Wann und wie geht die Welt unter?

Welt
John Nelson Darby
Prämillennialismus
Amillennialismus
Postmillennialismus
Dispensationalismus

Immer wieder verunsichern neue Endzeitspekulationen manche Menschen. Meistens ändern sich diese Mutmassungen jedoch bald wieder und werden den neuen Begebenheiten angepasst. alle!

Jesus versprach seinen Jüngern, dass er auf diese Erde zurück kommt (Joh 14,3; Apg 1,11; Off 22,12 - 13). Die Bibel berichtet von verschiedenen Zeichen und Ereignissen, die der Wiederkunft Jesu vorausgehen werden. Dennoch ist unklar, wie alles genau geschehen wird. Immer wieder wurde versucht, die Prophezeiungen der Bibel miteinander zu verknüpfen und einen endzeitlichen Plan zu entwerfen. In allem muss man eines festhalten: Die Bibel ist kein Fahrplan, sondern sie enthält Gottes Heilsplan.

Die Bibel will aufzeigen, wie wir uns heute mit Gott versöhnen können. Sie ermutigt uns an keiner Stelle zu Spekulationen darüber, wie viel Zeit wir dafür noch haben. So sagte auch Jesus: „Den Tag und die Stunde weiss allein mein Vater“ (Mt 24,36). Dennoch bildeten sich durch die Jahrhunderte verschiedene endzeitliche Erwartungen.

Messiaserwartungen

Im jüdischen Umfeld wird der Messias meist nicht als Erlöser der einzelnen Seele angesehen. Er wird vielmehr als Herrscher betrachtet, der für Gerechtigkeit in der Gesellschaft sorgt und der Frieden zwischen den Völkern stiftet. Im jüdischen Umfeld gab es sehr viele Messiasgestalten. Einige bekannte sind Bar Kochba, Sabbatai Zwi und Rebbe Menachem Mendel Schneerson. Die jüdische Messiaserwartung erlebte im Laufe der Geschichte viele Enttäuschungen, ist aber immer noch lebendig.

Der Prämillennialismus

In den ersten drei Jahrhunderten erwarteten die Christen die baldige Wiederkunft Jesu. Sie glaubten, dass Jesus auf diese Erde zurückkommt und ein irdisches, 1000-jähriges Reich aufrichten wird (prä = vor / Millennialismus = Lehre von einem 1000-jährigen Reich). Dann werden die Gläubigen entrückt und in einem Augenblick bekommen sie einen ewigen geistlichen Leib. Anschliessend werden sie mit Jesus das 1000-jährige Reich aufrichten. In diesem Reich gehen die alttestamentlichen Verheissungen in Erfüllung, dass die Menschen und die Tiere wieder friedlich neben einander leben werden (Jes 11,6 - 9). Jesus selbst wird dann von Jerusalem aus die ganze Welt regieren. Am Ende dieses Reiches wird der Teufel noch einmal losgelassen werden, um die ganze Menschheit zu verführen (Off 20). So kommt es abschliessend zum letzten Gericht. Danach werden alle, die treu zu Gott gehalten haben, in sein ewiges Reich eingehen.

Der Amillennialismus

Ab dem 4. Jahrhundert wurden der christliche Glaube und die Kirche im römischen Reich offiziell anerkannt. Am 28. Februar 380 n. Chr. erklärte Theodosius den christlichen Glauben zur Staatsreligion. Es entstand eine christliche Staatskirche. Die Kirchenväter sahen nun die Verheissung von Offenbarung 20 in Erfüllung gehen, da der Teufel das Reich Gottes nicht mehr hindern konnte und die Kirche selbst die damalige Welt prägte. Auf dem Konzil von Ephesus (432 n. Chr.) wurde der Glaube an ein zukünftiges Reich als Aberglaube verurteilt.

Der Glaube, dass Jesus selbst auf diese Welt kommt und ein christliches Reich aufrichtet, betrachtete man als überholt. Somit entstand der Amillennialismus, der die Existenz eines irdischen, 1000-jährigen Reiches verneinte. Nach dieser Lehre wird Jesus bei seiner Wiederkunft Gericht halten. Die Menschen gehen dann entweder in die ewige Herrlichkeit oder aber in die ewige Verdammnis ein. Die Entrückung (plötzliche Hinwegname aller Christen), die Wiederkunft Jesu und das Gericht wurden als ein einziges Ereignis verstanden.

Es ist schon erstaunlich, dass die Kirche während 1000 Jahren die ganze damalige Welt prägte. Das Traurige dabei ist aber, dass sie sich dabei immer mehr von ihren Wurzeln entfernte und ihr Verständnis vom Reich Gottes sogar mit Gewalt durchsetzte. So kam es 1517 zur Reformation.

Weil dadurch die Bibel nun auch der breiten Masse in ihrer Sprache zugänglich wurde, glaubten einzelne Christen wieder vermehrt an ein 1000-jähriges Reich auf Erden. Dabei verstand man sich selbst als das neue Israel. Die Bibel legte man erneut wörtlich aus und hielt die Prophezeiungen nicht nur für bildliche und symbolische Reden.

In Münster gab sich um 1534 Jan Beuckelsson als König von Zion aus. Er führte einen sehr unmoralischen Lebenswandel und änderte die Zeiten der Feiertage. Durch dieses Ereignis mitgeprägt, hielten die Reformatoren am Amillennialismus fest. Calvin bezeichnete die Anhänger des irdischen 1000-jährigen Reiches sogar als unwissend und niederträchtig. Im 17. Jahrhundert kam die Lehre vom Prämillennialismus wieder auf. Vertreten wurde diese Vorstellung vor allem von stark bibelorientierten Christen, unter anderen von J. H. Bengel und Isaac Newton. In dieser Bewegung meinte man, den Ort und die Zeit der Wiederkunft Christi zu wissen, was sich später als Irrtum herausstellte.

Der Postmillennialismus

Unter Daniel Whitby (1638 - 1726) entstand eine neue Bewegung, der Postmillennialismus. Whitby vertrat die Meinung, das 1000-jährige Reich entstehe durch die Bekehrung aller Menschen. Er war überzeugt, das Friedensreich stehe noch aus und werde durch Mission und Evangelisation aufgerichtet. Erst nach dieser Friedenszeit käme Jesus auf die Erde zurück (post = nach).

Auch heute spricht man vielerorts von einer weltweiten Erweckung, die der Wiederkunft Christi vorausgeht. Die Bibel sagt aber auch, dass trotz weltweiter Evangelisation die Gottlosigkeit zunehmen wird (Mt 24,12 - 14).

Der Dispensationalismus

Im 19. Jahrhundert begründete John Nelson Darby (1800 - 1882) eine neue Theorie über das 1000-jährige Reich. Ausgehend vom Prämillennialismus sah er zwischen der Entrückung und der Wiederkunft Jesu eine Zeit von sieben Jahren. Nach seiner Vorstellung werden sich die Christen während der Jahre der Gerichte Gottes und des Antichristen nicht mehr auf dieser Erde befinden. Darby war es auch, der die ganze Geschichte der Menschheit in verschiedene Heilszeitalter einteilte. Seine Lehre wurde als Dispensationalismus (engl. dispensation = Heilsordnung) bekannt. Israel spielt in den Heilszeitaltern eine entscheidende Rolle, da wie im Prämillennialismus die sichtbare Herrschaft Jesu in Jerusalem erwartet wird. Diese Lehre breitete sich vor allem im europäischen Raum stark aus. Heute gibt es auch Vertreter, die glauben, dass die Entrückung erst in der Mitte der Trübsalszeit erfolgen wird.

Was es zu bedenken gibt

Alle vier Lehren werden in unterschiedlichen Formen noch heute vertreten. Jede Gruppierung bringt biblische Argumente für ihre Auslegung. Am Verständnis der Offenbarung jedoch gehen die Meinungen auseinander. Die einen sagen, die Offenbarung sei ein chronologisches Buch. Andere behaupten, in der Offenbarung seien verschiedene Visionen beschrieben, die zum Teil in Bildern und zum Teil durch Symbole das Gleiche beschreiben. Hier könnte man sich in endlosen Diskussionen verlieren. Doch letztlich weiss nur Gott, wie es ganz genau kommen wird.

Alle Theorien teilen folgende Auffassung: 1) Jesus kommt wieder. 2) Gott hat die Kontrolle über die Welt nicht verloren. 3) Gott wirbt um die Menschen, auch wenn manches Leid auf der Erde geschieht. 4) Diese Erde wird einmal untergehen, doch wird es eine neue, vollkommene Welt geben.

Gedankenanstoss

Bei manchen alttestamentlichen Verheissungen würde man nicht automatisch auf die Erfüllung schliessen, die durch das Kommen von Jesus stattfand. Auch die Jünger Jesu konnten in der Kreuzigung nicht die Erfüllung der Prophetien erkennen, bis Jesus sie ihnen selbst erklärte. So müssen auch wir mit Prophetien vorsichtig umgehen, denn Gott erfüllt sie auf seine Weise.

Die Gefahr von Endzeittheorien besteht darin, dass man aus einzelnen Bibelstellen ganze Konzepte entwickelt. Man interpretiert die Bibel und das Zeitgeschehen durch seine eigene Brille. Bibelstellen und Zeitereignisse, die den eigenen Endzeitplan stützen, werden zitiert, andere hingegen werden ignoriert. Häufig besteht auch die Gefahr, die Endzeitangst als Mittel zu gebrauchen.

Daraus lernen

Die geschichtliche Betrachtung lehrt mich, dass wir nicht selbstsicher behaupten sollen, was geschehen wird. Alle Erkenntnis ist Stückwerk – auch meine eigene.

In der Bibel werden wir aufgefordert jederzeit bereit zu sein, Jesus zu begegnen. Wir wissen zwar nicht genau was kommt, aber wir wissen wer kommt. Wenn wir die Vergebung durch Jesu stellvertretenden Tod am Kreuz für uns persönlich in Anspruch genommen haben, können wir getrost in die Zukunft blicken. Denn, wenn auch alles vergehen mag, ER bleibt.

Hanspeter Obrist ist Leiter der Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel (amzi)

Autor: Hanspeter Obrist

Datum: 04.08.2004
Quelle: idea Schweiz

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