar gefährlich sein, sich in privater Umgebung zu treffen. Sichere Chat-Rooms können da hilfreich sein. So können die Menschen dennoch zusammen in der Bibel lesen und füreinander beten. «Sie kennen sich zwar nicht direkt sehen, doch dadurch kann das Vertrauen sogar grösser sein.»

«E-Churches»

Für manche sind diese «E-Churches» die einzige Möglichkeiten zur Gemeinschaft. «Christian Aid» wirkt dabei mit, solche Webseiten zu kreieren. Inzwischen gibt es laut Angaben der Organisation solche in elf Ländern. Dazu gehören Glaubenskurse und Bibellektionen. Zudem können auch Fragen gestellt werden.

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Datum: 28.04.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Christian Aid Mission

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