Internationaler Drogenring gesprengt: Britische Polizei fand Milliarden an Drogengeldern

Der Erlös der verbotenen Drogen wird hauptsächlich für exzessiven Konsum vergeudet.
Experten schätzen den weltweiten Jahresumsatz von Drogen auf durchschnittlich 400 Milliarden US-Dollars

London. Britische und kolumbianische Ermittler haben am Wochende eine internationalen Drogen- Geldwäscherring gesprengt. Dabei stellten sie Wertpapiere für umgerechnet rund 6,2 Milliarden Euro sicher. Nach Angaben der britischen Polizei wurden im Zuge verschiedener Polizeiaktionen 17 Personen festgenommen, davon 13 in England, zwei in Kolumbien und zwei in Ecuador. In mehreren Londoner Wohnungen seien ausserdem Wertsachen, Autos und Häuser im Wert von sieben Millionen Pfund sowie grössere Mengen an Drogen entdeckt worden

Man prüfe noch, ob die beschlagnahmten US-Staatsanleihen echt sind. Sie haben einen Nennwert von sechs Milliarden Dollar. Sollte sich die Echtheit der Papiere bestätigen, wäre dies eine der grössten Beschlagnahmen aus kriminellen Geschäften in der Geschichte. Zudem seien andere Vermögenswerte im Wert von rund sieben Millionen Pfund Sterling gefunden worden, die vermutlich den Drogenhändlern gehörten.

Umfang und Reichweite des Drogenhandels

Der Drogenweltumsatz wird von Experten auf durchschnittlich 400 Milliarden US-Dollar geschätzt. Neben Erdöl und Waffenhandel ist er somit das grösste "Handelsprodukt" der Weltwirtschaft.

In Russland hat der Drogenhandel neu einen Jahresumsatz von zehn Milliarden US-Dollar erreicht. Das berichtete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Staatliche Komitee für Drogenkontrolle und psychotropischen Substanzen. Ungefähr vier Millionen Russen sind laut Viktor Tscherkessow, Vorsitzender des Komitees, drogenabhängig. Wo führt das noch hin? Hat die Mafia zusammen mit dem Waffen-, Menschen- und Organhandel etwa die ganze Welt im Griff?

Zwar hat die US-Regierung dem Drogenhandel- und Konsum seit Jahren offiziell den Kampf angesagt und führt seitdem mit hohem propagandistischen, materiellen und sogar militärischen Aufwand einen "Drogenkrieg". Noch ist der US-Markt mit Abstand der grösste: ca. 60 % aller in der Welt illegal erzeugten Drogen werden laut Dr. Jochen Hippler, Politikwissenschaftler und Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) an der Universität Duisburg, in den USA konsumiert. Dort habe es über sechs Millionen regelmässige Kokainkonsumenten und rund eine halbe Million Heroinabhängige. US-Bürger geben laut Hippler selbst nach sehr zurückhaltenden Schätzungen mindestens doppelt so viel Geld für Drogen aus, wie für Erdöl- und Erdölprodukte.

Der Drogenkrieg wird überwiegend in der Dritten Welt ausgetragen, vorzugsweise in Lateinamerika. Doch setzt sich die Drogenmafia laufend über die Grenzen hinweg ab und operiert mit Hilfe des Internets weltweit vernetzt aus ihren Verstecken heraus - nun auch in Russland, China und Japan.

Auch terroristische Gruppierungen, wie die al Q`aida, nutzen Drogenerlöse zur Finanzierung ihrer Aktivitäten, meldet der Bundesnachrichtendienst. Der internationale Drogenhandel sei das bedeutendste Deliktfeld der Organisierten Kriminalität. Hier werden mehr als die Hälfte aller weltweiten Umsätze der Mafia getätigt.

Wohin das Drogengeld fliesst

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung über südamerikanische und asiatische Drogenkönige bekommen die Länder, welche die illegalen Drogenpflanzen anbauen, nicht den Löwenanteil der Profite aus dem Drogenhandel, berichtet die UNO. Nur ein Prozent des Geldes, das letztendlich von Drogenkonsumenten bezahlt wird, wird als landwirtschaftliches Einkommen in Entwicklungsländern verdient. Die übrigen 99 Prozent werden an verschiedenen anderen Punkten entlang der Drogenhandels-Kette verdient. Schätzungsweise 90 % der Gesamteinnahmen verbleiben in den Konsumentenländern.

Im Teufelskreis des schmutzigen Gelds

Der Teufelskreis, in dem sich unsere Welt bewegt ist fast undurchdringlich geworden. Schmutziges Geld regiert, terrorisiert, verführt Menschen, bindet und tötet sie mit Drogen. Alte Erkenntnis bestätigt sich: Die Bibel beschreibt es so „Geldgier ist die Wurzel allen Übels ...(1. Timotheus 6, 10).“ Die Welt krankt daran. Die Auswirkungen sind fatal. Das Drogengeld fliesst nicht etwa in die Wirtschaft. Vielmehr ist der Effekt der Rauschgiftproduktion für Wirtschaft und Gesellschaft deutlich destabilisierend. Damit werden nicht viele zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, obwohl die illegalen Anpflanzungen arbeitsintensiv sind. Der Erlös der verbotenen Drogen werde hauptsächlich für exzessiven Konsum vergeudet. Mit anderen Worten: Er fliesst ins Sexgeschäft. Immer wenn der Drogenhandel an Bedeutung gewinnt, mehren sich auch Gewaltverbrechen, die Rechtsstaatlichkeit ist in Gefahr und Korruption schwächt das politische System.

Autorin: Redigiert und Modifiziert durch Antoinette Lüchinger
Quellen: Livenet, Zenit, Interfax, Moskauer Deutsche Zeitung, Bundesnachrichtendienst, Website Dr. Jochen Hippler, dpa, Reuters.

Datum: 08.09.2003

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