Wie Eltern mehr Medienkompetenz entwickeln können

Der bewusste Umgang mit den Medien müsse schon früh erfolgen.
Professor Daniel Süess

Zum zweiten Mal innert zwei Jahren veranstaltete Pro Familia Schweiz (PFS) am 5. November in Solothurn eine Fachtagung zu den neuen Medien. Dabei zeigte sich: Eltern sind mehr denn je gefordert, ihre Kinder beim Medienkonsum zu begleiten. Und: Sie bekommen immer mehr Unterstützung.

Professor Daniel Süess von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften sieht die Probleme der neuen Medien deutlich, sprach sich aber dennoch für einem „kritischen Optimismus“ im Umgang mit den neuen Medien aus. Er regte an, die Medien als Ressourcen anzusehen, die Lebenswelten vermitteln, die in der Realität nicht ohne weiteres zu haben wären. Reale Erfahrungen vermittelten zwar mehr Anregungen, Geborgenheit und Sicherheit. Dennoch seien die Lebenserfahrungen vieler Kinder auch einseitig. Eltern müssten den Kindern helfen, sowohl die Genussfähigkeit wie die Kritikfähigkeit im Umgang mit Medien zu entwickeln.

Daniel Süess betonte, der bewusste Umgang mit den Medien müsse schon früh erfolgen. Sonst brächten sich die Kinder den Umgang damit selbst bei – und auf ihre Weise! Gerade Eltern mit wenig Bildung seien aber oft überfordert, obwohl gerade sie und ihre Kinder intensive Medienkonsumenten seien. Süess beobachtet auch eine verbreitete Unsicherheit im Umgang mit neuen Medien unter Lehrpersonen und ortet das Bedürfnis nach Weiterbildung.

Zuwenig Interesse der Eltern am Medienkonsum ihrer Kinder

Zu denken gaben die Zahlen von Oliver Steiner von der Fachhochschule Nordwestschweiz. Er zitierte Ergebnisse einer Umfrage zum Medienkonsum unter Jugendlichen und erwähnte als Beispiel die Freizeit- und Kontakt-Website „festzelt.ch“. Demnach nutzen 55 % der sieben- bis 12-Jährigen in der Nordwestschweiz die Seite täglich mindestens eine Stunde lang. 64 % dieser Jugendlichen gaben an, dass ihre Eltern zwar wüssten, dass sie sich oft auf dieser Website aufhielten, doch diese interessierten sich nicht dafür. Oder: Bereits drei- bis sechsjährige Kinder verbringen laut Erhebungen einen Drittel ihrer Fernsehzeit alleine. Nur 38 % der Eltern sprächen mit diesen Kindern über das Gesehene.

Steiner empfahl den Eltern, sich zu informieren und die Kinder und Jugendlichen beim Medienkonsum zu begleiten. Wenn der Computer im Kinderzimmer stehe, sollte er über keinen Internetanschluss verfügen. Die Handys der Kleinen sollten besser keine Kamera haben, und die Bluetooth-Technik sei auszuschalten. Die Eltern können auch dafür sorgen, dass ihr Nachwuchs zu guten Computerspielen komme. Es gelte, einen frühen Einstieg in gewaltverherrlichende Produktionen zu vermeiden.

Angebote

Die Tagung vermittelte auch eine Übersicht von Fach- und Beratungsstellen zum Umgang mit neuen Medien. Zum Beispiel:

www.kinderonline.ch vermittelt eine Auswahl von guten Websites für Kinder und wird ständig aktualisiert.

www.elternet.ch ist eine Initiative von Privatpersonen, welche betroffene Eltern miteinander vernetzt.

www.security4kids.ch vermittelt online-Geschichten für Jugendliche, informiert sie aber auch über die Gefahren im Netz, zum Beispiel vor der Gefahr sexueller Ausbeutung.

www.projuventute.ch engagiert sich stark für den Jugendmedienschutz und lanciert noch diesen Monat die Aktion „Handyprofis“. Sie setzt sich mit Phänomenen wie „Happy Hlapping“, herumgereichte Pornobilder oder mit der Frage eines Handyverbots an Schulen auseinander. Im kommenden Jahr werden dazu auch Workshops angeboten.

www.clickit.ch demonstriert mit Videos, wie man sich im Chat vor Übergriffen schützen kann. Die Betreiber informieren die Kinder zum Beispiel über die Täterstrategien.

Datum: 19.11.2008
Autor: Fritz Imhof
Quelle: SSF

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