Den Blick für Gottes Realität schärfen
Livenet: Matthias Kägi, was bedeutet für Sie «Glaube am Montag»?
Matthias Kägi: Das ist seit Beginn der VBG deren Credo: Was am Sonntag gepflanzt wird, muss unter der Woche wachsen und sich bewähren. Glaube bewirkt Reich Gottes und das muss sich im Alltag zeigen. Jesus sagte: «Nicht wer dauernd ‚Herr, Herr’ sagt, wird in das Reich Gottes kommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut.»
Wie bereiten Sie sich auf einen Arbeitstag vor?
Ob Frei-Tag oder Arbeitstag: Ich beginne den Tag mit einer halben Stunde Bibellesen und Gebet. Im Gebet breite ich den Tag vor Gott aus und bitte Ihn um Führung. Dabei erlebe ich oft, dass in dieser Zeit viel mehr klar wird als sonst in der fachlichen Vorbereitung, die natürlich auch dazu gehört.
Wissen Ihre Mitarbeitenden, dass Sie Christ sind? Wie wirkt sich das auf den Arbeitsalltag aus?
Ja – das kommt bei Gelegenheit in Gesprächen zum Ausdruck; ich mache aber keine Propaganda daraus. Ich bin überzeugt, dass wir durch unser Sein wirken, wenn Christus in uns ist. Die Schüler dürfen auch wissen, dass ich Christ bin – aber weder die säkulare Schule noch Gott würde es freuen, wenn ich das meinen Schülern aufdrängen würde.
Wie wirkt sich Ihr Glaube auf Ihren Umgang mit Mitarbeitenden aus?
Ich bitte Gott jeden Tag um die nötige Liebe und Weisheit im Umgang mit Kindern und Mitarbeitenden. Und ich erfahre viel Vertrauen und Wertschätzung von beiden. Umgekehrt wurde mir bei meiner letzten Mitarbeiterbeurteilung eine auffallend wertschätzende Haltung attestiert – was ja eigentlich das moderne Wort für «Liebe» ist.
Hat Ihr Glaube auch Einfluss auf Ihre Entscheidungen im Berufsalltag?
Sicher – wobei ich natürlich nicht wirklich weiss, wie ich ohne den Glauben entscheiden würde. Aber Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Lehrperson laufend unheimlich viele Entscheidungen trifft. Wenn – kurz gesagt – meine Grundhaltung davon geprägt ist, dass ich Gott und den Mitmenschen dienen will (statt nach Erfolg oder Macht zu streben), dann hat das einen grossen Einfluss auf sehr viele Entscheidungen.
Haben Sie eine Möglichkeit, sich mit Christen in Ihrem Arbeitsumfeld zum Gebet und/oder Austausch zu treffen?
Bei den VBG ist das eine Selbstverständlichkeit, da gehören Gebet und Geschäft zusammen. In der Schule habe ich einmal in einer Teamsitzung ein paar Monate nach meinem Stellenantritt, gesagt, dass ich gern für die Schule beten möchte und mich freuen würde, wenn andere dabei mitmachen würden. Seither treffen wir uns in einem Kreis von zwei bis sechs Lehrpersonen alle zwei Wochen über Mittag für eine halbe Stunde – eine wertvolle Zeit der Ermutigung.
Können sich Christen im Arbeitsumfeld gegenseitig stärken? Welche Erfahrungen machen Sie hier?
Dass wir das können, ist eigentlich der Grundgedanke der VBG Berufstätigenarbeit. Gemeinsames Beten ermutigt. Manchmal sind wir im Gebet zu sehr aufs Bitten statt aufs Hören fixiert. So leben wir an Gottes Gegenwart im Alltag vorbei. Indem wir einander erzählen, wie wir Gottes Wirken im Alltag erleben, wird unser Blick für Seine Realität geschärft.
zur Person:
Name, Vorname: Kägi, Matthias
Organisation: Vereinigte Bibelgruppen VBG
Alter: 60
Zivilstand, Kinder: Verheiratet, 4 erwachsene Söhne
Wohnort: Winterthur
Beruf, heutige Funktion: Lehrer-Vernetzer bei VBG, Heilpädagoge in Volksschule
Kirchenzugehörigkeit: International Protestant Church, Zürich
Hobbys: das Leben
Homepage/e-mail: www.evbg.ch / matthias.kaegi@evbg.ch
Dossier:
Datum: 20.02.2012
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet