„Guten Rutsch“ oder „Gottes Segen für das neue Jahr“?

Jahreswechsel
Jesus

Soll man seinen Arbeitskollegen, Freunden und Nachbarn zum Jahreswechsel eigentlich einen “Guten Rutsch” wünschen, oder empfiehlt sich doch ein eindeutigeres „Gottes Segen für das neue Jahr“?

Das deutsche Wort „Rutsch“ kommt aus dem hebräischen Wort „Rosch“, was Kopf oder Anfang heisst. Somit bedeute der Wunsch: Alles Gute zum Anfang. „Guten Rutsch“ beinhaltet also auch den Wunsch , dass Gott das Leben in seine Obhut nimmt, denn Gott war „Rosch“, der Anfang. Also ist der „Gute Rutsch“ auch nicht schlecht.

Jeder dritte Schweizer ist optimistisch für 2005

Die Optimisten überwiegen in der Schweiz klar bezüglich Erwartungen für das Jahr 2005: 30 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer erwarten ein besseres neues Jahr. 18 Prozent befürchten ein weniger gutes neues Jahr.

Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Isopublic. Die Umfrage wurde bereits im November durchgeführt. Nach dem „Seebeben“ würde diese Umfrage bestimmt anders ausfallen.

Kirchen verlieren bei uns

Die christlichen Kirchen im deutschen Sprachraum kranken an Schwindsucht. Anders sieht die Entwicklung in andern Ländern aus. Weltweit sind es 87 Prozent der Menschen die einen Glauben bezeugen. in Südostasien haben 77 Prozent, in Westafrika sogar 99 Prozent einen Glauben. Jeder dritte Erdenbürger nimmt wenigstens einmal pro Woche an irgendeiner Form von Gottesdienst teil. In Deutschland sind das gerade noch 17 Prozent.

Die Amtskirchen sind in der Krise. Die Mehrheit der Leute in unserer Gesellschaft wissen kaum noch etwas vom Christentum. Vom Kirchenbesuch ganz zu Schweigen. Das Christentum ist nicht mehr der Leim, der die Gesellschaft zusammenhält. Hat der Glaube bei uns noch Hoffnung oder sind wir nur noch ein Land mit christlichen Restbeständen?

Religion bewegt sich

Vor fünfundzwanzig Jahren hätten man sich kaum träumen lassen, dass Religion wieder so eine so grosse Rolle in der Gesellschaft spielt wie 2004. Wenn sie sogar ausschlaggebend für die Wahlen in den Vereinigten Staaten war, wie wird es damit im Jahr 2005 weitergehen? Wird es eine Wiederkehr des Religiösen im Westen als Reaktion auf den Islam geben? Gewisse Tendenzen dazu zeichnen sich bereits ab.

In Lateinamerika setzen sich charismatische Freikirchen durch. Ähnliche Entwicklungen kann man in den ostasiatischen Gesellschaften feststellen, in China beispielsweise. Zeichnet sich also eine globalen Wiederkehr des Religiösen ab?

Wenn man genauer hinschaut, dann gibt es aber auch merkwürdige Entwicklungen: 60 Prozent der jungen Japaner heiraten christlich, obwohl in Japan nur 3 Prozent Christen sind. Die meisten dieser „christlich“ verheirateten Japaner werden wohl eines Tages eine buddhistische Beerdigung anstreben. Sie haben offenbar keine Problem damit Shintoismus, Christentum und Buddhismus in ihr Weltbild zu integrieren.

Aber auch bei uns gibt es bedenkenswerte Tendenzen. Eine gut untersuchte Gruppe sind kirchentreue Katholikinnen in der Schweiz, die Sonntag für Sonntag zur Messe gehen. Unter diesen frommen Frauen nimmt kontinuierlich der Reinkarnationsglaube zu. Doch wie baut man Reinkarnationsglauben in eine klassische katholische Eschatologie ein? Das ist unmöglich.

Religiöse Entwicklungen in Europa

Die Tendenz in Europa verlief etwas anders. Der Gottesbezug wurde nicht in die Europäische Verfassung geschreiben. Andererseits: Es gibt in der erweiterten EU eine neue, komplexe Konfessionsstruktur - und man wird versuchen, Europa auf Leitbilder der römisch-katholischen Überlieferung festzulegen.

Ein neues Phänomen in vielen europäischen Gesellschaften sind pragmatische Bündnisse von religiösen Akteuren. Der Pariser Erzbischof engagiert sich für Muslime, weil beide sich von dem neuen, aggressiven Säkularismus angegriffen fühlen. Viele junge Musliminnen erleben in Frankreich die katholischen Bildungsstätten als Orte der Liberalität. Dort können sie ihr Kopftuch tragen, dort werden sie als gläubige Personen respektiert - in staatlichen Bildungsinstitutionen erfahren sie nur Unterdrückung. Das sind interessante neue Konstellationen.

Vorstellbar ist auch, dass die konservativen Gruppen im deutschen Protestantismus grösseren Einfluss auf die C-Parteien gewinnen und Moralkoalitionen bilden, die sich an den üblichen Themen wie Abtreibung, Rechte von Homosexuellen und Grenzen der Forschungsfreiheit organisieren. Eine Solche „Allianz“ zeigt sich beispielsweise in der Schweiz schon seit einigen Jahren zwischen der Eidgenössische Demokratische Union (EDU) und der Schweizerischen Volkspartei (SVP) in der Schweiz.

Ausblick

Gelegentlich stehen wir gebannt von der Überfülle der Zerstörung (Seebeben) und müde davon, dass Wünsche, Kräfte und Hoffnungen immer wieder verbraucht werden.

Es tut gut, neu anzufangen. Aber können wir neu anfangen? Woher kommt die Hoffnung und die Kraft, wenn man schon weiss, dass am Ende alles verbraucht ist? Der Neuanfang im Jahreskreislauf erinnert daran, dass ein neuer Zeitabschnitt, ein Stück unserer Lebenszeit ist – am Ende verbraucht. Und so jedes Jahr immer wieder. "Ihr wisst nicht, was morgen geschieht! Was ist schon euer Leben? Nichts als ein leiser Hauch, der – kaum ist er da – auch schon wieder verschwindet. Darum sagt lieber: Wenn der Herr will und wir leben, wollen wir dieses oder jenes tun." (Jakobus, Kapitel 4, Vers 14)

In diesem Sinne wünscht die Redaktion allen Besuchern dieser Homepage ein friedvolles Jahr 2005. Wir von Livenet.ch und Jesus.ch sind auch im neuen Jahr für Sie da. Danke an alle Beteiligten, die das ermöglichen.

Datum: 01.01.2005
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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