Ägypten

Konflikt zwischen Muslimen und Kopten eskaliert

Bei schweren Zusammenstössen zwischen Christen und Muslimen sind in Kairo zwölf Menschen getötet worden. Weit mehr als 200 Menschen sollen verletzt worden sein. Ägyptens Militärrat sorgt sich um die Stabilität des Landes.
Konflikt zwischen Muslimen und Kopten eskaliert.

Nach neuen blutigen Zusammenstössen zwischen Muslimen und koptischen Christen hat die ägyptische Regierung angekündigt, die Sicherheit im Land «mit eiserner Hand» zu garantieren. Alle, die der Sicherheit schaden wollten, müssten mit einem harten Vorgehen rechnen, sagte Justizminister Abdel Asis al-Gindi nach einer Krisensitzung des Kabinetts.

Falsche Gerüchte

Am Sonntagabend, 8. Mai 2011, waren in Kairo bei den Auseinandersetzungen mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. Radikale Muslime warfen Brandbomben, eine koptische Kirche geriet in Brand. Auslöser waren Gerüchte über die Heirat einer Koptin mit einem Muslim. Sie ist mit einem koptischen Priester verheiratet. Nach einem Streit mit ihrem Mann im Juli letzten Jahres verliess Camelia Shehata das Haus und suchte Zuflucht bei muslimischen Freunden. Dort soll sie angeblich zum Islam konvertiert sein, was die koptische Kirche und auch Shehata selbst in einem Fernsehinterview bestreiten. Trotzdem hält sich hartnäckig die Überzeugung unter den Muslimen, dass die Kirche sie gegen ihren Willen gefangen halte.

Tränengas und Warnschüsse

Laut den Berichten versammelten sich Hunderte von Muslimen, die zur Bewegung der Salafisten gehören sollen, vor einer Kirche, um die Herausgabe der Frau zu verlangen. Kopten hätten versucht, sich schützend vor das Gotteshaus zu stellen.

Im Verlauf der Auseinandersetzungen seien Schüsse abgefeuert und Brandbomben geworfen worden. Die Kirche und die Fassade einer benachbarten Kirche seien dabei in Brand geraten. Militär und Polizei hätten Stunden gebraucht, um durch den Einsatz von Tränengas und Warnschüssen die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen.

Inzwischen hat die Armee fast 200 Personen festgenommen, die an den Zusammenstössen beteiligt gewesen sein sollen. Sie sollen vor das Oberste Militärgericht gestellt werden.

Die Kopten sind die grösste christliche Gemeinschaft in Ägypten. Sie führen ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurück. Angaben über Mitgliederzahlen schwanken zwischen fünf und zehn Millionen unter den insgesamt rund 80 Millionen Einwohnern Ägyptens.

Datum: 09.05.2011

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