Vineyard-Pastorin Christa Gasser

«Wir stehen zu unserer eigenen Zerbrochenheit!»

Was kann eine christliche Gemeinde tun, wenn sie merkt, dass sie zunehmend von Menschen aufgesucht wird, die unter zerbrochenen Beziehungen leiden und Hilfe brauchen? Die Vineyard Bern hat darin Erfahrungen gesammelt.
Christa Gasser
Talkrunde am Forum Ehe und Familie in Bern.

Vineyard-Mitarbeiterin Christa Gasser berichtete am Forum Ehe+Familie am 13. September in Bern zusammen mit dem Ehepaar Rolf und Judith Joss über ihre Erfahrungen mit Alleinerziehenden, Geschiedenen, deren Kinder und andern Betroffenen von zerbrochenen Familien. Sie hielt dazu einleitend fest: «Zerbruch ist ein Teil unseres Lebens – aber nicht das Letzte!»

Für Christa Gasser und ihr Team sind ein paar Dinge wichtig geworden. zum Beispiel: Jede Situation ist einmalig. Es gibt kein Rezept für die richtige Hilfe. Und es sei wichtig, dass die Hilfesuchenden selbst mitteilen, welche Hilfe sie annehmen möchten. So habe sie zum Beispiel ein Zögern der Betroffenen erlebt, als sie alleinerziehende Frauen einluden, in ihre Wohngemeinschaft umzuziehen.

Wir sind bereit

Wichtig sei aber das klare Signal: «Wir sind bereit, euch zu unterstützen!» Es brauche ein Klima in der Offenheit für solche Menschen in der Gemeinde. Und auch Sensibilität dafür, was diese als hilfreich empfinden. Grosses Interesse erleben jeweils die Ferienwochen der Gemeinde, die von zahlreichen Alleinstehenden mit ihren Kindern besucht werden. Es kommt in diesen Wochen zu vielen Gesprächen über aktuelle Probleme und Lösungsmöglichkeiten.

Ebenso wichtig ist, dass die Helfer nicht den Eindruck erwecken, selbst über allen Problemen zu stehen, sondern auch zu ihren eigenen Brüchen und Problemen stehen. Aber auch, dass die Alleinerziehenden eingeladen sind, sich in ihrem Mass an andere zu verschenken. Ebenso gehöre es dazu, gar nicht erst wissen zu wollen, wer an einem Problem schuld sei. «Wir halten es als Gemeinschaft aus, nicht immer die Schuldfrage klären zu wollen», betonte Christa Gasser.

Du bist nicht schuld!

Umso wichtiger ist dem Team um Gasser, immer wieder zu betonten: «Wir stehen auf deiner Seite.» Bei Jugendlichen aus Scheidungsfamilien – auch Teenies und Heranwachsenden – sei dies besonders wichtig. Auch junge Erwachsene können durch eine Scheidung völlig aus der Bahn geworfen werden, so die Erfahrung von Christa Gasser. Sie brauchen die Unterstützung einer tragenden Gemeinschaft. Wichtig ist gerade bei Scheidungskindern immer wieder der Zuspruch: «Du bist nicht schuld an der Scheidung deiner Eltern!»

Wann ist es genug?

Kann die Unterstützung dieser Menschen nicht auch leicht zur eigenen Überforderung werden? Für die Familie Gasser stellte sich zum Beispiel die Frage, ob es noch möglich sei, zu den drei eigenen Kindern ein viertes aus einer Scheidungsfamilie an den Mittagstisch zu nehmen. In diesem Fall erlebte die Familie, dass dies für die eigenen Kinder manchmal schwierig wurde. Aber das Wissen, dass wir dies als unseren «Dienst» als Familie verstehen, hat auch den Kindern immer wieder geholfen. Dennoch ermuntert die engagierte Pastorin: «Wir dürfen nicht beim 'wir haben selber schon genug!' stehen bleiben!»

Zur Webseite:
Vineyard Bern
Forum Ehe&Familie

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Datum: 18.09.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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