In Grossbritannien, dem engsten Verbündeten der USA, sind 45 Prozent gegen jegliche Militäraktion; 90 Prozent sagen Nein zu einem Krieg ohne UN-Mandat. Nach weiteren aktuellen Umfragen sind gegen einen Irak-Krieg 94 Prozent der Türken, 76 Prozent der Polen, 75 Prozent der Niederländer, 74 Prozent der Spanier, 72 Prozent der Italiener, 66 Prozent der Kroaten, 57 Prozent der Slowaken und 55 Prozent der Bürger Russlands. In den USA haben 46 protestantische und orthodoxe Kirchenführer Bush um eine Unterredung gebeten, um ihn von einem Waffengang gegen den Irak abzubringen. Zu den Unterzeichnern des Briefes zählen 21 Bischöfe der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK), der der Präsident angehört. Der EmK-Bischofsrat forderte Bush in einem weiteren Schreiben auf, aus Rücksicht auf die christliche Friedensbotschaft nach Wegen zu suchen, wie man den Irak ohne Krieg entwaffnen könne. Der Rat, in dem über 60 Bischöfe aus den USA, Afrika, Europa und den Philippinen sitzen, dankte Bush dafür, dass er weiter mit den Vereinten Nationen zusammenarbeitet. Die meisten Kirchenleiter weltweit, allen voran Papst Johannes Paul II., sind gegen einen Irak-Krieg. In den USA haben lediglich Vertreter der grössten protestantischen Kirche, der konservativ geführten 16 Millionen Südlichen Baptisten, Verständnis für einen Waffengang signalisiert. In England befürwortet der anglikanische Bischof von Rochester, Michael Nazir-Ali, im Unterschied zum Oberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams, einen Militärschlag. „ Auf dem Frontbild sieht man Bilder von Panzern, Soldaten, Flugzeugen und Kanonen und in der Mitte US-Präsident George W. Bush mit einem Mikrophon in der Hand, dahinter ein erleuchtetes Kreuz. Dazu ist folgender Titel in fetten Buchstaben gesetzt: „In göttlicher Mission“. In dieser Aufmachung ist das deutsche Nachrichtenmagazin „Spiegel“ erschienen. Es setzt sich auf neun Seiten mit dem Glauben von George W. Bush und den religiösen Rechten in den USA auseinander. So schreibt der „Spiegel“, wie der Methodist Bush, ein ehemaliger Trinker, der im Gegensatz zu seinem Vater längere Zeit beruflich eher glücklos war, im Alter von 40 Jahren zum Glauben gekommen ist: „Als er am Ende einer wochenlangen Sauftour aufwachte und in den Spiegel sah, entdeckte er sein mit Erbrochenem verschmiertes Gesicht. Er fiel auf die Knie und bat um Gottes Hilfe. Amerika liebt solche Geschichten von der Heimkehr des verlorenen Sohns.“ Laut „Spiegel“ sei Washington eine "gottesfürchtige Stadt" und "fromme, moralische, gute Menschen bevölkern den Amtssitz des Präsidenten." So gehöre es zum Beispiel zu den Ritualen im Weissen Haus, „dass Kabinettssitzungen mit einem Gebet eröffnet werden. Der Präsident bittet einen Minister um ein paar Worte der Besinnung, und alle im Saal senken die Köpfe, schliessen die Augen, falten die Hände.“ Bush sage, laut „Spiegel“, von sich, dass er täglich in der Bibel lese. Bushs Glaube habe auch Einfluss auf seine Politik: „Je näher der Krieg gegen den Irak rückt, desto öfter erzählt der Präsident von seinem Glauben und seinen Werten. Seiner Frömmigkeit misst er grossen Einfluss auf seinen Handlungen zu.“ Bush verwendet dabei eine religiöse Sprache, wie sich dies zum Beispiel anhand einer Rede, die er am 10. Februar in Nashville gehalten hat, zeigt und die der „Spiegel“ auszugsweise abdruckt. Ein Satz aus der Rede: „Gott hat uns aufgerufen, unser Land zu verteidigen und die Welt zum Frieden zu führen, und wir werden beide Herausforderungen mit Mut und Selbstvertrauen angehen.“ Im Beitrag des Nachrichtenmagazins wird auch ausführlich die Entwicklung der Kirchen in den USA sowie der Einfluss der christlichen Rechten behandelt und wie sich dies auf die Politik auswirkt. So würden die „Glaubensgemeinschaften des alten protestantischen Establishments“ an Einfluss verlieren, weil ihnen die Gläubigen davonlaufen, während die wachsenden Kirchen, gemäss eines Soziologen, konservativ ausgerichtet seien. Das Magazin schreibt dazu: „So leeren sich die Kirchenbänke der Lutheraner, Presbyterianer und Methodisten, während die Glaskathedralen der freikirchlichen Fernsehprediger, die Sportarenen der Erweckungseiferer, die Gemeindesäle der Pfingstgläubigen und der Charismatiker sowie die türmebewehrten Tempel der Mormonen regen Zulauf haben,“ und kommt nach zwei weiteren Abschnitten zum Schluss: "Es sind die Kirchen mit den simplen Überzeugungen, die grossen Zulauf haben, Kirchen, die ein anständiges, ein moralisches Amerika predigen, in denen das Wort der Bibel noch unumstösslich ist (...)." So erhält Bush Unterstützung der christlichen Rechten und könne, gemäss "Spiegel", darum verhältnismässig leicht die Hirtenbriefe von katholischen Bischöfen gegen den Irak-Krieg und den Protest von schwarzen Gemeinden gegen den Aufmarsch im Golf verwinden. Nüchtern stellt das Magazin dazu weiter fest: „Es braucht ihn auch nicht weiter zu stören, dass führende Geistliche seiner eigenen methodistischen Kirche den Kriegskurs seiner Administration verurteilen – solange er die christliche Rechte hinter sich weiss, kann er den Irak-Krieg als Teil seines Kampfes gegen das Böse und damit auch als gottgefällig und fromm vermitteln.“ Quellen: idea de/Spiegel/EMKNIUnterredung verlangt
Spiegel“ zum Glauben von George W. Bush
Datum: 20.02.2003