Von einem Aus für die moderne Liturgie war die Rede, von einem Zurück hinter das Konzil und von einem Erfolg der Traditionalisten, die schon immer die Modernisierung der Kirche ablehnten. Doch der Papst will den Anhängern des alten Ritus entgegenkommen. Heute Samstag, 7. Juli, soll der Papsterlass zusammen mit einem Begleittext erscheinen, in dem Benedikt XVI. seinen ungewöhnlichen Schritt erläutert. Es geht nicht bloss um die Wiederzulassung des Lateinischen. Denn Gottesdienste in der klassischen Kirchensprache werden täglich in aller Welt von katholischen Priestern zelebriert – freilich nach dem modernen, vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) angeregten Ritus. Andererseits wird auch nicht der alte, 400 Jahre lang praktizierte Mess-Ritus, wie er von Papst Pius V. im Zeitalter der Gegenreformation (Tridentinisches Konzil 1545-62) vorgeschrieben wurde, pauschal wieder eingeführt. Die moderne, seit 1970 übliche katholische Liturgie, bleibe die ordentliche Form des Mess-Ritus, wurde im Vatikan versichert. Daneben solle es jetzt jedoch als "ausserordentliche" Form wieder öfter den tridentinisch-lateinischen Ritus in der zuletzt von Johannes XXIII. im Jahre 1962 vorsichtig reformierten Fassung geben. Beim tridentinischen Ritus verliest der Priester mit dem Rücken zur Gemeinde die Lesungen und Gebete in Latein. Bereits als Theologieprofessor und Kardinal hatte sich Joseph Ratzinger kritisch zum radikalen Liturgie-Umbau aus dem Jahr 1970 geäussert. Liturgische Entwicklung seien in der katholischen Kirche des Westens stets kontinuierlich erfolgt, merkte er damals an. Es habe Erneuerungen gegeben, die sich dann im Laufe der Zeit durchgesetzt hätten. Eine so tiefgreifende Veränderung wie unter Paul VI. (1963-78) sei ein Novum gewesen. Für die Traditionalisten Lefebvres steht hinter der Ablehnung der Liturgiereform und der landessprachigen Messe zugleich eine Ablehnung des Konzils und seiner Beschlüsse zu Ökumene, Religionsfreiheit und Dialog. Dieser Rückwärts-Orientierung kommt die neue Liturgie-Vatiante des Papstes nicht entgegen. Daher gehen Beobachter davon aus, dass keineswegs alle Traditionalisten sich nach dem Liturgie-Erlass wieder enger an Rom anbinden werden. Bearbeitung LivenetVorsichtige Anpassung
Genug für die Traditionalisten?
Datum: 07.07.2007
Quelle: Kipa