Mel Gibsons Film „The Passion” sorgt weiter für Schlagzeilen

James Caviezel spielt Jesus
Monica Belucci spielt Maria Magdalena

Kaum ein Film wurde bereits im Vorfeld der Premiere so viel diskutiert wie der „Jesus Film“ von Mel Gibson. Mel Gibson berichtet in Interviews von erstaunlichen Dingen, ja Wundern, bereits während der Dreharbeiten.

„Viele ungewöhnliche Dinge passieren, gute Dinge, versichert Gibson. Zum Beispiel: Leute wurden von Krankheiten geheilt; einige haben das Sehvermögen und das Gehör wieder erhalten. Ein anderer wurde während der Verfilmung der Kreuzigungsszene vom Blitz erschlagen, stand einfach auf und ging weiter. Es ist interessant, welche Kraft allein im Script steckt.“

Epileptisches Mädchen beschwerdefrei

„Es gab sogar den Fall, dass ein sechsjähriges Mädchen, Tochter von jemanden, der mit der Film-Crew zu tun hatte, seit einem Monat nun keine epileptischen Anfälle mehr hat. Sie hatte bislang bis zu 50 epileptische Anfälle pro Tag, seit über einem Monat ist sie ohne Beschwerden.“ Gibson ist erstaunt, wie dieser Film die meisten Darsteller in der einen oder anderen Weise tief und persönlich berührt hat. „Das macht echte Hoffnung, es ist echt - wow! - und es geschieht wirklich!“, sagt Gibson.

Hoffnung für eine zerrissene Welt

Jim Caviezel, der die Rolle von Jesus im Film spielt, ist überzeugt, dass es der Heilige Geist war, der ihn so geführt hat, diese Rolle zu spielen. „Es ist mir wichtig, den Charakter von Jesus so darzustellen, wie Gott das will“, meint er. Und: „Mel Gibson stellt auch die Gewalt der ganzen Sache so realistisch dar, dass - glauben sie mir! - manche das nicht mit ansehen werden können und hinausgehen müssen, garantiert! Aber viele werden bleiben und die Wahrheit der ganzen Sache wird in ihnen zu dämmern beginnen“, so Caviezel. „In einer Welt, in der bald jeder dem anderen an die Kehle geht, mit so viel Aufruhr, hat dieser Film eine ziemlich gute Botschaft, die sehr aktuell ist. Eine enorme Botschaft von Glauben, Hoffnung, Liebe und Vergebung, die Menschen auf sehr profunde Weise berühren und irgendwie verändern wird. Ich persönlich glaube, dass es keine bessere Botschaft gibt als die, die in diesem Film enthalten ist“, so Gibson.

Die rumänische Schauspielerin Maia Morgenstern ist Jüdin, Tochter eines Holocaust-Überlebenden und wohnt in Bukarest, wo sie gelegentlich antisemitische Äusserungen zu hören bekommt. Daher wunderten sich europäische Journalisten, als sie erfuhren, dass die eindrucksvolle Schauspielerin die Rolle der Mutter Jesu in dem kontroversen Film von Mel Gibson, "The Passion“, über die letzten zwölf Stunden im Leben Jesu Christi, übernommen hatte.

Kritiker haben das hyperrealistische Drama als eine moderne Version des mittelalterlichen Passionsspiels, in dem die Juden für den Tod Jesu verantwortlich gemacht werden, scharf angegriffen. Doch die 41-jährige Maia Morgenstern sieht den Film nicht als antisemitisch an. Es stimme zwar, dass der ‚Bösewicht’ der jüdische Hohepriester Kaiphas sei, doch stelle er ganz deutlich das Regime dar, nicht das jüdische Volk. „Regimes haben in der Geschichte stets Individuen mit revolutionären Ideen verfolgt“, sagte sie in ihrer Bukarester Wohnung, wie das „Jewish Journal of Greater Los Angeles“ berichtet.

Die rumänische Schauspielerin meint, „The Passion“ sei gegen solche Unterdrückung: „Es geht darum, dass Leute offen darüber sprechen können, was sie glauben und denken. Der Film kritisiert den Irrsinn von Gewalt und Grausamkeit, die sich wie eine Krankheit verbreiten können, wenn sie nicht kontrolliert werden.“

Die Familie von Maia Morgenstern erlebte solche Gewalt im Zweiten Weltkrieg: Ihr Grossvater verschwand nach der Verhaftung in Transnistrien, ihr Vater überlebte Arbeitslager der Nazis und der Stalinisten.

Während ihres Aufwachsens in Bukarest erlebte Maia Morgenstern selbst den Antisemitismus. Als sie neun Jahre alt war, nannte ein Klassenkamerad sie „Jidan“, ein Schimpfwort für Juden. „Doch ich wusste von nichts, kam nach Hause und fragte meine Mutter: „Wer ist ein Jidan?“.

Nachdem ihre Mutter sich bei der Schulleitung beschwert hatte, setzte ihre Lehrerin sie der Klasse gegenüber und erklärte, dass sie nicht anders war als andere Schüler auch. „Doch das verletzte mich noch mehr, denn mir wurde klar, dass sie ihnen versichern musste, dass ich eine Person wie jede andere auch war“, sagte sie.

Doch trotz allem war Maia bald stolz, Jüdin zu sein; ihre Eltern, die Mathematiker waren, lehrten sie jüdische Geschichte und Philosophie. Als sie etwa 15 Jahre alt war, wurde sie neugierig auf den Ritus und begann, die Bukarester Synagoge zu besuchen.

„Ich verliebte mich in den Klang des Hebräischen“, sagte Maia, die am grössten jüdischen Festtag Yom Kippur in die Synagoge geht.

Als sie knapp 19 war, ging sie zur Probe zum Staatlichen Jüdischen Theater und begann, in Stücken auf Jiddisch aufzutreten. Im Jahr darauf wurde sie in die prestigeträchtige Bukarester Film- und Theaterakademie aufgenommen und bekam ihre ersten Filmrollen.

Bereits früh in ihrer Karriere „erhielt ich Ratschläge: ‚Vielleicht solltest du deinen Namen ändern, denn Morgenstern ist nicht sehr rumänisch, und vielleicht werden Zuschauer ihn nicht aussprechen können.’“

Als sie im Jahre 1993 den begehrten europäischen Felix-Preis erhielt, höhnten einige Beobachter: „Natürlich hat sie ihn gewonnen, sie ist doch jüdisch.“

Die Schauspielerin spielte am Bukarester Nationaltheater sowie in über 30 osteuropäischen Filmen. Unter anderem schlüpfte sie in die Rolle von Edith Stein - Jüdin, Ordensfrau und 1998 selig gesprochene Märtyerin - in Maria Meszaros Film "The Seventh Room".

Zwischen den Dreharbeiten, die genau ausserhalb der Lagertore stattfanden, durchsuchte Maia – die sich für die Rolle den Kopf rasierte - Listen der Nazis, und entdeckte, dass ihr Grossvater im Lager gestorben war.

„Das hat meine Performance sehr beeinflusst“, sagte sie. „Es hat mir eine Art von Motivation gegeben, dass ich irgendwie die Gewalt durch die Waffe meiner Kunst bekämpfen konnte.“

Aufmerksamkeit von Mel Gibson geweckt

Offenbar war es ihre Performance als Edith Stein, die Mel Gibsons Aufmerksamkeit geweckt hat, doch war sie so in die Proben für ein Stück von Gogol vertieft, dass sie im vergangenen Jahr zunächst einige Nachrichten auf dem Anrufbeantworter vom Leiter des Casting ignorierte.

Sie nahm an, dass der Filmemacher Osteuropa nach einer Schauspielerin für eine Nebenrolle durchsuchte und nahm die Anfrage nicht so recht ernst.

Sie änderte ihre Meinung erst, als Mel Gibson – dessen Arbeit sie stets bewundert hatte – ihr sofort das Script zusandte und sie nach Rom fliegen liess, um sich mit ihr zu treffen.

„Es war der Tag nach meiner Premiere im Theater und ich war erschöpft, doch voller Emotionen“, erinnert sie sich. „Mein Herz war am Bersten“.

Als sie in sein Pre-Production-Office in den römischen Studios von Cinecittà hineinspazierte, war ihr erster Eindruck der „von einem Mann, der äusserst enthusiastisch und vertrauensvoll über seine künstlerische Sichtweise war“.

Er bat sie nicht, aus dem Script auf Aramäisch, Latein und Hebräisch vorzulesen, sondern plauderte mit ihr über die Gogol-Premiere.

„Wir begannen ein Gespräch wie zwei Schauspieler, und wir redeten und redeten, bis der Casting Director uns unterbrach und sagte: ‚Ich muss es wissen, wie ist Ihre Entscheidung über Ms. Morgenstern?’“, erzählt sie. „Mel Gibson antwortete: ‚Natürlich nehme ich sie – nun bitte, Maia, erzähl mir weiter von der Premiere!’“.

Als Maia Morgenstern im November 2002 zu den Dreharbeiten ankam, merkte sie gleich, dass Gibson ein Regisseur ist, „der genau weiss, was er will“. Er geht mit seiner Kunst keine Kompromisse ein, und er respektiert die Schauspieler sehr.“

Mel Gibson war mit ihrer Interpretation ihrer Rolle als „einer Mutter, die ihr Kind verliert“ einverstanden. Er war ihr sehr wohl gesonnen, als sie mitten in der viermonatigen Drehphase merkte, dass sie ein drittes Kind erwartete.

Im Laufe des Drehens, unterstreicht Maia Morgenstern, hat sie keine einzige Szene als antisemitisch empfunden. Charaktere wie Maria und Johannes sind sympathische Juden, und Gibson „erlaubte mir, Vorschläge zu machen, die auf meiner jüdischen Kultur begründet waren“, sagte sie.

In der Szene, in der Maria erfährt, dass Jesus verhaftet worden ist, war es Maias Idee, die Passah-Frage zu flüstern: „Warum ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte?“

Wenn Reporter, die auf das Set kamen, fragten, warum eine jüdische Schauspielerin die Mutter Jesu spielte, entgegnete sie: „Ich habe die Klytemnestra in der 'Oresteia’ gespielt, doch dass bedeutete nicht, dass ich meinen Mann ermordet habe. Und soweit ich weiss, war Maria eine jüdische Frau, deshalb glaube ich, dass es etwas recht Normales ist.“

„Wir haben hart gearbeitet, doch es war eine sehr entspannte Atmosphäre. Wir waren Schauspieler aus aller Welt, und die Stimmung war eine des Teilens, wie bei jedem Kulturaustausch. Und wir haben Witze und Gags gemacht. Mel Gibson kam einmal mit einer roten Clownnase an und fragte mich: ‚Würdest Du die bitte für deinen Close-Up aufsetzen?“.

Nachdem Maia Morgenstern im Jahre 2003 nach Hause zurückkehrte, sagte sie, dass sie einmal einen Artikel der New York Times bezüglich der Kontroverse über „The Passion“ las, doch von dem Konflikt insgesamt relativ wenig mitbekommen hatte.

„Darüber bin ich sehr besorgt, denn ich möchte, dass dieser Film von vielen, vielen Leuten gesehen wird“, sagt Maia Morgenstern. "Trotz des Bluts und der Gewalt ist es ein schöner Film. Ich glaube, er vermittelt eine wichtige Botschaft, eine Botschaft des Friedens."

Quellen: Freitagsfax/ www.passion-movie.com / www.stjosephsmen.com /Zenit

Datum: 08.11.2003

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