Jacqueline Walcher-Schneider

"Ich war vor jedem Sprung auf den Knien!"

Die wahre Goldmedaille können wir nicht an Olympischen Spielen, sondern erst später bei Gott gewinnen. Dies meint die frühere Weltklasse-Wasserspringerin Jacqueline Walcher-Schneider. Ein Gespräch über die kommende Olympiade und andere grosse Ereignisse und Sprünge. Chrischona-Magazin: August 2000, Sydney. Sie stehen an den Olympischen Spielen vor dem Finale der besten Wasserspringerinnen. Wie fühlen Sie sich?
Jacqueline Walcher-Schneider, 32, seit Mai 2003 verheiratet mit Jörg. Wechselte mit 16 Jahren vom Geräteturnen zum Wasserspringen. Setzte nach der kaufmännischen Lehre auf die Karte Sport. Gewann am 18. Geburtstag den ersten Schweizermeister-Titel. Holte in 14 Jahren insgesamt 14 nationale Titel. Dazu kam ein 4. Rang an der WM in Perth sowie ein 8. Diplomrang an der Olympiade in Sydney. Bildete sich während der Sportkarriere im Bereich Fitness und Gesundheit aus. Begann mit Medien wie "Brückenbauer", "Schweizer Illustrierte" oder TV-Arzt Samuel Stutz zusammenzuarbeiten.

Jacqueline Walcher-Schneider: Ich freute mich riesig! Ich versuchte, jeden Moment zu geniessen, weil ich wusste, dass dieses Erlebnis nie mehr zurückkommt.

Dann der 8. Rang, nachdem Sie 1998 an den Weltmeisterschaften Rang 4 erreicht hatten. Ihre erste Reaktion?
Diese beiden Ränge waren in zwei verschiedenen Disziplinen an verschiedenen Anlässen. Die kann man nicht vergleichen. Ich freute mich über beide Ränge sehr!

Wo hängt das Olympische Diplom, das Sie in Sydney gewonnen haben?
Wir suchen unser privates Zuhause momentan noch. Das Diplom ist seit über einem Jahr in einer Schachtel eingestellt...

Welche Rolle spielte Gott in Sydney für Sie?
Ich war bei der Qualifikation für Sydney vor jedem Sprung auf den Knien und betete und flehte zu Gott. Das Olympische Finale war ein Riesengeschenk von Gott! Ich war mir sehr wohl bewusst, was ich selber kann und wie viel Gott zu tun vermag! In Sydney war ich die einzige gläubige Sportlerin unter den Schweizern. Ich war noch frisch im Glauben und nicht ganz so stark. Zum Glück war Thomas Zindel von "Athletes in Action" dort, der mich betreute.
Jetzt stehen die Olympischen Spiele in Athen vor der Tür: Keine Wehmut, dass Sie nicht mehr dabei sein können?
Nein, überhaupt nicht! Das Sprungbrett war für mich ein "Schleifprozess". Durch den Sport bin ich zum Glauben gekommen. Jetzt "springe" ich im Leben weiter, nur nicht mehr ins Wasser!

Wo sehen Sie den Sinn moderner Olympischer Spiele?
Wenn Sportler zum Glauben kommen und an den Spielen durch ihren Erfolg Jesus Christus verherrlichen oder sonst ein gutes Vorbild für Millionen von Menschen sind, dann finde ich dies super!
Immer höher, weiter, schneller: Wo liegen die Grenzen des Spitzensportes?
Gott hat uns doch wunderbar gemacht, wenn ich daran denke, was wir mit dem Körper leisten können und dass immer wieder neue Weltrekorde gebrochen werden. Doch das Höher, Weiter, Schneller bringt uns letztlich nicht zum Ziel, sondern nur der Entschluss, Jesus gehorsam nachzufolgen. Die wahre Goldmedaille erwartet uns später!

Der Verdacht liegt nahe, dass viele Spitzenleistungen nur noch mit betrügerischen Mitteln möglich sind. Wie sauber ist der moderne Spitzensport?
Ich weiss es nicht. In meinem Sport war dies kein Thema. Es gibt aber Sportarten, bei denen von den Medien und Sponsoren so viel gefordert wird, dass der Mensch gar nicht mehr fähig ist, dies auf eine saubere Art zu erbringen.

Würden Sie Ihrer Tochter einst zum Spitzensport, zum Beispiel zum Wasserspringen raten?
Ja, wenn sie Freude und Begeisterung dafür hat, natürlich!

Apropos Tochter: Was macht im Hause Walcher-Schneider die Familienplanung?
There is a time for everything...

Jetzt widmen Sie sich beruflich der Gesundheit und der Schönheit...
Ja, ich halte Referate für Firmen rund ums Thema "Fit for life" oder arbeite als Werbebotschafterin mit Firmen zusammen. Ich arbeite auch mit Medien zusammen rund um den Bereich "Wellbeing". Ich motiviere die Menschen sehr gerne, ihrem wunderbaren Geschenk, dem Körper, Sorge zu tragen. Dazu gehören die richtige Ernährung, genügend Bewegung und Entspannung. Um ganzheitlich fit zu sein, braucht es aber auch eine gute Ehe, Familie und Freunde sowie eine Arbeit, die einem Spass macht.

Und die geistliche Fitness?
Ich fange beim Körper an und komme über die Seele zum Geist. Da hatte ich an Seminaren schon die besten Gespräche über den Heiligen Geist und konnte "Nichtgläubigen" Zeugnis von Gottes Grösse geben!

Wie begegnen Sie der Gefahr, den eigenen Körper zu vergöttern?
Wir sollten alle treue Verwalter sein im Umgang mit unserem kostbaren Gut, dem Körper! Wir haben alle ein anderes Aussehen, einen anderen Körperbau und eine andere Grösse. Aber alle haben Muskeln, ein Skelett, die gleichen Organe und ein wunderbares Herz, das sehr viel arbeitet. Ich denke, wir sollten es uns wert sein, gut zu unserem Körper zu schauen. Das hat überhaupt nichts mit Körperkult zu tun!

Ende April ist Ihre erste "Swimwearkollektion" erschienen.
Ich habe als Wasserspringerin in Amerika jede Nacht ein paar neue Badehosen designt und für wenig Geld verkauft, um etwas an meinen Trainingsaufenthalt zu verdienen. Jetzt haben wir eine Kollektion mit dem Modehaus Spengler umgesetzt. Ich bin gespannt, wie es läuft...

Seit Jahren stehen Sie auch in Interviews völlig unbefangen zu Jesus. Wie reagieren die Leute?
Ich höre nie direkt etwas, nur was hinter meinem Rücken gegenüber meinen Eltern gesprochen wird. Ich stellte mich immer ganz klar zu Jesus, und Gott stellte sich zu mir. Ich war als Sportlerin aus einer Randsportart sehr gesegnet. Dann gab es eine Zeit, in der ich eher ruhiger war, weil ich mir so viel "für Gott" vorgenommen hatte und weise sein wollte. Ich war auch nicht mehr gesegnet und brannte innerlich fast aus. Dies war eine sehr harte Erfahrung. Jetzt freue ich mich jedes Mal sehr, wenn ich von unserem Gott schwärmen darf! Dies gibt mir die wahre Freude und ist mein Lebensinhalt.

Was bedeutet Ihnen Jesus?
Die wahre Freude und Liebe bekommt man nur von ihm. Ich habe erfahren, dass jeder weltliche Erfolg sehr leer sein kann und einem nicht erfüllt. Es ist ein Haschen nach Wind. Jesus bedeutet mir alles. Mein ganzes Leben gehört ihm.

Welches ist sein Auftrag für Sie?
Als ich mit dem aktiven Sport aufhörte, wollte ich diese Plattform für Gott nutzen. Ich tat mich mit einem Geschäftspartner zusammen, und wir rannten vorwärts. Ich glaube, ich war genauso leistungsorientiert wie zuvor im Sport. Einfach diesmal für Gott. Ich erlebte schmerzhaften Schiffbruch. Gott zeigte mir klar den Vers aus Hosea 6,6: "Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer!" Ich liebe die Zusage aus Jesaja 42,6-7: "Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand und behüte dich und mache dich zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden, dass du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und die da sitzen in der Finsternis aus dem Kerker." Mein Auftrag wird zusammen mit meinem Ehemann sein.

Braucht eine Frau, die täglich mit Wellness und Entspannung zu tun hat, noch Ferien?
Momentan leben wir bei Freunden und haben noch kein Zuhause. Da sehne ich mich natürlich nach Urlaub, in dem wir ganz für uns sind. Wenn wir unser eigenes "Nest" gefunden haben, das ich schön einrichten kann, und morgens früh in den Wald laufen kann, dann wird es nichts Schöneres geben, als zu Hause zu sein!

Wie verbringen Sie Ihre nächsten Ferien?
Wir fliegen im Juli für drei Wochen nach Los Angeles zur Weltkonferenz unserer christlichen Gemeinde. Danach bleibe ich einige Zeit bei einer Pastorenfamilie. Mein Mann studiert "Master in Global Leadership" an der Fuller Universität in Los Angeles und wird gleichzeitig drüben zwei Kurse besuchen. Anderen Urlaub haben wir noch nicht geplant.

Datum: 02.08.2004
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: Chrischona Magazin

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