Im Kampf gegen Menschenhandel

Wie sich eine freikirchliche Gemeinde engagiert

Die kirchliche Gemeinschaft Vineyard in Bern wird im Kampf gegen den internationalen Menschenhandel aktiv. Dazu hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet. Debora Gasser ist eine der Initiantinnen der Kleingruppe «Human Trafficking». Im folgenden Bericht erzählt sie über das Entstehen und die Ziele dieser Gruppe und wie es danach weiterging. 
Debora Gasser

Seit einiger Zeit ist mir das Thema Menschenhandel wichtig geworden und ich stellte mir die Frage, wie ich das Thema auch mit anderen Christen teilen könnte. Ich wollte nämlich andere motivieren, sich auch mit dieser traurigen Form von modernem Sklavenhandel auseinanderzusetzen. Eine Kleingruppe zu diesem Thema anzubieten, erschien mir ein erster Schritt. Eine thematische Kleingruppe («Kleingruppe nach Mass») bietet in unserer Gemeinde eine Möglichkeit, Dinge, die man im Alltag tut oder mit denen man sich auseinandersetzen will, mit anderen gemeinsam zu tun. In einer solchen, auf eine gewisse Zeitdauer beschränkten Kleingruppe sah ich nun die Chance, die Thematik des Menschenhandels in die Gemeinde hineinzubringen und andere Menschen mit mir auf den Weg einzuladen. 

Zurück zu Wilberforce

Gemeinsam mit einer Freundin schrieben wir die Kleingruppe «Human Trafficking» aus. Wir wollten gemeinsam herausfinden, was unsere Aufgabe in diesem Kampf ist. Am ersten Abend schauten wir den Film «Amazing Grace», der von der Abschaffung des Sklavenhandels, im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert durch William Wilberforce handelt. Die Beschäftigung mit Wilberforce gab uns Hoffnung: Wenn die Abschaffung des transatlantischen Sklavenhandels einmal gelungen ist, so sollte das jetzt auch ein zweites Mal möglich werden. 

«...dass ich keine Ruhe geben werde»

Ein Zitat von Wilberforce, welches mich sehr bewegt, ist das folgende: «Mir erschien die Verderbtheit des Sklavenhandels so enorm, so furchtbar und nicht wieder gutzumachen, dass ich mich uneingeschränkt für die Abschaffung entschieden habe. Mögen die Konsequenzen sein, wie sie wollen, ich habe für mich beschlossen, dass ich keine Ruhe geben werde, bis ich die Abschaffung des Sklavenhandels durchgesetzt habe.» In diesen Kampf wollten auch wir einsteigen.

Am zweiten Treffen der Kleingruppe fand neben einem Gebetsspaziergang zum Bundeshaus und zum Strassenstrich eine Diskussion statt: Was können wir in der Vineyard Bern konkret im Kampf gegen Menschenhandel tun? Daraus entstand als erstes unsere Facebook-Seite «Menschen handeln gegen Menschenhandel». 

Monatliche Arbeitsgruppe

Ein weiterer Abend wurde von Irene Hirzel, Projektleiterin in der christlichen Ostmission, gestaltet. Diesen haben wir für alle Interessierten geöffnet. Rund 80 Personen, vom Jugendlichen bis zum Senior, nahmen die Einladung zum Vortrag an. An einem letzten Abend zeigten wir den Dokumentarfilm «Nefarious», ein Film über Menschenhandel. Wir wollten diesen Abend als weitere Plattform nutzen, um noch mehr Leute einzuladen und sie mit der Thematik zu konfrontieren. Nach diesem Abschluss der «Kleingruppe nach Mass» stellte sich die Frage nach dem «Wie weiter?». Wir beschlossen, eine Arbeitsgruppe zu bilden. Diese Gruppe trifft sich seither einmal im Monat. Sie ist bewusst offen und unverbindlich gehalten, so dass Leute jederzeit dazustossen, sich aber auch wieder ausklinken können. 

Engagement in der Sensibilisierungsarbeit

Neben dem gemeinsamen Gebet arbeiten wir vorwiegend an Sensibilisierungsprojekten. So haben wir ein grosses Screening des Dokumentarfilms «Nefarious» gemeinsam mit der «Ostmission», «StopArmut», der «EVP Schweiz», der «Schweizerischen Evangelischen Allianz» sowie dem Verein «Quelle» durchgeführt. Wir waren überwältigt, dass sich rund 350 Menschen dem Thema stellten und dass aufgrund unserer Vorführungen der Film jetzt auch an anderen Orten gezeigt wurde. Derzeit helfen wir bei den Vorbereitungen für die StopArmut-Konferenz im November mit. Wir nutzen zudem die Gelegenheiten in unserer Gemeinde, durch Ausstellerstände und weitere Kommunikationskanäle präsent zu sein und das Anliegen zu verbreiten.

Plattform «Menschenhandel»

Viele Menschen sind durch die Thematik des Menschenhandels berührt und würden eigentlich gerne etwas unternehmen. Oft sind es aber die Komplexität und scheinbare Unüberwindbarkeit des Problems, die lähmend wirken. Da will unsere Arbeitsgruppe helfen. Das Ziel ist, eine Plattform zu schaffen, auf der Menschen mit unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten einen Ort finden, wo sie sich einbringen können. So arbeitet zum Beispiel eine Peron aus unserer Arbeitsgruppe unter Prostituierten und weiss sich durch die Arbeitsgruppe unterstützt und getragen. Die Arbeitsgruppe soll dazu dienen, das Anliegen zu verbreiten, miteinander ins Gespräch zu kommen, zusammen zu beten, einander zu ermutigen und gemeinsam unterwegs zu sein im Kampf gegen das Unrecht Menschenhandel.

Unterdessen ist die Arbeitsgruppe ständig gewachsen und es sind Leute von diversen anderen Gemeinden dazugestossen. Eine dieser Personen hat vor, in ihrer Gemeinde auch eine Gebetsgruppe zum Thema Menschenhandel zu starten. So multipliziert sich die Sache immer weiter. Das ist extrem ermutigend. 

Am 2. November 2013 findet die StopArmut-Konferenz zum Thema «Stopp Menschenhandel» in Bern statt. Die Infos dazu www.stoparmut2015.ch.

Datum: 01.09.2013
Autor: Debora Gasser
Quelle: Livenet / StopArmut 2015

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