Atheistischer Philosoph: Hinter der komplexen Natur muss eine Intelligenz stehen

Antony Flew.
Antony Flew.

Der Philosoph Antony Flew, nimmt neuerdings an, dass Gott existieren könnte – irgendwie – allerdings sieht er ihn anders als die Religionen. Flew ist überzeugt, dass auch sein jahrelanger Weggefährte, Bertrand Russel (der Autor von „Warum ich Atheist bin“) aufgrund der heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse ähnlich denken würde wie er.

Damit ist wieder einer der bedeutesten Verfechter des Atheismus zum *Deismus übergetreten. Offenbar zwingt die immer genauere Kenntnis der Natur die Wissenschafter vermehrt zum Umdenken.

Wo ist der Gärtner?

Antony Flew entwickelte einst die Gärtner-Parabel um die Suche nach Gott aus atheistischer Sicht zu illustrieren. Diese handelt von zwei Forschern, die im chaotischen Urwald auf eine Lichtung stossen, die wie ein wunderbarer geordneter Garten aussieht. Der eine Forscher behauptet nun, es müsse einen Gärtner geben. Da aber nach langem beobachten kein Gärtner auftaucht, behauptet einer, dass der Gärtner unsichtbar sei. Ein Elektrozaun und Bluthunde werden installiert, doch kein Gärtner wird erwischt, er muss also gegen all das immun sein ist die nächste Folgerung. Die Aussage, dass es einen Gärtner gebe wird Schritt für Schritt eingeschränkt, so dass am Schluss eine nichtssagende Aussage übrig bleibt. So machen es auch die Theologen. Denn ihre Aussage, dass es einen Gott gebe, könne nicht empirisch nachgewiesen werden.

„Ich gestehe, dass es nicht behaglich ist“

Flew gibt sich völlig offen für „neue“ Erkentnisse: „Manche sagen, dass Eingeständnisse die Seele der Menschen positiv beeinflussen. Ich werde auch etwas eingestehen: Das Urknallmodell ist für einen Atheisten ziemlich unbehaglich. Denn die Wissenschaft hat eine Behauptung bewiesen, die von den religiösen Quellen verteidigt wird: Die Behauptung, dass das Universum einen Anfang hat. Solange wir annehmen, dass das Universum kein Ende und keinen Anfang hat, können wir verteidigen, dass das jetzige Bestehen des Universums eine absolute Erklärung ist. Ich glaube noch immer an diese Erklärung, aber ich gestehe, dass es nicht leicht und behaglich ist, in Anbetracht des Big Bang sie zu verteidigen, so Flew bisher. Von dieser vereinfachenden Sicht kommt Flew nun allmählich ab. Zunächst vorsichtig und zaghaft, geht es doch um vieles, nämlich um ein ganzes Denkgebäude einer durch Wissenschafts- und Machbarkeitsglauben geprägten Epoche.

Zwingende Einsicht

Ein texanischer Forscherkollege, Roy Varghese, Autor des Buches „The Wonder of the World“, hat ihn darauf gestossen, dass die biologische Forschung auf einen intelligenten Schöpfer hinweise. Flew nahm dies auf, suchte, dachte nach und nun scheint Flew teilweise eine Wende vollzogen zu haben. Kürzlich bekannte er in einem Interview, dass er zum Schluss gekommen sei, dass eine intelligente erste Ursache diese Welt geschaffen haben müsse. Eine Über-Intelligenz sei die einzig vernünftige Erklärung, um die Herkunft des Lebens und die Komplexität der Natur begreifen zu können. Untersuchungen zur DNS zeigten, „dass eine unglaubliche Komplexität der Gen-Ordnung nötig ist, um Leben zu schaffen. Dazu ist Intelligenz notwendig.“ Der Philosoph fragt sich, ob die Wissenschaft damit nicht Gott bewiesen habe. „Gott könnte eine Person sein. Eine Person verstanden als Wesen mit Intelligenz und mit einer Absicht.“

Intelligentes Design

Christen dürfen diesbezüglich nicht zu früh jubeln, denn der Deismus anerkennt Gott als Weltenschöpfer, leugnet jedoch ein göttliches Eingreifen auf die Geschehnisse im Universum ab. Der deistische Gott entspricht einem Uhrmacher, der ein Uhrwerk in Gang setzt und dieses nachher nicht mehr berührt. Eine Offenbarung Gottes an den Menschen ist innerhalb dieses Systems nicht denkbar. Seine gegenwärtige Position verglich Flew ausdrücklich mit jener des Deismus eines Thomas Jefferson: Er sympathisiere nun mit Forschern, die über ein „intelligentes Design“ in der Schöpfung nachdenken. Flew ist überzeugt, dass viele seiner philosophischen Schüler über seine inhaltliche Kehrtwende schockiert sein werden. Davon lässt er sich jedoch nicht beeindrucken, denn: „Mein ganzes Leben ist vom Prinzip des Sokrates geleitet: Folge der Evidenz, wohin sie dich auch führt.“ Aus christlicher Sicht bleibt die Frage, ob Flew sich noch einen Schritt weiterbewegen wird, hin zum lebendigen Gott.

Erste Reaktionen von Atheisten

Hat nun einer der bedeutendsten Köpfe des Atheismus mit 81 Jahren plötzlich Gott entdeckt? Eingefleischte Atheisten, winken ab, Flew habe sich nur ein wenig in der modernen Biologie umgesehen und dabei festgestellt, dass intelligente Prozesse, wie beispielsweise die Wirkungsweise der DNS, das Lebendige gestalten. Neu sei dabei nur, dass sich nun Philosophen damit beschäftigen. „Obgleich die DNS ein Wunderwerk der Natur sind, dienen sie ja lediglich der biologischen Informationsverarbeitung: so, wie der Computer, mit dem dies geschrieben wurde, der Informationsverarbeitung dient,“ so die Beurteilung.

Immer konsequent geblieben

Flew gehört somit zu den Wissenschaftern, die immerhin ehrlich mit ihren Erkenntnissen umgehen und entsprechend ihre eigenen Denkgrundlagen in Frage stellen. Er ist im Trend heutiger Denker, die mehrheitlich eher eine Intelligente Macht oder Kraft hinter dem Weltraum und seiner vollendeten Ordnung vermuten. Zu ihnen gehört auch Einstein, der seiner Verwunderung über die grosse Ordnung am Himmel immer wieder Ausdruck verlieh und diese dem Schöpfer Gott zuschrieb. Diese Bekenntnisse wurden gerne unter den Tisch gewischt, weil sie angeblich nicht in das Gebäude strenger Wissenschaft passen.

Ein erster Schritt

Gerade beim Stand heutiger Erkenntnis drängt sich ein erneutes Überdenken der Atheistischen Positionen geradezu auf. Dabei kann man oft als ersten Schritt den Entscheid für den Deismus beobachten. Später, wenn sich diese Definition von Gott nicht als realistisch erweist, folgt oft der zweite Schritt zum Christlichen oder auch zu anderen religiös begründeten Glaubensbekenntnissen.

Darüber kann man sich freuen, wenn diese Hinwendung zu Gott, durch eine lebendige Beziehung zu Gott getragen ist. Viele entdecken erst dann, dass sie sich dafür gar nicht zu schämen brauchen, sondern im Gegenteil, dass erst durch eine lebendige Verbindung mit ihm der Mensch zu sich findet. Fazit: Wer wirklich ehrlich nach der Wahrheit sucht, der findet bestimmt einmal zu Gott.

*Deismus: (von deus = Gott) ist die religiöse Weltanschauung, welche eine Gottheit als Urgrund aller Dinge annimmt, diesen aber nicht, wie es der Theismus tut, als den persönlichen Regenten der Welt ansieht, und die zugleich alle geoffenbarte Religion zugunsten einer natürlichen verwirft. Der Deismus steht dem Naturalismus nahe; beide verwerfen die Wunder, die Weissagung, die übernatürliche Offenbarung und stellen die Vernunft als Norm der Religion auf. Der Naturalismus aber leugnet das Göttliche.

Autoren: Francois Aigeldinger / Bruno Graber
Quellen:Livenet/ CWNews.com/sehpferd

Datum: 24.12.2004

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