Wie viel Leiden kann man einem Frühgeborenen zumuten?

Frühgeborene

Zürich. Ist es ethisch gerechtfertigt, ein Frühgeborenes am Leben zu erhalten, wenn es später mit grosser Wahrscheinlichkeit schwer behindert sein wird? Wie lässt sich entscheiden, ob der Tod einem Überleben mit schweren Behinderungen vorzuziehen ist? Wann genau ist das noch zumutbare Mass des Leidens überschritten, dem ein Frühgeborenes dank den Fortschritten der Medizin hilflos ausgeliefert ist?

Um in solchen Fragen moralisch verantwortbar entscheiden zu können, formierte sich auf der neonatalen Intensivstation des Universitätsspitals Zürich (USZ) vor sieben Jahren eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe. Diese entwickelte zusammen mit Ruth Baumann-Hölzle, Leiterin des privaten Instituts «Dialog Ethik», ein Modell zur Entscheidungsfindung.

Jetzt stellten die Beteiligten das nun in Buchform erschienene «Zürcher Modell» vor, dessen Praxistauglichkeit eine vom Institut für angewandte Psychologie (IAP) der Universität Zürich durchgeführte Studie bestätigt hat. Das Modell orientiere sich weder an äusseren Richtlinien, noch delegiere es schwierige Entscheide an einen Chefarzt. Nicht das Überleben sei oberstes Ziel, sondern der Respekt vor dem Frühgeborenen als Person, wie die Theologin und Ethikerin Ruth Baumann-Hölzle ausführte.

Das Buch «An der Schwelle zum eigenen Leben. Medizinethischer Arbeitskreis Neonatologie des Universitätsspitals Zürich», herausgegeben von Dialog Ethik (Verlag Peter Lang, Bern 2002. 181 S., Fr. 49.-) wird heute öffentlich vorgestellt werden. Termin am 11. Juni, 20 Uhr, Universitätsspital Zürich, Gloriastrasse 29, Grosser Hörsaal Ost.

Datum: 11.06.2002
Quelle: ERF Schweiz

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