Schweizer Hilfswerke

Warnung vor Privatisierung des Wassers

Wasser

Bern. Die Arbeitsgemeinschaft der Schweizer Hilfswerke fordert die Schweizer Delegation am dritten Weltwasserforum in Kyoto auf, sich für die Sicherung von Wasser als öffentlichem Gut stark zu machen. Zudem soll sie sich für eine völkerrechtlich verbindliche Konvention einsetzen, die das lebenswichtige, aber knapper werdende Gut schützt und den Zugang zu Wasser als Menschenrecht verankert.

Bis zum 23. März diskutieren am 3. Weltwasserforum in Kyoto (Japan) Tausende von Vertretern von Regierungen, Wirtschaft, Wissenschaft und NGOs darüber, wie die Versorgung der Menschen mit Wasser verbessert werden kann. Insbesondere werde es darum gehen, wie die Zahl jener Menschen bis 2015 halbiert werden könne, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Das seien heute rund 1.4 Milliarden, schreibt die Arbeitsgemeinschaft, die in Kyoto mit zwei Personen vertreten ist.

Das Weltwasserforum wird vom World Water Council (WCC) organisiert, in welchem die multinationalen Wasserkonzerne ein grosses Gewicht haben. Deshalb und wegen der Politik der Weltbank und vieler Regierungen, bestehe die Gefahr, dass einmal mehr der Privatisierung das Wort geredet werde. Tatsache sei aber, dass dadurch die Versorgung armer Bevölkerungsschichten nicht verbessert werde. Im Gegenteil, so die Arbeitsgemeinschaft: Die Versorgung werde teurer, unzuverlässiger und oft qualitativ schlechter. Das habe auch eine breit angelegte, von der Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke und von Helvetas in Auftrag gegebene Studie gezeigt.

Die entwicklungspolitische Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke Swissaid, Fastenopfer, Brot für alle, Helvetas, Caritas und Heks fordert deshalb die Schweizer Delegation in Kyoto auf, sich dafür einzusetzen, dass Wasser als öffentliches Gut erhalten bleibt. Wasser sei ein natürliches Monopol und zu kostbar, um Profitinteressen geopfert zu werden. "Insbesondere fordern wir die Schweiz auf, von so genannten Public-Private Partnerships Abschied zu nehmen, die sie gemäss Positionspapier in Kyoto propagieren will. Diese „Partnerschaften“ mit Konzernen bedeuten nichts anderes, als die Gewinne den Firmen, das Risiko aber dem Staat zu überschreiben", so das Communiqué.

Zudem fordert die Arbeitsgemeinschaft die Schweizer Delegation auf, sich am Weltwasserforum für eine international verbindliche Wasserkonvention einzusetzen. Sie soll einen nachhaltigen Umgang mit der mit knapper werdenden Ressource Wasser gewährleisten, Wasser als "öffentliches Gut" verankern und allen Menschen die Grundversorgung sichern. Das Schweizer Parlament habe vor zwei Jahren dem Bundesrat einen entsprechenden Auftrag erteilt. Bisher habe dieser es jedoch unterlassen, sich dafür einzusetzen.

Vereinte Nationen warnen vor weltweiter Wasserkrise

Mitte des Jahrhunderts mindestens zwei Milliarden Menschen bedroht
Die Welt steuert nach Einschätzung der Vereinten Nationen auf eine dramatische Wasserkrise zu. Mitte des Jahrhunderts hätten im schlimmsten Fall sieben Milliarden Menschen, im günstigsten Fall zwei Milliarden mit Wasserknappheit zu kämpfen, heisst es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO).

Die Politik habe trotz aller Lippenbekenntnisse das Problem noch immer nicht durchgreifend angepackt. Dabei verschone die Krise keine Region und erfasse jeden Aspekt des Lebens, von der Gesundheit der Kinder bis zur Fähigkeit der Nationen, ihren Bürgern Nahrungsmittel zu sichern, mahnte UNESCO-Generaldirektor Koichiro Matsuura.

Verbrauch in 50 Jahren verdoppelt

Die Studie sollte in Tokio vorgestellt werden. Mitte des Monats findet im japanischen Kyoto ein Wasser-Gipfel statt. Die UN haben 2003 zum Jahr des Wassers erklärt. Matsuura erklärte nach Angaben der UNESCO in Paris, während die weltweiten Vorräte immer weiter zurückgingen, steige der Bedarf dramatisch an. Der Verbrauch habe sich bereits in den letzten 50 Jahren fast verdoppelt.

Dabei verbrauche ein Kind in den Industrienationen 30 bis 50 Mal so viel wie ein Kind in den Entwicklungsländern. In den kommenden 20 Jahren stehe pro Kopf durchschnittlich ein Drittel weniger Wasser zur Verfügung. Dabei verschlechtere sich die Wasserqualität: Jeden Tag sterben 6.000 Menschen, vor allem Kinder unter fünf Jahren, an Durchfallerkrankungen, heisst es in dem Bericht weiter.

Der Klimawandel wird die Situation noch verschärfen

Der Klimawandel werde zur weiteren Verknappung des Wassers zu etwa 20 Prozent beitragen. Die Qualität sinke mit steigenden Wassertemperaturen und zunehmender Verschmutzung. Derzeit würden jeden Tag zwei Millionen Tonnen Abfall in Flüsse und Seen geleitet. 12.000 Kubikkilometer Frischwasser seien verschmutzt. 2050 dürften es schon 18.000 sein, wenn die Verschmutzung im gleichen Masse wie die Weltbevölkerung wachse.

Bei den erneuerbaren Wasser-Ressourcen liegt Grönland mit mehr als 10,7 Millionen Kubikmetern pro Kopf und Jahr weit vor dem US-Staat Alaska (1,56 Millionen), Französisch-Guyana (812.121) und Island (609.319). Deutschland (1.878) wird von der UNESCO zwischen Indien und Puerto Rico auf Platz 134 geführt, die Schweiz auf Platz 77 (7.462 Kubikmeter). Schlusslichter sind die Vereinigten Arabischen Emirate (58), der Gazastreifen (52) und Kuwait (10 Kubikmeter).

Quelle: KIPA/pte

Datum: 18.03.2003

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