Türkei: Übertritt vom Islam gestattet

Union Kirche in Istanbul.

Das staatliche Religionsamt der Türkei erklärt Übertritte vom Islam zu anderen Religionen offiziell für erlaubt.

Neben der göttlichen Strafe sehe der muslimische Glauben keine weltliche Strafe für den Abfall vom Glauben vor, heisst es in einer veröffentlichten Fatwa, einem islamischen Rechtsgutachten. "Der Prophet (Mohammed) hat niemandem seinen Glauben aufgezwungen; er hat gegen Andersgläubige nie Gewalt angewendet", so das Gutachten. Davon gebe es "keinerlei Ausnahmen, auch nicht für Konvertiten vom Islam". Das Religionsamt tritt in der Türkei als oberster Glaubenshüter des Islam auf.

Erleichterung für Christen?

Die Fatwa könnte die Lage der türkischen Christen und insbesondere der Protestanten im Land erheblich erleichtern. Christen, die vom Islam übergetreten sind, werden in der türkischen Öffentlichkeit oft angefeindet oder bedroht. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder tätliche Angriffe auf Christen, denen Missionstätigkeit vorgeworfen wurde.

Unter anderem wurden im vergangenen Jahr im osttürkischen Malatya drei Protestanten brutal ermordet. Die protestantischen Kirchen in der Türkei forderten daher seit langem eine öffentliche Erklärung des Religionsamtes, dass Mission und Konversion nicht verboten sind.

"Keine Todesstrafe für Religionswechsel"

Die Fatwa des Religionsamtes beschäftigt sich insbesondere mit Vers 137 der koranischen Nisa-Sure. "Siehe, diejenigen, welche glauben und hernach ungläubig werden, dann wieder glauben und dann noch zunehmen an Unglauben, denen verzeiht Allah nicht und nicht leitet Er sie des Weges", heisst es dort.

Die verbreitete Annahme, dass der Koran eine Todesstrafe für den Abfall vom Glauben vorsehe, werde damit klar widerlegt, so das Rechtsgutachten. Ansonsten wäre es ja unmöglich, dass jemand zum Glauben zurückkehrt und ein zweites Mal davon abfällt, wie in dem Vers beschrieben.

Datum: 17.04.2008
Quelle: Kipa

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