Charles Darwin

Nach ihm war alles anders

Vor 200 Jahren wurde der Naturforscher Charles Darwin geboren – Begründer der Evolutionslehre. Die Evolutionstheorie lebt in vielen Forschungsgebieten weiter und ist noch lange nicht ausdiskutiert.
Charles Darwin
HMS Beagle
Wahrzeichen der Galapagos-Inseln, die Riesenschildkröten.
Fossil
Siegfried Scherer

Charles Darwin, der vor 200 Jahren, am 12. Februar 1809, im englischen Shrewsbury geboren wurde, gilt als einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler überhaupt: als Begründer der modernen Biologie.

Nach ihm war nichts mehr wie zuvor. Auch die Geisteswissenschaftler mussten umdenken, allen voran Philosophen und Theologen, die dem «Kaplan des Teufels» nicht verzeihen konnten, dass er den Menschen als «Krone der Schöpfung» entthront hatte.

Damaliges Weltbild revolutioniert

Denn Darwin stellte den Glauben an die biblische Schöpfungsgeschichte auf den Kopf, indem er erklärte, alles Leben auf der Erde habe sich im Laufe der Jahrmillionen ständig verändert und an die Umgebung angepasst - und daraus sei irgendwann auch der Mensch hervorgegangen. Damit revolutionierte er das damalige Weltbild und eckt bei einigen bibeltreuen Christen noch heute an.

Zwischen Stuhl und Bänken

Für die evangelische Kirche in Deutschland hat ihr Ratsvorsitzender Wolfgang Huber deutliche Worte zum Kreationismus gefunden: «Indem ein zur Weltanschauung missdeuteter Glaube an die Stelle der wissenschaftlichen Vernunft treten wollte, wurde das Bündnis von Glaube und Vernunft in Wahrheit aufgekündigt.» Gottesglaube und Naturwissenschaft schliessen sich nicht aus, sondern sind auf wechselseitigen Dialog angewiesen.

Darwin studierte Theologie

Darwin hatte in Cambridge selbst Theologie studiert, nachdem er sich bei den Medizinern an der Universität von Edinburgh gelangweilt hatte. Schon als Schüler hatte er Muscheln und Käfer gesammelt. Als Student beschäftigte er sich lieber mit Meereszoologie und Geologie als mit der Bibel. Immerhin schloss er sein Studium im April 1831 mit dem Baccalaureus Artium ab.

Naturbeobachter und Feldforscher

Am 27. Dezember desselben Jahres stach Darwin dann mit der «HMS Beagle» in See. Der Botaniker John Stevens Henslow hatte ihn der Vermessungsexpedition eigentlich als Kapitänsbegleiter empfohlen. Doch in den fünf Jahren seiner Weltumseglung entwickelte sich Darwin zu einem scharfen Naturbeobachter und Feldforscher. Ging das Schiff an der südamerikanischen Küste vor Anker, sammelte er geologische, botanische und zoologische Proben, die er nach England sandte.

Andere haben ihn auf die Idee gebracht

Den Galápagos-Inseln konnte er nur geologischen Reiz abgewinnen. Weder die Schnäbel der Finken, noch die Panzer der Schildkröten brachten ihn auf die Idee einer «natürlichen Selektion». Die englischen Taubenzüchter, eine Studie des Ornithologen John Gould über die Vögel auf Galápagos und ein Essay des Ökonomen Thomas Robert Malthus über die Bevölkerungsentwicklung standen eher Pate für sein bahnbrechendes Werk: 1859 erschien Darwins «Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl».

Seine Freunde, seine soziale Position und ein gentleman agreement rettete Darwins Urheberschaft, denn der Tropenreisende Alfred Russel Wallace hatte unabhängig von ihm zeitgleich die Evolutionstheorie entwickelt. Bei Malthus hatte Darwin 1838 das Modell gefunden, nach dem er suchte, seit ihm eine Veränderlichkeit der Arten schwante: die Konkurrenz zwischen Starken und Schwachen, die die Individuen zur Anpassung an «ökologische Nischen» zwang, um zu überleben. Die Tauglichsten konnten sich am besten fortpflanzen, so dass sich eine «natürliche Zuchtwahl» ergab.

Mensch und Affe

Sehr christlich klang das nicht. Erst 1871 veröffentlichte Darwin schliesslich die «Abstammung des Menschen». Mensch und Affe hätten gemeinsame Vorfahren, hiess es hierin. Das erregte Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur in der Kirche von England Anstoss. Auch Satiriker machten sich lustig über den Mann, der behauptete: «Meine hauptsächliche Freude und meine alleinige Beschäftigung ist wissenschaftliches Arbeiten gewesen.»

Darwin starb am 19. April 1882 in Downe/Kent und wurde mit einem Staatsbegräbnis in der Westminster Abbey beigesetzt.

„Evolutionstheorie steht auf wackeligen Beinen“

Die Feiern zum 200. Geburtstag von Charles Darwin (1809-1882) hält der Biologieprofessor Siegfried Scherer für berechtigt, aber auch für einseitig.

Zwar sei der Begründer der Evolutionstheorie ein «ganz hervorragender Wissenschaftler gewesen, der grundlegende und bis heute gültige Einsichten über das Leben formuliert hat», sagte Scherer. Angesichts moderner zellbiologischer und genetischer Befunde stehe die Evolutionstheorie heute allerdings auf «wackligeren Beinen» als früher.

Nur Spekulationen

Scherer ist Inhaber des Lehrstuhls für mikrobielle Ökologie an der Technischen Universität München. Er befasst sich seit langem mit der Evolutionstheorie. Seiner Ansicht nach gibt es von Naturwissenschaftlern derzeit nur «Spekulationen» darüber, nach welchen Mechanismen aus einfachen biologischen Strukturen komplizierte Organe werden könnten. Wie sich etwa aus einem Reptilbein ein Vogelflügel entwickelt haben soll oder aus einer Reptilschuppe eine Vogelfeder, das sei auf genetischer Ebene völlig ungeklärt.

Laborversuche gescheitert

Vor allem die Entstehung des Lebens, der allerersten Zelle vor vielen Millionen Jahren, liege weiterhin völlig im Dunkeln, argumentiert Scherer. Alle Laborversuche zur Erzeugung von Leben unter «Ursuppenbedingungen» seien gescheitert, man habe nicht einmal ansatzweise so etwas wie eine «Urzelle» schaffen können.

„Man kann Gott nicht mit erfassen“

Scherer gibt freimütig zu, als Atheist sein Biologiestudium begonnen, nach einem persönlichen Erweckungserlebnis aber den US-amerikanischen Kreationisten nahe gestanden zu haben. Seine weiteren naturwissenschaftlichen Forschungen liessen ihn von dieser Position allerdings wieder abrücken. Heute wirbt er für eine klare Trennung: Die naturwissenschaftliche Kritik könne lediglich die Mängel der Evolutionstheorie aufweisen und damit zu weiterer Forschung anregen. Einen Gottesbeweis, wie ihn Kreationisten oder Anhänger des «intelligent design» häufig aus wissenschaftlichen Erklärungslücken ableiten wollen, lehnt Scherer ab. «Man kann Gott nicht mit den Methoden der Naturwissenschaft erfassen.»

Gleichwohl empfiehlt er den Kirchen, die weithin anerkannte Evolutionstheorie zwar zu respektieren, jedoch nicht als letzte Wahrheit zu akzeptieren. Die Evolutionstheorie sei eine wissenschaftliche Theorie, die sich ändern könne, und eine sachliche naturwissenschaftliche Kritik jederzeit zulassen müsse.

Kommentar

„Eine umstrittene Theorie wird gefeiert“

Von Hansruedi Stutz

Darwin gilt als Begründer der Evolutionstheorie. Er hat zwar in seinen Schriften nie von Evolution gesprochen. Was er propagierte, war die Selektionstheorie.

Sie ist durch das Schlagwort vom „Überleben des Stärksten“ bekannt (survival of the fittest). Man glaubt, dass sich dadurch die Arten immer höher entwickelten. Darwin’s Hauptwerk, „Die Entstehung der Arten“ (Origin of Species) wurde am 24. November 1859 veröffentlicht und war am selben Tag bereits ausverkauft. Was heute mit „Evolutionstheorie“ angesprochen wird, ist eine Weiterentwicklung von Darwin’s Selektionstheorie.

Wissensstand ist heute anders

Darwin konnte damals Vieles noch nicht wissen. Die Entschlüsselung der Erbsubstanz (Genom) hat zur Erkenntnis geführt, dass Mutation und Selektion (die wichtigsten Mechanismen der Evolution) ungenügend sind. Sie können keine neuen Organe oder Baupläne hervorbringen. Die in den Schulen gelehrte Evolutionstheorie gerät daher immer mehr unter Beschuss. Man hat im Genom eine ungeheure Menge von sinnvollen Informationen entdeckt, deren Herkunft nur mit einer Intelligenz erklärt werden kann. Damit aber nicht genug. Es gibt eine Reihe von weiteren wissenschaftlichen Beobachtungen, die der Evolutionstheorie widersprechen. Beispiele:

Dass wir Menschen mit den Affen einen gemeinsamen Vorfahren haben können, ist nicht möglich, denn dazu wären mindestens 30 Millionen sinnvolle Mutationen nötig gewesen. Diese sind aber in der zur Verfügung stehenden Zeit von wenigen Millionen Jahren bei weitem nicht möglich.

Die Übergangsformen zwischen den Arten müssten in den Fossilien zu Tausenden sichtbar sein. Es gibt aber nur wenige und die sind umstritten.

Alle so genannten Beweise für Evolution (Entstehung neuer Organe und Baupläne) können durch Populationsgenetik oder Mikroevolution (Veränderungen innerhalb der Artgrenzen) erklärt werden. Es gibt keine experimentellen Beweise für die Entstehung neuartiger Organe oder Baupläne im Sinne einer Weiterentwicklung (Makroevolution).

Mutation und Selektion sind die einzigen Mechanismen der Evolution. Mutationen haben sich als neutral oder schädlich herausgestellt. Mutationen haben noch nie nachweisbar neuartige sinnvolle Informationen in ein Genom hineingebracht. Auch die Selektion kann nichts Neues hervorbringen, denn selektieren kann man nur aus bereits Bestehendem.

Das Genom ist einem systematischen Zerfall (Entropie) unterworfen, wird also im Verlauf der Generationen immer schlechter, bis die betreffende Art schliesslich ausstirbt. Das Aussterben von immer mehr Arten ist denn auch eine heute beobachtbare Tatsache.

Viele Organe und Systeme in den Lebewesen sind „nicht reduzierbar komplexe Systeme“. Sie konnten daher nicht in vielen kleinen Schritten entstehen.

Die Geologie zeigt in den geologischen Formationen Spuren riesiger Katastrophen und schneller Veränderungen. Die Zeichen von Entwicklung in kleinen Schritten und langen Zeiträumen fehlen weitgehend.

Die Resultate der verschiedenen Methoden von Altersberechnungen stimmen bei weitem nicht überein. Sie sind widersprüchlich und daher grösstenteils unbrauchbar.

Die radiometrischen Messmethoden enthalten zudem nicht überprüfbare Denkvoraussetzungen, die eine über jeden Zweifel erhabene Absolutsetzung verbieten.

Intelligent Design

Eine Alternative zur Evolutionstheorie ist „Intelligent Design“. Damit meint man unter anderem folgendes: Evolution läuft angeblich in kleinen Schritten ab. Komplizierte Organe, wie zum Beispiel das menschliche Auge, können jedoch nicht in kleinen Schritten entstehen. Denn zahlreiche Merkmale müssten sich gleichzeitig und koordiniert verändern. Ein weitere Aussage von Intelligent Design ist, dass das überall in der Natur beobachtbare Design nicht mit den darwinschen Mechanismen Selektion und Mutation erklärt werden kann. Die Frage nach dem Designer wird bewusst offen gelassen, da diese Frage mit naturwissenschaftlichen Mitteln und Methoden nicht beantwortet werden kann.

Unwissenschaftlich?

Ist schöpferische Tätigkeit etwas Unwissenschaftliches? Auch der Mensch kann schöpferisch tätig sein. Eine tägliche schöpferische Tätigkeit ist für viele Ingenieure etwas Selbstverständliches. Es ist daher nicht einzusehen, warum eine schöpferisch tätige Instanz (Gott) bei Ursprungsfragen zum Vornherein ausgeschlossen wird.

Quellen: epd/ProGenesis

Datum: 12.02.2009

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