Eine Hiob-Geschichte in der Schweiz
Letzte Woche hat Marcel Speiser, der stellvertretende Chefredaktor der Handelszeitung, in seinem Newsletter geschrieben: «Ich bin jetzt seit bald einem Vierteljahrhundert Wirtschaftsjournalist. In dieser Zeit habe ich viele gute Geschichten gelesen. Aber wenige, die mich aus den Socken hauen. Heute möchte ich Ihnen eine solche Geschichte ans Herz legen. Es ist die Geschichte von Werner, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte. Werner war Investmentbanker, hatte alles. Erfolg, Geld, Familie, Spass, Luxus. Dann machte er einen Fehler, einen. Und sein Leben stellte sich auf den Kopf. Er verlor alles, lag am Boden. Und dann geschah, wie es sich für eine gute Geschichte gehört, ein Wunder. Nehmen Sie sich heute Zeit für die grosse Geschichte. Sie werden es nicht bereuen.» Die Story ist auch deswegen bewegend, weil es eine Hiob-Geschichte in der heutigen Zeit ist.
Aufstieg und Fall
In der Handelszeitung wird die Story wie folgt angepriesen: «Er war Banker, verdiente Millionen, hatte eine glückliche Familie. Wegen einer Zinsprognose verlor er alles. Dann geschah ein Wunder.»
Das Leben von Werner ist eine wilde Achterbahnfahrt. Der Held schaffte es bis in den Händlerolymp an die Wall Street, er war mehrfacher Millionär und verlor dann alles: sein Haus, sein Vermögen, selbst seine Altersvorsorge. Werners Vermögensverwaltung musste Konkurs anmelden. Mehr noch: Als persönlich haftender Gesellschafter verlor er sein gesamtes Vermögen. Mit dem wirtschaftlichen Abstieg ging es auch mit seiner Ehe abwärts, wie die Handelszeitung berichtet. Eines Abends, als er heimkam, waren seine Kleider in Kartons gepackt. Seine Frau war weg und hatte die Kinder mitgenommen. Selbst seine Kinder durfte er nicht mehr sehen.
Die Wende
2005 beschloss er, in die Schweiz zu ziehen. Er wollte von vorne beginnen, in einem Land, das ihm seine Vergangenheit nicht vorhalten würde. Zu Beginn kriegt er als 52-Jähriger noch Gelegenheitsjobs. Doch irgendwann auch diese nicht mehr. Er schreibt über 400 Bewerbungen. Auf die meisten bekommt er nicht mal eine Antwort. Als Werner seinen persönlichen Tiefpunkt nicht mehr als solchen wahrnimmt, kommt es zur Wende in seinem Leben, wie die Handelszeitung weiter berichtet: Er war für einen Umzug engagiert und kam in ein Haus ein, das ihm besonders gefällt. «So ein schönes Haus hatte ich auch einmal», sprach er den Besitzer an, die schwere Bananenschachtel in seinen Händen. Der Auftraggeber hiess Donato Scognamiglio, CEO des Immobilienberaters IAZI, bekannt durch TV und Presse. Zwei Welten prallten aufeinander: hier der gestrauchelte Trader, dort der erfolgreiche Unternehmer.
Hilfe vom Secondo
Donato Scognamiglio, selbst als Secondo eines italienischen Vaters und einer Schweizer Mutter in Bern in einem Haushalt mit fünf Geschwistern aufgewachsen, hatte schon früh den rauen Wind des Überlebens kennengelernt. Noch während seines Ökonomie-Studiums gründete er mit 24 Jahren mit Partnern eine Beratungsfirma in Bülach. Monatelang musste er für das Überleben des Unternehmens und für seine Forschungsidee kämpfen. Er lebte in einem kleinen Zimmer mit Gemeinschaftsdusche für 550 Franken im Monat. Niemand glaubte an den Durchbruch seiner Idee. Als er Werner traf, war für den gläubigen Christ im Sinne der Nächstenliebe klar: «Dass man älteren Personen eine Chance gibt und sie nicht abschreibt, ist für mich selbstverständlich.»
So wurde Werner 2011 Immobilien Consultant bei IAZI. Damals war er 58 Jahre alt. Werner und sein Sohn Max weinten vor Freude, als der Arbeitsvertrag auf dem Tisch lag. Mittlerweile unterstützt Werner seinen Freund Donato Scognamiglio auch in seiner Freizeit, zum Beispiel bei seinem aktuellen Wahlkampf als EVP-Kandidat für den Kantonsrat im Bezirk Bülach. Und das Happy End geht weiter, wie die Handelszeitung schreibt: «Max und Leo lieben ihren Vater. Werners Ex-Frau hat sich unlängst bei ihm gemeldet, sie haben sich ausgesprochen. Er ist nicht mehr wütend auf sie. Dass er trotz seines Lebensstils von einst kerngesund ist, verblüfft ihn ebenso wie seinen Hausarzt.»
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Datum: 13.02.2023
Autor:
Markus Baumgartner
Quelle:
Dienstagsmail