«Kirche im ständigen Erneuerungsprozess»
Das Kirchenparlament verabschiedete am Mittwoch nahezu einstimmig eine Entschliessung, in der es um "die Besinnung auf Wesen und Auftrag der Kirche" geht. Diese führe in der gegenwärtigen Umbruchzeit zur Konzentration und inhaltlichen Profilierung kirchlichen Handelns, heisst es in der "Kundgebung".
Der Text mit dem Titel "evangelisch Kirche sein" setzt theologische Akzente im Reformprozess, der im vergangenen Jahr vom Rat der EKD mit dem Impulspapier "Kirche der Freiheit" angestossen worden war. "Die evangelische Kirche ist eine Kirche der Freiheit, die in einem ständigen Erneuerungsprozess lebt", heisst es in der Entschliessung.
Nicht mehr zurück
Vor dem Hintergrund rückläufiger Mitgliederzahlen und schrumpfender Finanzen hatten die 120 Delegierten aus 23 Landeskirchen kontrovers über die Zukunftsperspektiven der Kirche debattiert. Der eingeleitete Reformprozess könne nicht mehr rückgängig gemacht werden, bilanzierte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber in einem epd-Interview. Die Konzentration auf Kernaufgaben und auf das Grundverständnis von evangelischer Kirche sei durch die Synode gestärkt worden. Das Kirchenparlament habe in Dresden seinen Platz im Reformprozess bestimmt. Die Tagungsleiterin Barbara Rinke sagte, es gehe darum, gemeinsames Reden, Handeln und Leiten zu stärken.
Es geht um geistliche Qualität
Zu den notwendigen Reformanstrengungen zählt das Kirchenparlament die Schärfung der theologischen Kompetenz und geistlichen Qualität kirchlichen Handelns. Die Vielfalt gemeindlicher Angebotsformen soll erweitert werden, die religiöse Bildung in allen Lebensphasen gestärkt werden. Der "einladende Charakter der evangelischen Arbeit" soll nach dem Willen der Synode mehr unterstrichen werden. Ausserdem soll sich die Kirche stärker um die ihr "Fernstehenden" und "Distanzierten" bemühen. Die Reformschritte sollten auch die Begegnung und Auseinandersetzung mit anderen Religionen umfassen.
Viele Stimmen, viele Ebenen
Angesichts der Vielstimmigkeit des Protestantismus empfahl die Synode eine bessere Abstimmung zwischen den verschiedenen kirchlichen Ebenen über gemeinsames Reden in der Öffentlichkeit. Auch soll eine Landkarte der Kompetenz- und Dienstleistungszentren erstellt werden, die EKD-weit genutzt werden können. Zudem befürwortet das Kirchenparlament die Bildung einer gemischten Kommission. Diese soll das Verhältnis der EKD-Organe Rat, Kirchenkonferenz und Synode überprüfen. Die Stärkung der EKD soll durch eine Stärkung aller EKD-Organe geschehen, wird empfohlen.
Gegen Dammbruch bei der Stammzellenforschung
Im Streit über die Stammzellforschung bekräftigte die Synode ihre restriktive Haltung. Eine einmalige Verschiebung des Stichtages sollte nur zulässig sein, wenn die Grundlagenforschung wegen der Verunreinigung der Stammzelllinien nicht fortgeführt werden könne, so das Kirchenparlament. In einem nach kontroverser Aussprache gefassten Beschluss heisst es, vorstellbar sei nur eine Verschiebung auf einen bereits zurückliegenden Stichtag. Vorrang sollte die ethisch unbedenkliche Forschung mit adulten Stammzellen haben. Bisher darf in Deutschland nur mit embryonalen Stammzellen geforscht werden, die aus dem Ausland importiert und vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden.
Sprudelnde Kirchensteuern
Die Synode verabschiedete auch den EKD-Haushalt 2008. Dieser sieht Einnahmen und Ausgaben in Höhe von rund 171 Millionen Euro vor. Damit liegt das Volumen um fünf Millionen Euro unter dem des laufenden Jahres. Grösster Einzelposten ist mit 44,9 Millionen Euro die kirchliche Entwicklungsarbeit.
Für 2007 rechnet die evangelische Kirche laut EKD-Ratsmitglied Winterhoff infolge der guten Konjunktur mit einem Plus von acht Prozent bei den Kirchensteuern. Im vergangenen Jahr nahmen die 23 evangelischen Landeskirchen fast vier Milliarden Euro Kirchensteuern ein, im Jahr davor waren es 3,6 Milliarden Euro. Trotz der erfreulichen Entwicklung werde die Kirche an ihrem Konsolidierungskurs festhalten, betonte Winterhoff.
Nächstes Jahr: Klimadiskussion
Die Tagung der EKD-Synode in der sächsischen Landeshauptstadt hatte am Sonntag begonnen. Sie endete am Mittwochabend mit einem Gottesdienst in der Dresdner Frauenkirche. Das Kirchenparlament ist das höchste Entscheidungsorgan der EKD, die rund 25,4 Millionen Protestanten in Deutschland repräsentiert. Das nächste Synodentreffen im November 2008 in Bremen steht unter dem Arbeitstitel "Schöpfung bewahren - Klimaschutz und Klimawandel am Beispiel Wasser".
Links zum Thema:
Kundgebung der EKD-Synode - das Dokument im Wortlaut
Detaillierte Berichte auf der EKD-Homepage
Datum: 09.11.2007
Quelle: Epd