Das Kernanliegen der Vineyard

Reich Gottes sichtbar machen

Mit einer Pfingstkonferenz will die Vineyard-Bewegung über Pfingsten den geistlichen Aufbruch in Europa fördern. Wer ist die Vineyard, und was bewegt sie? Dr. Wilf Gasser, langjähriger Mitarbeiter der Vineyard Bern und Vertreter der Vineyard-Bewegung in der Leiterkonferenz der Freikirchen, beschreibt aus seiner persönlichen Erfahrung heraus die interessante Entwicklung der Bewegung.
Vineyard
Wilf Gasser

Schon früh in meinem Leben war ich einer Vielfalt von geistlichen Einflüssen ausgesetzt und erlebte dies als grosse Bereicherung. Aufgewachsen bin ich in einer Chrischona-Gemeinde, hatte aber auch fünf nahe Verwandte im Predigtdienst in Baptisten- und FEG-Gemeinden.

Eine Zeit lang hielt ein sehr wort-verwurzelter «geschlossener Bruder» in unserem Haus Bibelstunden und brachte jedes Mal wunderschöne Teile der Kinderbibel mit. Seine Ernsthaftigkeit, aber auch die Begeisterung und Liebe zur Bibel, hat in mir ein Verlangen hinterlassen, selbst dieses Wort Gottes besser zu kennen und zu verstehen.

Geistliche Einheit

In der Schülerbibelgruppe der VBG erlebte ich später eine geistliche Einheit, die man nicht erst «suchen» musste. Sie war einfach gegeben im unbeschwerten Miteinander von jungen Christen, die grossenteils auch Taizé-geprägt waren.

In einer weiteren Lebensphase begegnete ich Christen, die in einer mit unbekannten Art bewusster mit dem Wirken des Heiligen Geistes rechneten. Und langsam begann ich, etwas vom unendlichen Reichtum geistlichen Lebens zu spüren. Ich erlebte aber auch, dass «neue» geistliche Erkenntnis und Erfahrung immer auch das Potenzial hat, ein Elitedenken zu fördern und eigene Erfahrung absolut zu setzen.

Von der Basileia zur Vineyard

Die Vineyard Bern, damals noch Basileia genannt, erhielt diesbezüglich durch den Landeskirchen-Pfarrer Marcel Dietler eine hilfreiche Horizonterweiterung. Er half uns zu entdecken, dass «Erneuerung» immer auch an den Erfahrungsschatz früherer Generationen anknüpfen darf. Diese Wertschätzung für unser geistliches Erbe förderte in den folgenden Jahren auch John Wimber. So entschieden wir uns als Leitungsteam, unsere regelmässigen Retraiten mit einer bewussten Suche nach unserem «Erbe» zu verbinden. Zum Beispiel indem wir uns in Cluny mit einer der gewaltigsten Gemeindebau-Bewegungen des Mittelalters beschäftigten, welche in ihrer Blütezeit rund 10'000 Mönche umfasste und auch in der Schweiz mehrere Orte berührte.

Wir lernten in den folgenden Jahren aber auch die Täuferbewegung kennen, entdeckten unsere Nähe zum EGW und andern «älteren Geschwistern» von Erneuerungsbewegungen. Wir liessen uns inspirieren vom Methodismus, freuten uns über die geistlichen Erfahrungen des Brüderverein-Gründers Fritz Berger, lernten vom «Suppe-Seife-Seelenheil»-Prinzip der Heilsarmee, liessen uns verwöhnen im Haus der Communität Don Camillo oder in Häusern von Jugend mit einer Mission etc. etc. Die Liste ist bei weitem nicht vollständig.

Vielfalt und Offenheit

Unsere wachsende Wertschätzung für die Vielfalt unseres geistlichen Erbes, verbunden mit einer grossen Offenheit für segensreiche Einflüsse auch in unserer Zeit, hat meines Erachtens den Boden dafür vorbereitet, dass die Vineyard-Bewegung in den rund 30 Jahren ihres Bestehens immer wieder ein Kanal sein konnte um «Wieder-Entdecktes» in den Leib Jesu hineinfliessen zu lassen. Angefangen mit dem Anliegen, Anbetung nicht nur als Liedersingen, sondern als Lebensstil zu verstehen – übrigens ein Kernanliegen der Cluniazenser-Mönche im Jahre 900. Dann auch das wichtige Anliegen des allgemeinen Priestertums, wo Vollmacht nicht beim Pastor oder beim Mann auf der Bühne gesucht wird, sondern der Dienst jedes einzelnen Gläubigen gefördert wird. Viel Segen und zugleich manche Herausforderung floss auch durch die verschiedenen Konferenzen in den 80er- und 90er-Jahren zu biblischen Kernthemen wie Profetie, Heilung, Gebet, Gegenwart Gottes etc.

Die Gegenwart des Reiches Gottes

Die Gegenwart Gottes in unserem Leben, und natürlich auch das Sichtbarwerden von Gottes Reich in dieser Welt, ist und bleibt das Kernthema der Vineyard-Bewegung. Denn Gott sucht nicht in erster Linie christliches (Wohl-)Verhalten, sondern eine intime Herzensbeziehung, die uns zu Kindern, aber auch zu Freunden und Partnern Gottes macht. Als sein Leib in dieser Welt dürfen und wollen wir in der Abhängigkeit von ihm gemeinsam etwas vom Reich Gottes sichtbar machen.

Die Vineyardbewegung besteht in der Schweiz aus 23 Vineyards bezw. Vineyard-Gründungsprojekten. Während sich die Vineyard Bern als innerkirchliche Bewegung versteht, sind die meisten Vineyards der Bewegung als Freikirchen organisiert. Die Lokalgemeinden sind eigenständig, aber die Leitung/Leitungsteams sind eingebunden in ein Beziehungsnetz und werden gefördert durch regionale Coaches. Der Zusammenhalt wird durch jährliche Leiterkonferenzen, regionale Gruppen, gemeinsame Ausbildungsangebote sowie Seminare und Konferenzen zu «Vineyard-Themen» sicher gestellt. Diesen widmet sich auch das vierteljährlich erscheinende Magazin «equipped».

Datum: 26.05.2012
Autor: Dr. Wilf Gasser
Quelle: Livenet

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