«Unsere Ehe ist wunderbar verwurzelt»
Annemarie ist das «Sandwichkind» unter drei Geschwistern. Früh spürt das Mädchen: «Ich bin nicht gewollt» und hört: «Aus dir wird nie etwas werden.» Gefühle und Worte, die Annemarie tief verletzen, die sie den Entschluss fassen lassen: «Ich werde es allen beweisen!» Ein Entscheid, der in krankhaftem Ehrgeiz und Perfektionismus endet. Gleichzeitig quälen Annemarie Selbstzweifel. Mit draufgängerischen Töff-Fahrten und einer Nacht im eiskalten Brunnen, versucht sie ihrem Leben ein Ende zu setzen. Für todsichere Methoden fehlt ihr aber der Mut. Annemarie absolviert eine Lehre in einer Apotheke, wechselt dann ins Kaufmännische. 24-jährig, arbeitet sie auf einer Bank. Im Treppenhaus des Instituts begegnet Annemarie dem aufstrebenden Banker Erich Markwalder und verliebt sich in ihn.
Legospiel statt Liebesgeflüster
Der Sohn eines Fabrikarbeiters ist damals 33 und frisch geschieden. Seine Exfrau ist nach Amerika ausgewandert – im Frieden und gegenseitigen Einverständnis, wie der Erfolgsverwöhnte unterstreicht. Mehr aus Vernunft denn aus Liebe, geht er die Beziehung mit Annemarie ein. Kümmert sich diese doch rührend um seine fünfjährige Tochter und den dreijährigen Sohn. Annemarie kündigt auf der Bank, schlüpft in die Rolle der Hausfrau und Mutter. Weil Erich nach drei Jahren sein neues Haus nicht unverheiratet bewohnen möchte, macht er Annemarie zehn Tage vor dem Einzug zu seiner Ehefrau. Diese lässt alles geschehen, redet sich ein, es sei Liebe.
Donnerwetter zum Frühstück
Doch im tiefsten Inneren ist Annemarie enttäuscht und entmutigt. Auch die Kinder verlangen ihr mehr ab als sie geben kann. Zudem belastet sie der Familienkrach. Erich Markwalder kommt abends spät nach Hause. So konzentriert sich die gesamte Kommunikation auf das Frühstück. Da die Kritik oft überwiegt, schmettert der gestresste Banker immer wieder die Haustüre ins Schloss – eine heulende Familie hinterlassend. Durch Autogenes Training und intensiven Sport sucht Annemarie Kraft und innere Ruhe zu finden. Bis ihre Schwester sie zu einem Vortrag einlädt.
Plötzlich Sonnenschein
«Die Referentin erzählte von Jesus, und dass er jeden Menschen bedingungslos liebe», erinnert sich Annemarie. Fasziniert von der völlig neuen Botschaft und mit vielen Fragen verschlingt sie die Bibel. Sie vertraut Jesus ihr Leben an und erfährt einen nie gekannten Frieden. Mit neuen Augen und einem gefüllten Herzen begegnet Annemarie ihrer Familie. Die Gewitter am Morgen verziehen sich. Im Wissen, dass Jesus sie mit Haut und Haar annimmt und liebt, gelingt es Annemarie auch, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Entspannung tritt in ihr verbissenes, perfektionistisches Handeln. Sie geniesst die neue Lebensqualität und möchte auch ihren Mann dafür gewinnen.
Eine harte Nuss
Erich, dessen Leben bisher immer glatt verlaufen ist, lehnt ab. «Ich bemerkte wohl ihre Verwandlung und freute mich für Annemarie», sagt Markwalder, «aber mich persönlich ging das alles nichts an.» Eines Tages eröffnet ihm seine Frau, dass die Küche aufgrund einer Vortragsreihe in der kommenden Woche kalt bleibe. Er könne sich ja ebenfalls in der Kirche verpflegen. Erich beschliesst, nur am ersten Abend mitzugehen. Schlussendlich lauscht er während der ganzen Woche den Lebensgeschichten und Worten des Redners. Am letzten Abend zerbricht die harte Schale des Erich Markwalder, fördert einen weichen Kern zu Tage. «An diesem Abend vor 26 Jahren begriff ich, dass es einen Gott gibt und dass dieser an mir persönlich interessiert ist. Aus purer Liebe. Das sprengte meinen Verstand. Ich verabschiedete mich von allem rationalen Denken und hörte auf mein Herz.»
Tief und stark verwurzelt
Seit Annemarie und Erich ihr Vertrauen auf Gott setzen, hat auch ihre Ehe eine neue Qualität gewonnen. Zusammen tauschen sie Weis- und Wahrheiten der Bibel aus, schöpfen aus Gottes Wort Kraft für ihren Alltag. Mittlerweile bereichern zwei Enkel ihr Leben. Auch wenn zumindest Erich vor dem Herbst des Lebens steht: Die Liebe zwischen beiden hat noch immer Frühling. «Gott lässt uns noch heute immer stärker zusammenwachsen», staunt Annemarie und freut sich: «Unsere Ehe ist wunderbar verwurzelt.»
Datum: 27.02.2012
Autor: Manuela Herzog
Quelle: ERF Medien / Fenster zum Sonntag Talk