Wunder der Schöpfung

Darum schrumpeln im Nassen die Finger

Im Wasser wird die Haut an Fingern und Zehen schrumpelig. Nicht, weil sie sich vollsaugt, sondern wegen der aktiven Reaktion des Nervensystems. Eine Genialität der Schöpfung.
Auch die Finger von Redaktoren schrumpeln.

Jeder kennt es: Nach einer langen Dusche oder einem Besuch im Hallenbad sieht die Hand aus, als wäre sie merklich gealtert. Warum das? Finger und auch Zehen werden bei längerem Baden schrumpelig, weil sich winzige Blutgefässe unter der Haut zusammenziehen. Also nicht etwa, weil sich die Hornhaut mit Wasser vollsaugen würde, nein: Diese Reaktion wird vom Nervensystem gesteuert. Weil sich die Äderchen verengen, zieht sich die Haut nach innen.

Obwohl dieses Phänomen längst bekannt ist, wird erst jetzt untersucht, warum sich tatsächlich die Rillen formen. 2011 hatte ein Forscherteam berichtet, dass die Furchen an den Fingern ein ähnliches Muster bilden wie Flüsse in bergigem Gelände. Will heissen: Die Rillen könnten eine natürliche Drainage darstellen, die dafür sorgt, dass Wasser möglichst schnell abfliesst. Das würde den Griff mit den Fingern und den Halt mit den Zehen verbessern.

Natürliche Drainage hilft beim Greifen

Tom Smulders von der Newcastle University ist der Sache auf den Grund gegangen. Für den Praxistest beförderten 20 Probanden entweder nasse oder trockene Murmeln durch eine enge Öffnung von einem Behälter in einen anderen. Die Teilnehmer hatten für einen Durchgang eingeweichte, schrumpelige Finger – für den anderen nicht.

Trockene Gegenstände konnten die Teilnehmer insgesamt schneller von A nach B befördern als nasse, berichten die Forscher im Fachmagazin «Biology Letters». Ob die Finger dabei schrumpelig waren oder nicht, machte keinen Unterschied. Waren die Objekte nass, bewies sich der Vorteil der zerfurchten Fingerkuppen: Mit ihnen benötigten die Probanden im Schnitt zwölf Prozent weniger lange für die Aufgabe als mit nicht verschrumpelten Fingern.

Warum sind die Finger nicht immer schrumpelig?

Die Fingerrillen sind also im Nassen ein Vorteil und im Trockenen beim Greifen kein Nachteil. Da stellt sich die Frage, warum die Fingerkuppen nicht ständig über ihre Mini-Drainage verfügen. Bis jetzt können Smulders und seine Kollegen nur mutmassen. «Möglicherweise arbeitet der Tastsinn nicht so gut, was ein Nachteil wäre. Oder die schrumpeligen Fingerkuppen sind anfälliger für Verletzungen.» Fest steht: Gott schenkt uns im Nassen schrumpelige Finger, damit wir besser greifen können. Ein kleiner Fingerzeig seiner Genialität und Liebe. 

Mehr Wunder der Schöpfung:
15'000 km: Falter fliegen um halbe Welt
Der Schützenfisch ist ein genialer Mathematiker
Wüstentiere trinken Nebel

Datum: 11.01.2013
Autor: Tobias Müller
Quelle: Livenet / DPA / Spiegel

Werbung
Livenet Service
Werbung