Derzeit scheinen die Kirchen nach Ansicht des Wissenschaftlers vor allem damit beschäftigt, sich der Moderne anzupassen. Das sei aber nur möglich, "wenn man weiss, was man will". Ihn erinnerten die Anstrengungen der Kirchen hingegen manchmal an den Satz von Mark Twain: "Als wir das Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen." Trotz wegbrechender Basis wird die Stellung der Kirche in Deutschland bislang nicht in Frage gestellt, so der Soziologe. Das sei nicht nur auf die grosse Zahl von Christen in Führungspositionen zurückzuführen. Vielmehr erwarte die Gesellschaft auch weiterhin von den Kirchen moralische Wegweisung. Kaufmann sprach von einem Rückzug des Religiösen aus der Öffentlichkeit in den innerkirchlichen Raum, also einer fortschreitenden Verkirchlichung. Mit dem Verlust der Familie als letzter Bastion der Glaubensvermittlung in den vergangenen Jahrzehnten sei in der Jugend in ganz Westeuropa ein "Traditionsabbruch" entstanden. So träten die Kirchen nur noch bei Grossveranstaltungen wie Kirchentagen oder Papstbesuchen auf. Diese Eventkultur sei aber kaum persönlichkeitsprägend."Gesellschaft erwartet moralische Wegweisung"
Datum: 12.09.2002
Quelle: Kipa