Öffentliche Provokation

Motive für Konversion

Die Umstände von Konversion sehen: Christine Lienemann.

Konversion und plurale Gesellschaften

Christine Lienemann referierte über „Konversion in religiös pluralen Gesellschaften“. In den USA hat sich das Christentum durch den Zustrom von Immigranten vollends in Hunderte von Gemeinschaften aufgefächert. „Interreligiöse Ehen nehmen ebenso zu wie multireligiöse Familien.“ Auch wenn Konversion immer noch „die ganz grosse Ausnahme“ darstelle, sei sie hoch brisant, da Konvertiten eine öffentliche Provokation darstellten.

Die Soziologen John Lofland, Norman Skonovd haben sechs ‚Profile’ von Konversion gezeichnet: infolge der rationalen Suche nach Wahrheit, durch Versenkung und spirituelle Selbst-Erfahrungen, im experimentellen Erproben anderer Religiosität, durch Freundschaften und Bewunderung charismatischer Persönlichkeiten, in der öffentlich bezeugten Umkehr bei erwecklichen Veranstaltungen, aufgrund von Zwang und Täuschung. Wie Lienemann sagte, kommen Konvertiten „im Lauf ihrer Reise häufig mit anderen Profilen in Berührung“.

Opportunismus

Am historischen Beispiel der Islamisierung des Iran im ersten Jahrtausend zeigte die Missionswissenschaftlerin, welchen Einfluss die gesamte Gesellschaft ausübt. Mit dem politisch-sozialen Status der neuen Religion (marginal, toleriert, gewichtig, beherrschend) änderten sich die Motive für die Annahme des Islam. Die grosse Mehrheit konvertierte erst im 9. Jahrhundert, als die Entwicklung als unumkehrbar angesehen wurde und die neue Religion Vorteile versprach.

Konversion ist nicht eindeutig und endgültig: Die europäische Mission unter den Onitsha, einem Zweig des Ibo-Volks in Nigeria, scheiterte anfangs. Ein Teil der Onitsha, die Christen geworden waren, vermischte später den neuen Glauben mit altafrikanischen Praktiken; andere säkularisierten sich. Obwohl Konversions-Berichte den Missionaren als Erfolgsmeldungen gedient hätten, hätten manche von ihnen ihre Rolle selbstkritisch betrachtet, sagte Lienemann. „Das Konversiongeschehen sollte immer ein ko-aktives Geschehen sein. Beide Seiten verändern sich gegenseitig“ – dies zeigt sich bei der Bekehrung des Cornelius in der umstürzenden Wandlung des Petrus (Apostelgeschichte 10-11).

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Datum: 07.02.2005

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