Einweihung

Neue albanisch-orthodoxe Kirche für die Nordostschweiz

Münchenstein Dorfplatz

Die neue albanisch-orthodoxe Kirche für die Nordostschweiz, die "Haghia Sophia" in Münchenstein bei Basel, ist am Sonntag durch Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel in einer mehrstündigen Zeremonie eingeweiht worden.

Wie der Ehrenprimas von etwa 250 Millionen orthodoxen Christen in seiner Festpredigt ausführte, wollte er mit dem Kirchenbau und seiner persönliche Anwesenheit bei dessen Eröffnung ein Zeichen gegen die allgemeine Verweltlichung in unserer immer weniger christlichen Welt setzen. Um dieser "Entheiligung" entgegenzuwirken, müssten heute die Christen aller Bekenntnisse und Kirchen zusammenstehen. Die nächste Gelegenheit dazu werde nächsten Monat der Fokolar-Kongress in Istanbul darstellen.

Gastfreundschaft in letzten 30 Jahren

Bartholomaios I. bedankte sich bei den Katholiken, Christkatholiken und der reformierten Kirche von Basel-Stadt und -Land für ihre kirchliche Gastfreundschaft in den letzten 30 Jahren, in denen die etwa 1.000 orthodoxen Griechen in diesem Raum über keine eigene Kirche verfügten, sondern bald da, bald dort, sowie meist in St. Alban in der Basler Altstadt aufgenommen waren.

Das Projekt einer eigenen Kirche in Basel-Land geht noch auf den früheren Metropoliten der Schweiz, Damaskinos Papandreou, zurück. Dieser konnte 1999 in griechischen Reeder- und Finanzkreisen zwischen Genf und Zürich die nötigen Sponsoren gewinnen und bei der Gemeinde Münchenstein die Überlassung eines zentral gelegenen Bauplatzes sicherstellen. Nach der schweren Erkrankung des Metropoliten Anfang 2001 vertraute er dieses Vorhaben seinem Hilfsbischof Makarios an.

Bauzeit von anderthalb Jahren

Im Januar 2002 konnte der Grundstein gelegt werden, wozu sich zum ersten Mal Patriarch Bartholomaios I. persönlich einfand. Im Stil einer byzantinischen Kreuzkuppelkirche wurde das orthodoxe Gotteshaus in einer Rekordzeit von weniger als eineinhalb Jahren fertiggestellt und jetzt wieder durch den Patriarchen eingeweiht.

Bei den Zeremonien zur Weihe der Kirchentür, des Altars sowie des ganzen Kirchenschiffs erklangen immer wieder alttestamentliche Segnungen des Tempels von Jerusalem. Da es sich in Münchenstein um ein der Göttlichen Weisheit (Sophia) geweihtes Gotteshaus handelt, gab es in der Liturgie auch viele Hinweise darauf, dass die Kirche die Entsprechung dieser in Jesus Christus menschgewordenen Sophia auf Erden darstellt.

Bischof Makarios dankte in seiner Ansprache der römisch-katholischen und der evangelisch-reformierten Pfarrgemeinde in Münchenstein, dass sie die neue orthodoxe Kirche in ihrer Mitte so geschwisterlich angenommen und auch ihrem Pfarrer P. Dimitrios Korakas aus Athen bei allen Anfangsproblemen geschwisterlich an die Hand gegangen sind. So stammen auch die vier Leuchter zur Evangeliums-Verlesung in der Haghia Sophia vom Münchenstein von den beiden Geschwistergemeinden.

Grosse Sorgen für Patriarchat von Konstantinopel

Das Weihefest der orthodoxen Sophienkirche fiel in eine Zeit schwerer Probleme für das Patriarchat von Konstantinopel. Einerseits ist Bartholomaios I. gerade in diesem Herbst bemüht, der türkischen Regierung in Hinblick auf ihre Annäherung an die Europäische Union mehr Religionsfreiheit für die nur mehr rund 200.000 Christen in der Türkei abzuringen; um 1900 waren es noch 10 Millionen. Andererseits will die orthodoxe Landeskirche von Griechenland gerade jetzt dem Patriarchat, das in der Türkei nur mehr über vier Diözesen verfügt, seine 35 überlebenswichtigen Bistümer auf griechischem Staatsgebiet entreissen.

Batholomaios I. ging in Münchenstein nicht direkt auf diese Notlage ein, bat aber um Gebet "in dieser für mich besonders schweren Zeit". Sowohl Bischof Makarios wie der neue griechische Metropolit in Genf, Jeremias Kalligeorgios, unterstrichen die Treue der griechisch-orthodoxen Diaspora in der Schweiz und ganz Mitteleuropa zum Ökumenischen Patriarchat. Fehlt es doch neuestens nicht an Versuchen, auch die Diaspora-Griechen von Amerika über Europa bis nach Australien einer griechischen Nationalkirche unter Athener Führung einzuverleiben.

Datum: 15.10.2003
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Kipa

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