Berg-Karabach

«Noch ein Völkermord darf nicht zugelassen werden»

Strasse in Berg-Karabach
Armenische Christen sehen sich in Berg-Karabach mit schlimmen Umständen konfrontiert. «Wir dürfen nicht warten und den nächsten Völkermord zuzulassen», sagt Biayna Sukhudyan, die aktuell mit 120'000 Christen in der Region eingeschlossen ist.
Neurologin Biayna Sukhudyan

«Wir haben keine Zeit zu warten und den nächsten Völkermord zuzulassen – denn das ist Völkermord», beschreibt die Neurologin Biayna Sukhudyan gegenüber «CBN News». Die Region Berg-Karabach ist eine kleine, eingeschlossene Region zwischen Armenien und Aserbaidschan.

Seit Jahrzehnten toben dort tödliche Kämpfe zwischen Armeniern und Aserbaidschanern, und eine anhaltende Blockade hat diese Spannungen wieder angefacht. Bereits im Jahr 2020 hatte sich beispielsweise EVP-Nationalrat Nik Gugger in einem offenen Brief an den Schweizer Bundesrat für Berg-Karabach stark gemacht.

Aserbaidschans Eroberungsfeldzug

«Der letzte grosse Krieg in Berg-Karabach ereignete sich im Jahr 2020, damals eroberte Aserbaidschan den grössten Teil des Territoriums rund um die Enklave», erinnert sich Joel Veldkamp, Kommunikationsleiter bei Christian Solidarity International (CSI), gegenüber «Faithwire»: «Es gibt nur eine Strasse, welche die 120'000 Christen, die in dieser Enklave leben, mit dem Rest der Welt verbindet, und die wird von einer russischen Friedenstruppe geschützt.»

Am 12. Dezember blockierten aserbaidschanische Demonstranten Berichten zufolge diese Strasse, den sogenannten Lachin-Korridor, und verhinderten so den Transport von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen grundlegenden Gütern nach oder aus Berg-Karabach.

Medikamente sind knapp geworden

Die Neurologin Biayna Sukhudyan kam für einen kurzen Einsatz in die Region und steckt dort nun fest. Gegenüber CBN gab sie einen Einblick in die delikate Lage: «Zusammen mit meinem Kollegen betreue ich viele Kinder, die an Epilepsie leiden. Sie müssen ihre Medikamente gegen Krampfanfälle einnehmen, aber jetzt sind diese Medikamente knapp.»

Auch mangele es an Babynahrung. «Weiter sind auch andere Medikamente nicht verfügbar, darunter einige Schmerzmittel und Antibiotika, die in akuten Situationen sehr wichtig ist.»

Das Schlimmste könnte noch bevorstehen

Berg-Karabachs Staatspräsident (in diesem Falle entspricht es dem Amt eines Premierministers) Ruben Vardanyan ist der Ansicht, dass der Konflikt teils auf einen Zusammenprall von Weltanschauungen zurückzuführen sei. Armenien erlangte in den frühen 1990er Jahren die Kontrolle über das Gebiet, bevor Aserbaidschan nach einem von Russland vermittelten Waffenstillstand im Jahr 2020 die Kontrolle übernahm.

Veldkamp gehört zu denjenigen, die befürchten, dass das Schlimmste für Armenien, eine der ältesten christlichen Gemeinschaften, noch bevorsteht.

«Wahrscheinlich der Auftakt»

«Ich denke, dies ist wahrscheinlich der Auftakt zu einem bewaffneten Angriff Aserbaidschans auf Berg-Karabach, und wenn das passiert und Russland nicht eingreift, ist Armenien wahrscheinlich nicht stark genug, um die Eroberung der gesamten Region zu verhindern», bilanziert er. «Es wird zu Massakern kommen. Es werden Zivilisten getötet werden; höchstwahrscheinlich auch ganze Familien.»

Veldkamp analysiert die Lage weiter: «Das ist im letzten Krieg und auch in jenem davor passiert. Und am Ende könnte dieses Land, das die uralte Heimat des armenischen Volkes ist - hier wurde das Alphabet entworfen, hier stehen einige der ältesten Kirchen der Welt - völlig zerstört werden.» Dieser andauernde Streit, vor allem in Anbetracht des Völkermords an den Armeniern, hat Menschenrechtsgruppen zutiefst beunruhigt, gerade in Anbetracht dessen, was noch kommen könnte.

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Datum: 08.02.2023
Autor: Billy Hallowell / Daniel Gerber
Quelle: Faithwire / Übersetzung: Livenet

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