Die andere Prävention

«Die Leute schätzen sich bei Alkohol massiv falsch ein»

Der Verein «Endless Life» setzt sich für Drogen- und Alkoholsüchtige ein. Mehr als die Hälfte des Teams blickt selbst auf eine Suchtvergangenheit. Dies schafft eine Nähe und einen anderen Zugang zu den Betroffenen sowie ein besseres Verständnis für ihre Lage. Vor kurzem war ein Team am Open Air St. Gallen im Einsatz und stellte einmal mehr fest: «Die Leute schätzen sich bei der Alkoholpromille massiv falsch ein.»
Thomas Feurer von «Endless Life» im Gespräch: Die Arbeit der Organisation findet hauptsächlich auf der Strasse statt.
Thomas Feurer (links) am Open Air St. Gallen

«Wir bieten die 'andere Prävention' an», verspricht der Verein «Endless Life» auf seiner Webseite und begründet: «Wir sind Experten mit eigenen Erfahrungen im Suchtbereich.» Zudem werden die Mitarbeiter aus- und weitergebildet. «Wir sind in der Lage, über die Gefühls- und Gedankenwelt suchtbetroffener Menschen Auskunft zu geben und haben unvergleichliches Anschauungsmaterial. Es geht uns darum, Kinder und Jugendliche rechtzeitig zu erreichen und den betroffenen Eltern die Fragen zu beantworten.»

Die Mitarbeiter arbeiten nicht in diskreten, getäfelten Räumen mit schweren Teppichen. «Wir sind auf der Gasse im Einsatz – da, wo der Drogenkonsum stattfindet. Mitten in der Drogenszene möchten wir helfen und dienen. Und weil wir neben der Präventionsarbeit auch mitten im Geschehen tätig sind, sind wir bezüglich Veränderungen in der Drogenszene immer auf dem Laufenden.»

Livenet unterhielt sich mit Thomas Feurer, dem Leiter von «Endless Life».

Livenet: Thomas Feurer, «Endless Life» war kürzlich am Open Air St. Gallen – wie sieht die Bilanz aus?
Thomas Feurer:
Wir waren mit sieben Leuten aus dem Team unterwegs. Die Reaktionen waren sensationell. So viel Dank und Freude entstand allein durch unsere Präsenz und das Angebot, Tests mit Alkoholmessgeräten durchführen zu können. Die Leute schätzten sich bei der Alkoholpromille massiv falsch ein und waren um die «Ernüchterung» froh. Gemessen wurden bis 3,9 Promille und auch der Notfallarzt ist zum Einsatz gekommen.

Wie arbeitet «Endless Life» generell?
Je nach Auftrag. Wir bieten viel Hilfe an und haben ein sehr breites Angebot. Wichtig ist, dass wir nahe am Menschen dienen und den Zugang zu unseren Angeboten sehr niederschwellig halten.

Ist die Suchtproblematik grösser geworden in den letzten Jahren, auch wenn es scheint, als wäre es in den Medien ruhiger geworden?
Ja, vor allen im Bereich der Benzodiazepine und der Aufputschmittel.

Welche Momente bewegen Sie besonders in Ihrer Arbeit?
Wenn Menschen erfahren, wie Gott eingreift... und wenn Menschen frei werden. 

Was ist Ihr Herzensanliegen?
Dass wir finanziell stärker werden, um effektiver und noch besser Hilfe leisten können.

Gibt es Geschichten, wo Sie jemandem geholfen haben, der dadurch anschliessend selbst zum Mitarbeiter bei Ihnen wurde?
Ja, natürlich, das sind mehr als die Hälfte der aktuell aktiven «EndlessLifer».

Planen Sie weitere Zweige in anderen Kantonen?
Nur wenn wir mehr Finanzen erhalten und ich mindestens 150 Stellenprozente vergeben könnte... sonst ist es nicht zu stemmen.

Zur Webseite:
Endless Life


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Datum: 18.07.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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