Nach dieser Versöhnungskonferenz hat mich eine Überzeugung nicht mehr losgelassen: Wirkliche Versöhnung auf der tiefen Ebene menschlicher Herzen ist ein Geschenk Gottes und gehört zu den kostbarsten Dingen zwischen Himmel und Erde. So intensiv wie hier habe ich das erst einmal in Israel erlebt, als wir uns durch das Holocaust-Museum hindurchgeweint hatten. Spontan baten wir darauf unseren israelischen Reiseleiter um Vergebung all dieser Verbrechen ihnen gegenüber. Das ging auch tief, da geschah irgendwie innere Heilung von Wunden der Vergangenheit, da wurde etwas wieder gut im Herzen, das vorher latent geschwelt hatte und blockierend zwischen uns und den Juden gestanden hatte. Auch in Lancaster hatte ich den Eindruck, es sei etwas Bleibendes geschehen, und zwar nichts selber Gemachtes, kopfmässig Durchgesprochenes, sondern etwas Tieferes, weil es von höherer Warte gekommen war. Irgendwie waren es nicht die Voten und Ideen. Der Heilige Geist vom Vater und Sohn hatte sich gelagert und schuf etwas in und unter uns, das einfach nicht machbar ist. Das zeigte zum Beispiel das Wort eines Mennoniten, der meinte, sie müssten ihren beliebten Märtyrerspiegel (das Buch über die Zeit der Verfolgung; Red.) nun wohl um ein weiteres Kapitel ergänzen. Die Geschichte ihrer Verfolgung stimme so nicht mehr nach diesem Zusammensein, meinte der Täufer. Sie seien nicht mehr die Märtyrer und wir die Verfolger, wir seien wieder zusammen. Auch unsererseits gab es Dinge festzuhalten als Folgen eines verändernden Geschehens. Mich bewegte das Wort des Vertreters der Zürcher Kirche: Wir haben bisher als reformiertes Bewusstsein gehabt, dass wir weder katholisch noch fromm (zu den Freikirchen wie den Täufern gehörig) sind. Nun aber helfen uns die Täufer zu einem positiven Selbstverständnis, indem wir sagen können: wir brauchen Euch, damit wir eine Kirche sind bzw. ein Teil des weltweiten Leibes Jesu Christi. Wir gehören zusammen, auch wenn wir weiterhin unterschiedliche Kirchen bleiben werden. Ich wünsche mir mehr solche versöhnende Begegnungen. Da küssen sich Himmel und Erde, da freut sich Gott, da können wir wahr und in der Liebe sein, da werden Schwerter zu Pflugscharen geschmiedet, da bricht Reich Gottes kraftvoll und glaubwürdig auf für eine Welt, welche sich nach diesen Dimensionen des Lebens schon lange sehnt. Livenet-Berichte unter: Autor: Hansjörg KägiNicht selber gemacht
Reformiert – eine positive Identität
Wonach sich die Welt sehnt
www.livenet.ch/www/index.php/D/article/189/23384/
Datum: 20.05.2005
Quelle: Livenet.ch