Schafft Armut Terror?

Kofi Annan
Carmen bin Ladin
Patrick Johnstone

Armut schafft Terror. Diese Gleichung war auch im Umfeld des Weltwirtschaftsforums (WEF) zu hören. Mehr Wohlstand heisse dagegen mehr Bildung und weniger Terrorismus.

Bereits UN-Generalsekretär Kofi Annan verkündete nach jenem schwarzen 11. September 2001 diese Ansicht. Sonderlich nachhaltig ist diese Formel jedoch nicht. Ich erinnere mich an mein Gespräch mit Carmen Bin Ladin zurück, der Ex-Schwägerin Osama Bin Ladens, die mehrere Jahre in Saudi-Arabien lebte. Folgende Frage stellte ich der gebürtigen Westschweizerin: «Nach Terroranschlägen islamischer Gruppen heisst es oft, dies sei die einzige Möglichkeit um auf die eigene Armut aufmerksam zu machen und für die Freiheit zu kämpfen. Aber Saudi-Arabien ist reich?»

Es sei nicht Armut, welche arabische Nationen zu solchen Aktionen führt, antwortete mir Bin Ladin, sondern: «Es ist wegen ihrem Glauben. Die meisten der Flugzeugentführer vom 11. September waren nicht arme Leute. Sie waren gebildet, aber sie glaubten, sie müssen das für ihren Glauben tun.»

Auch Punkto Toleranz beastandete Bin Ladin: «Es gibt nur eine Möglichkeit: Den Islam. Wenn du dort Christ bist, gibt es keine Kirche für dich. Nicht weil das Geld fehlt. Saudi-Arabien finanziert in der ganzen Welt den Bau von Moscheen. Aber im eigenen Land kann niemand eine christliche Kirche bauen.» (1)

Was nützt also Bildung, wenn Hass und Intoleranz auf dem Stundenplan steht? So schrieb ein liberaler arabischer Diplomat: «Der Aufruf, die Anderen zu hassen und ihnen am Ende jeden Gebetes den Untergang zu wünschen, wird während anderer Gelegenheiten von der Behauptung überdeckt, wir seien eine tolerante Nation, die das Gute propagiert und das Schlechte verhindert. Warum aber sind unsere Taten so weit von unseren Worten entfernt? Der verstorbene saudische Philosoph Abdallah Al-Qassimi sagte wiederholt, dass ‚nichts in der Welt weiter voneinander entfernt sei, als die Worte und die Taten eines Arabers.» (2)

Das Problem ist die einschlägige Bildung, welche die Staaten ihrem jeweiligen Erziehungsdepartement vorschreiben. Ein Palästinenser, der aufgrund fehlender Mittel wenig Bildung aufweist, ist nicht stärker empfänglich für einseitige Hasstiraden als einer, der über Geld und Bildung verfügt. Was hilft es, wenn ein Geschichtsstudent in einer Bibliothek nur Zugriff auf einschlägige Literatur hat oder Zeitungen liest, die ebenfalls die gleiche Meinung vertreten?

Solche Bildung verschlimmert den Terror: Der Grossteil der 11. September-Attentäter bestand aus wohlhabenden, gebildeten Arabern. Nur solche verfügen über Mittel und Wissen, Rassismus und Hass in Terrorismus umzusetzen. Ärmere Menschen mögen zwar Vorbehalte gegenüber anderen Nationen haben, doch können sie diese kaum umsetzen - ausser sie werden von reichen Terrororganisationen unterstützt. Oder glaubt jemand die Menschen sparen, um sich anschliessend selbst in die Luft zu jagen?

Seit Ausbruch der Al-Aksa-Intifada im September 2000 sprengten sich 250 Selbstmordterroristen in die Luft. 130 davon waren Anhänger der Hamas, 70 des islamischen Dschihad, 39 der Fatah-Tanzim und sechs der palästinensischen Nationalfront. Ein Drittel dieser 250 waren Akademiker, womit der Prozentsatz Studierender unter Selbstmordterroristen ungleich höher ist, als unter der Normalbevölkerung. (3)

Es ist Selbstbetrug zu behaupten, in einem verschlossenen Land führe mehr Reichtum zu mehr Bildung und weniger Terror. Eher gilt das Gegenteil. Richtig wäre statt «blinden» Zahlungen, sich für objektive Bildung und freie Medien einzusetzen. Unter den gegebenen Regierungssystemen zwar eine kaum lösbare Aufgabe, dennoch, eine arabische Minderheit verlangt (seit längerem) öffentlich nach Reformen. Auch am WEF.

Terror schafft aber auch noch etwas ganz anderes. Womöglich hat Osama Bin Laden vielen Moslems geholfen Jesus zu finden. Dies vermutet der Missionsexperte Patrick Johnstone. (4) Seit jenem sonnigen Septembermorgen, der New York bereits in der Früh schlagartig in die Nacht zurückkatapultieren sollte, nahm die Anzahl Moslems, die nach einer Alternative suchen und diese bei Jesus Christus finden, zu.


Quellenverweis:

1. Interview des Autors.
2. MEMRI Special Dispatch: «Liberaler arabischer Diplomat: „Sind wir eine Nation, die zu Moral und Toleranz aufruft?“» 20. Oktober 2003.
3. Schneider, Aviel: «Alle zwei Wochen ein Selbstmörder» in Israel-Jahrbuch 2004, Seite 52. Jerusalem, November 2003.
4. Focusuisse: «Hat Bin Laden eine neue Suche nach Jesus ausgelöst?» in HMK, Thun, Februar 2004.

Datum: 30.01.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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