28.000 Biker beten und singen

Auch Biker beten.

Zum 21. Hamburger Motorrad-Gottesdienst haben sich am Wochende in Hamburg tausende Biker aus allen Teilen Deutschlands und dem benachbarten Ausland versammelt.

Wie die Evangelisch-lutherische Kirche Nordelbien mitteilte, verfolgten in in der Hamburger Michaelis-Kirche und auf den Strassen davor rund 28.000 Motorradfahrer die Predigt von Pastor Erich Faehling, die unter dem Motto «Nicht ohne Grund» stand. Leitwort der Veranstaltung war nach Angaben der Kirche der Spruch «Fahr nicht schneller, als Dein Schutzengel fliegen kann».

Für die mittlerweile 21. Auflage des kurz «MoGo» genannten traditionellen Treffens in der und um die Hauptkirche St. Michaelis, den Hamburger Michel, waren die Fahrer mit ihren Maschinen aus ganz Deutschland und zahlreichen anderen europäischen Ländern angereist.

Für eine offene Kirche werben

Bei ihrer Traditionsveranstaltung, die 1983 vom damaligen Hamburger Polizeipastor Reinhold Hintze begründet worden war, gedenken die Biker der auf den Strassen verunglückten und ums Leben gekommenen Fahrer. Zugleich solle der «MoGo» für eine «menschenfreundliche und offene Kirche» werben, wie Faehling betonte. Das Vorurteil vom Leder tragenden und abgebrühten Rocker sei ebenso falsch wie das einer verstaubten und überkommenen Kirche. Für viele sei das jedoch eine Überraschung.

Inga Rumpf, Hamburger Rockröhre und Gospel-Sängerin, bestritt den musikalischen Teil des Gottesdienstes. Hamburgs zweite Bürgermeisterin Birgit Schnieber-Jastram gab anschliessend das Startsignal für den Konvoi geben. Die Strecke ging über die Autobahn A7 zum Vorplatz des Einrichtungshauses "Dodenhof" in Kaltenkirchen. Dort wurde mit Musik, Talk und weiteren Highlights gefeiert.

Die Freiheit auf zwei Rädern

Der Kern der Veranstaltung war der Gottesdienst – Gottes Dienst an Menschen. Darin liegt die Tiefe der MoGos, dass die Menschen Gottes dienende Nähe spüren. Für viele ist das eine Überraschung, mit der sie nicht gerechnet haben. Eine Reihe von ihnen ist nicht sehr gewandt im Glauben. Es ist zuweilen lange her, dass sie den Weg in einen Gottesdienst gefunden haben. Ihre kritischen Bilder von Kirche haben sie schon länger nicht mehr an der Realität überprüft. Der MoGo will so eine einladende Kirche bieten, deren Schwelle so niedrig ist, dass sie sie zu überschreiten wagen. Das Motorrad hilft dabei.

Trotz der Motorräder, trotz Chrom, Leder und Öl, trotz der Helme, die zum Teil die fehlenden Sitzplätze ersetzen, war die Stimmung ganz und gar feierlich und respektvoll. Die gute Botschaft wurde gehört – es gab sogar eine spezielle „Biker Bibel“, die gerade in vierter Auflage erschienen ist.

Vielleicht ist es gerade die sonst übliche Fixierung auf die Technik, die diese Szene besonders deutlich spüren lässt, dass das Leben manchmal kurz greift. Mit der Botschaft von einem Gott, der seine Menschen sucht und liebt, kommt ein neuer fremder Ton zur Sprache, der gut tut, zum Nachdenken bringt, neue Blickwinkel erschliesst und immer wieder auch Menschen aufbrechen lässt.

Quellen: AP/epd/Nordelbien/ddp/Erich Faehling

Datum: 23.06.2004
Autor: Bruno Graber

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