Martin Dreyer

«Jesus Freak» zwischen Kiez, Koks und Kirche

«Jetzt war ich also offiziell ein Junkie», bekennt Martin Dreyer schon auf den ersten Seiten seiner Biografie «Jesus-Freak – Leben zwischen Kiez, Koks und Kirche». Enden muss er deshalb nicht am Tiefpunkt, weiss «Jesus-Freaks»-Gründer Martin Dreyer.
«Jesus-Freak»-Günder Martin Dreyer hat mit seiner Volxbibel in jugendgerechter Sprache polarisiert.

In seinem neuen Buch beschreibt Martin Dreyer seinen totalen Absturz vor 13 Jahren. «Ich spritzte mir eine Überdosis – was mir zu dem Zeitpunkt nicht klar war. Vermutlich bin ich sofort ins Koma gefallen und lag dort drei Tage in meinem Zimmer.» Dreyer überlebt, es folgen Jahre der Rehabilitation.

Dreyer gründete 1991 die «Jesus Freaks», eine christliche Punkbewegung. 2005 erschien die «Volxbibel», Dreyers Übertragung des Neuen Testaments in Jugendslang. Doch das Leben des gebürtigen Hamburgers ist alles andere als eine Aneinanderreihung erfolgreicher Missionsprojekte.

Ein Praktikum bei «Jugend mit einer Mission» in Amsterdam verändert 1987 sein Leben. Hier lernt er eine christliche Jugendarbeit unter Punks kennen, die die «Jesus Freaks» prägen sollte. Nach seiner Rückkehr veranstaltet Dreyer gemeinsam mit seiner Frau und zwei Freunden Gebetstreffen im eigenen Wohnzimmer. Er nennt sie «Jesus-Abhängabende». Ein Flyer soll Nichtchristen – je freakiger, desto besser – anlocken. «Komme nur, wenn du wirklich willst! Es könnte dich dein Leben kosten!», steht darauf. Bald reicht das Wohnzimmer nicht mehr aus, um die vielen Menschen zu fassen. Die «Jesus Freaks» mieten Räume an, haben bald einen Standort in einer Seitenstrasse der Reeperbahn.

Mit dem Sarg über die Reeperbahn

Dreyer versteht schnell, «dass man mit einer Predigt auf einer Apfelsinenkiste in St. Pauli niemanden erreichen würde». Er schreibt: «Wenn du jemanden wirklich zum Nachdenken bringen willst, dann musst du dir etwas Radikales, Schrilles, Lautes, etwas Provozierendes einfallen lassen.» So veranstalten die Freaks Sarg- und Kreuzigungsaktionen auf der Strasse. Dazu trägt eine Gruppe schwarz gekleideter Christen in einer Art lautstarkem Trauermarsch einen selbst gebauten Sarg durch den Kiez. Irgendwann stellen sie die Holzkiste ab. Heraus steigt Dreyer selbst, geschminkt als Untoter, und beginnt zu predigen. Ein anderes Mal spielen sie die Kreuzigung nach. 1994 wird Dreyer von der christlichen Zeitschrift «idea» für seinen Einsatz zum «Christ des Jahres» gekürt.

Drogenrückfall

Schon damals ist der heute 46jährige am Ende seiner Kräfte. Erste Anzeichen eines Burn-Outs machen sich bemerkbar. In New York erlebt er schliesslich einen Drogenrückfall. Auf einer Technoparty nimmt er Ecstasy. «Drogenkaufen ist wie Fahrradfahren, so etwas verlernt man nicht», stellt er danach fest. In den kommenden Jahren wird er nicht mehr von den Drogen loskommen. Wegen seines Burn-Outs zieht Dreyer sich aus der Leitung der «Jesus Freaks», 1997 verlässt ihn seine damalige Ehefrau Ulrike.

Die unerwiderte Liebe zu einer Arbeitskollegin lässt ihn schliesslich verzweifeln. Dreyer beginnt, Kokain zu spritzen. Die Überdosis im Jahr 1999 bringt ihn in eine Suchttherapie. Die Ärzte prognostizieren, dass er ein Leben lang auf Hilfe angewiesen sein wird.

Luther reloaded

Was in den kommenden Jahren bis heute geschieht, nennt er ein Wunder. Dreyer rappelt sich auf. Er lernt seine heutige Frau Rahel kennen. Gemeinsam mit ihr verlässt er Hamburg. In Köln beginnt er ein neues Leben, studiert Pädagogik und macht am Ende sogar sein Diplom. «Vor einigen Jahren hatten die Ärzte noch prophezeit, dass ich auf Lebzeiten ein Pflegefall sein würde, denn mein Gedächtnis war dauerhaft geschädigt. Aber jetzt war ich plötzlich in der Lage, einen Hochschulabschluss mit 1,7 zu bestehen», schreibt er. In dieser Phase hat er die Idee zur «Volxbibel». 2005 erscheint die jugendsprachliche Übertragung des Neuen Testaments, einige Jahre später auch die des Alten.

Doch die Reaktionen sind bei weitem nicht nur positiv. Viele werfen ihm Gotteslästerung vor und unterstellen ihm, mit dem Teufel im Bunde zu sein.

Trotzdem wird das Buch zum Erfolg – sowohl in den säkularen als auch in den christlichen Bestsellerlisten. Heute lebt Dreyer mit seiner Frau und seiner wenige Monate alten Tochter Zoé Marie in Berlin. Doch Dreyer ist sich sicher: «Gott hat aus meiner Geschichte etwas gemacht, was andere ermutigt.»

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Hinweis zu den Büchern und Bibeln von Martin Dreyer:
Die Bücher von Martin Dreyer sind im Jugend-Slang geschrieben. In seinem Bemühen, die Jugendlichen in ihrer Sprache für den Glauben zu gewinnen lotet er immer wieder die Grenze aus, was für (ältere) Leser noch zumutbar ist.

Datum: 21.02.2012
Quelle: Christliches Medienmagazin pro

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