Die ultimative Kirchen-Challenge

Besuchen Sie regelmässig einen Gottesdienst!

Lange war es unter Christen einfach normal: Sonntags sass man im Gottesdienst. Wer nicht gerade im Krankenhaus lag, der war einfach da. Diese Selbstverständlichkeit – mit all ihren schönen und auch druckvollen Seiten – gibt es nicht mehr. Sie kann aber einer positiven Herausforderung weichen, einer Challenge: Besuchen Sie regelmässig einen Gottesdienst, denn es lohnt sich.
Im Gottesdienst

Auch wenn das Klischee anders aussieht: Ein regelmässiger Gottesdienstbesuch ist längst nicht nur durch Tradition oder gar Druck geprägt. Für viele Christen war und ist er immer noch zentraler Bestandteil ihrer Woche. Sie freuen sich auf den Gottesdienst und besuchen ihn gern und oft. Damit gehören sie allerdings einer aussterbenden Art an, denn immer weniger Christen bei uns in Westeuropa besuchen einen Gottesdienst. Wer jetzt mahnend den Zeigefinger erhebt und Hebräer, Kapitel 10, Vers 25 zitiert: «Verlasst nicht die Versammlungen, denn das Ende ist nah», der hat zum einen den Bibelvers falsch zitiert und verstanden und zum anderen ist es mehr als fraglich, ob sich auch nur eine Person so zu einem fröhlichen Gemeindegänger entwickelt.

Der Trend geht weg vom Gottesdienstbesuch

Die Statistik ist in Westeuropa sehr deutlich: Die grossen Landeskirchen schrumpfen Stück für Stück. In Deutschland ist nur noch rund die Hälfte der Bevölkerung überhaupt Mitglied einer Kirche. Doch wer dachte, dass dann die ernsthaften Nachfolger übrigbleiben würden, sieht sich getäuscht. Von 23,3 Millionen Katholiken in Deutschland besuchten 2017 nur knapp zehn Prozent die Gottesdienste. Bei den 21,5 Millionen Protestanten sind es knapp über drei Prozent. Tendenz fallend.

An dieser Stelle könnten jetzt die Freikirchen mit ihrem höheren Grad der Verbindlichkeit punkten. Doch auch diese Rechnung geht nicht auf. Während grosse Events durchaus Besucherrekorde verzeichnen, geht der klassische Gottesdienstbesucher nicht mehr so regelmässig wie früher in seine Kirche und Gemeinde. Der Trend geht zu einem vierzehntägigen Rhythmus. Frequenz sinkend.

Neue Formen – neue Möglichkeiten

Natürlich sind dies «nur Zahlen». Und tatsächlich etablieren sich neben den klassischen Gottesdiensten zahlreiche neue Formen: von Fernsehgottesdiensten bis hin zu virtuellen Hauskreisen im Internet. Es entwickeln sich neue kommunitäre Lebensformen. Und immer wieder realisieren Christen: Wir brauchen gar nicht zur Kirche zu gehen – wir sind Kirche. Damit hat sich der Gottesdienstbesuch von einer nicht hinterfragbaren Tradition zu einer bewussten Entscheidung für ein «Leben gegen den Trend» hin gewandelt. Doch tatsächlich lohnt er sich immer noch…

Gottesdienst lohnt sich

Die Automarke Opel macht seit einiger Zeit Werbung, um ihr verstaubtes Image abzulegen. Mit Slogans wie «Umparken im Kopf» will sie alte Vorurteile hinterfragen. Solches Umdenken kann auch beim Gottesdienst hilfreich sein:

  • Mein Gottesdienst ist kein Termin. – Wenn ich den Sonntagvormittag als zusätzlichen Termin zu all dem begreife, was mich die ganze Woche über belagert und in Beschlag nimmt, dann fällt er leicht aus. Immerhin ist er – im Gegensatz zu den meisten anderen Terminen – rein freiwillig. Dabei kann er Oase in der Wüste sein, Zeit zur Entschleunigung, ein Treffen mit meinem besten Freund.
  • Ich will nichts bekommen. – Es ist sehr anstrengend, mich vom Betreten der Gemeinderäume an darauf zu polen, dass jetzt alle anderen dafür da sind, damit ich nachher gesegnet nach Hause gehe. Anstrengender, als wenn ich mit offenen Augen in meiner Gemeinde bin und mich frage, wo ich heute mit einem Menschen eine echte Begegnung haben und ihn segnen kann.
  • Ich bin offen für neue Perspektiven. – Viele Christen sind von der Sehnsucht beseelt, ein tieferes geistliches Leben zu führen und im Glauben zu wachsen. Wer dies jedoch Woche für Woche aus den eigenen spirituellen Ärmeln schütteln will, der kann fast nur Schiffbruch erleiden. Gottesdienste bilden einen guten Anlass, neue Perspektiven zu entdecken und regelmässigen Input zu bekommen.

Diese Liste lässt sich um viele andere Gedanken ergänzen. Die Grundidee dahinter ist immer, dass Gottesdienst eben kein Pflichtprogramm ist, sondern ein Ort des Segens sein kann.

Die grossen Missverständnisse mit dem Gottesdienst

In diesem Zusammenhang müssen zwei Missverständnisse dringend angesprochen werden, die das Gottesdienstverständnis von Christen stark beeinflussen. Beide entscheiden oft zwischen Freude und Pflicht oder Kommen und Wegbleiben.

  • Im Gottesdienst dienen Christen Gott. Stimmt das wirklich? Ich bezweifle es. Gott wartet nicht im himmlischen Thronsaal darauf, Sonntag für Sonntag die Lieder und Gebete seiner Kinder zu hören, die sich in «seinem Haus» versammeln. Er rechnet nicht mit unserer Leistung oder unseren Werken (so wie Luther sie im negativsten Sinne charakterisiert hat). Tatsächlich dient in Gottesdiensten viel eher Gott uns.
  • Im Gottesdienst begegnen wir Gott. Auch das ist grösstenteils falsch. Um Gott zu begegnen, brauchen wir keinen Gottesdienst. Das können wir allein, mit der Bibel in der Hand, beim Spazierengehen oder sonst irgendwann im Alltag. Tatsächlich begegnen wir im Gottesdienst in erster Linie unseren Mitchristen. Wir verbringen Zeit miteinander vor Gott. Wir segnen und unterstützen uns und wir reiben uns und fordern einander heraus.

Es gibt kein elftes Gebot: Du sollst den Gottesdienst besuchen. Gut so! Aber trotzdem ist es gegen den Trend eine echte Chance zu Wachstum und Gemeinschaft. Sicher ist es nicht immer leicht, aber es ist eben eine Challenge: Besuchen Sie regelmässig einen Gottesdienst, es lohnt sich.

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Datum: 10.02.2019
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / statista.com / welt.de / idea.de

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