«Ich wollte Gott etwas retour geben»
Ich bin in einer gutbürgerlichen katholischen Familie aufgewachsen. Am Abend gabs ein Gebetli. Gott hat mich von klein auf interessiert. Andere hatten es nicht so gut wie wir; das gab mir Schuldgefühle. Ich wollte zu Gott gehören und ihm nahe sein, aber fühlte mich nicht gut genug.
Ich wurde Ministrantin und ging häufig zur Beichte. Mit zehn nahm ich mir vor, irgendwann etwas zu tun, um mich nicht mehr so schuldig zu fühlen. In der Sekundarschule machten mir Kolleginnen Eindruck, die einen festen Glauben hatten. Doch ich ging auch gern in den Ausgang, trank mit und wollte meine Freiheit haben.
Das Versprechen erfüllt…
Da fiel mir das Versprechen wieder ein, das ich gegeben hatte. Ich beschloss, einen Einsatz zu machen. So wollte ich Gott etwas retour geben für all das Gute, das er mir geschenkt hatte. Nach dem KV hatte ich mich zur Direktionsassistentin weitergebildet. Ein Hilfswerk ermöglichte mir, sechs Monate im westafrikanischen Burkina Faso PC-Kurse zu geben. Meinem Vater war das nicht geheuer; er kaufte mir einen Pfefferspray…
…und Gott erlebt
Nach meiner Ankunft lernte ich Missionarinnen kennen. Am dritten Tag fragte mich eine von ihnen, ob ich Christin sei. Ich hatte bisher nicht gewagt, mich so zu bezeichnen. Darauf fragte sie mich: «Willst du es sein?» Sie lud mich direkt ein, zu Gott Ja zu sagen – und sein Kind zu sein. Da habe ich begriffen: Ich darf einfach ein Kind Gottes sein! Er schenkt mir das! Ich darf zu ihm gehören, muss nichts mehr bringen oder erfüllen, muss nicht einen bestimmten Level an Güte haben, um mich Christin nennen zu können.
Leben mit Qualität
In dem halben Jahr in Burkina Faso habe ich einen ganz anderen Glauben kennen gelernt. Die Missionarinnen feierten in einer kleinen Hütte Gottesdienst. Das Vertrauen auf Gott zeigte sich in ihrem Alltag. Ich lernte mehr von Jesus und merkte: Wegen Jesus – weil er das Trennende aus dem Weg geräumt hat – kann ich Gottes Kind sein. Das hat bei mir viel verändert. Als ich von Afrika zurückkam, kündigte ich bei der Bank und ging zum Hilfswerk TearFund.
Mit der Zeit bekam Gott mehr Raum in meinem Leben. Als Kind hatte ich den Eindruck gehabt, die Bibel sei voller Verbote, die uns einschränken. Nun sehe ich den Sinn der Gebote: Gott will uns mit allem Qualität ins Leben schenken.
Auf dem ersten Platz
2008 habe ich meinen Freund Michel geheiratet. 2011 ist Giamiro zur Welt gekommen, unser Sonnenschein. Mich füllt das Mutter-Sein aus. Was ich mache, will ich richtig machen. Letzthin habe ich gemerkt, dass Giamiro in meinem Herzen zuerst kommt, dann Michel, dann Gott. Und mir ist klar geworden: Gott gehört der erste Platz. Dies zurechtzubringen, damit bin ich derzeit beschäftigt. Freundinnen, die mit Jesus unterwegs sind, helfen mir. Es tut gut, etwas ins Licht zu bringen und mit ihnen ehrlich darüber zu reden.
Gott beschenkt uns, gibt unserem Leben Qualität und Ruhe – eine grandiose Erfahrung. Von Natur aus neigen wir zum Kleinglauben, trauen Gott nicht viel zu und scheuen uns, ihn in ein Problem hineinzulassen. Und dann beschenkt er uns reich.
Datum: 09.07.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch