Steve Thompson

Ein neuer Blick für das Alte

Steve Thompson schrieb diesen Artikel nach einer nächtlichen Offenbarung. Er erkannte, dass Gott beabsichtigt, die Gemeinde in den Vereinigten Staaten auf Veränderungen vorzubereiten, die viele Leiter bereits kommen sehen und verkündigen.
Gott möchte Einheit unter den Gemeinden und christlichen Bewegungen.
Es ist nicht die Aufgabe alter Schläuche, ein Gefäss für neuen Wein zu sein. Weil Gemeinden ihren Platz und ihre Bestimmung nicht begriffen, standen sie miteinander in Konkurrenz.
Wie der Wein muss ein neues Werk erst reifen, um für andere zum Segen zu werden.

Die Gemeinde in Amerika befindet sich an der Schwelle eines bedeutenden Entwicklungsschubs. Geschichtlich betrachtet hat jede Weiterentwicklung der Gemeinde immer ebenso viel Aufruhr und Uneinigkeit wie Fortschritt hervorgerufen! Gott möchte dieses Muster in unserer Generation durchbrechen und Christen die Möglichkeit bieten, gewaltigen Fortschritt in Einheit zu erzielen.

Eine nächtliche Offenbarung

Zweimal wurde ich in der Nacht durch eine Stimme geweckt, einmal um 5.37 Uhr und das zweite Mal um 5.44 Uhr. Auf meine Frage hin offenbarte mir Gott zwei Bibelstellen, nämlich Lukas 5,37 und Johannes 5.44. Als ich die beiden Stellen in der Bibel nachschlug, erkannte ich, dass sie Weisheit enthalten, die Christen helfen könnte, ihren Weg durch die gegenwärtige und künftige Zeit zu finden. Da steht geschrieben: "Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche, sonst zerreisst der neue Wein die Schläuche und wird verschüttet und die Schläuche verderben". (Lukas 5,37) und "Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt, und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, sucht ihr nicht?" (Johannes 5,44).

Diese Wahrheiten könnten sich als revolutionär erweisen, indem sie zur Förderung und Ermutigung neuer Bewegungen beitragen, die die Gemeinde vorwärts bringen. Gleichzeitig bewirken sie Einheit und eine angemessene Beurteilung der historisch gewachsenen Bewegungen und der durch sie entstandenen Gruppen.

Falsche Vorstellungen überwinden

Die meisten von uns sind sich der Tatsache überhaupt nicht bewusst, dass sie Vorstellungen hegen, die der geistlichen Wahrheit entgegenstehen. Diese sind einerseits aus Gemeindetraditionen entstanden, die ihren Ursprung nicht im Wort Gottes haben. Während andere von eigenen, falschen Reaktionen und Missverständnissen herstammen. Gleichgültig welchen Ursprungs sie sein mögen, hindern sie uns Christen doch oft daran, einen bestimmten Aspekt der Gnade Gottes zu erfahren.

Viele Auslegungen der Bibelstelle über den neuen und alten Wein und die alten Schläuche zum Beispiel beruhen nicht auf der Schrift. Folgerichtig haben sie denn auch entweder grossen Schaden angerichtet oder Menschen sehr stark eingeschränkt, statt die Einheit zu fördern. Die Vorstellung, dass neue Weinschläuche gut und alte schlecht sind, hat ihren Ursprung nicht im Neuen Testament. In Lukas 5, 37 heisst es lediglich, man soll neuen Wein nicht in alte Schläuche füllen. Das beinhaltet keinerlei Wertung. Es besagt nur, dass es nicht die Aufgabe alter Schläuche ist, ein Gefäss für neuen Wein zu sein. Ausserdem stellt diese Stelle klar, zu welchem Zeitpunkt eine Bewegung entstand, welches ihre gegenwärtige Aufgabe ist und dass jede von ihnen eine bestimmte Aufgabe hat. Diese Aufgabe müssen wir erkennen und verstehen. Verwirrung und Missverständnisse konnten dort überhand nehmen, wo ältere und neuere Bewegungen ihre unterschiedlichen Berufungen und Aufgaben nicht verstanden. Allzu oft sind sie allein deshalb miteinander in Konkurrenz gestanden, weil sie ihren Platz und ihre Bestimmung nicht begriffen. Aber wir sollten nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern miteinander zusammenarbeiten.

Jeder der nur das Geringste von Wein versteht, weiss auch, dass der alte Wein immer der bessere ist. Diese falsche Vorstellung, dass der neue geistliche Wein besser sei als der alte, ist also ebenfalls ein Irrtum (vgl. Lukas 5,39).

Verständnis für Gottes Absicht

Wenn Christen zu einem tieferen Verständnis für Gottes Absichten mit den unterschiedlichen Weinschläuchen oder christlichen Bewegungen durchdringen, dann werden sie sich mit Gottes Plänen eins machen und mit ihm zusammenarbeiten können, um mit jeder Generation besseren Wein hervorzubringen. Ein besseres Verständnis der Bedeutung der Weinschläuche kann in dem gleichen Masse Heilung und Einheit hervorbringen, wie die traditionellen Vorstellungen Spaltungen und Verletzungen verursacht haben.

Der Fluch des Alten Bundes bestand in der Vergänglichkeit seiner Herrlichkeit. Der Neue Bund besitzt eine Herrlichkeit, die stets zunimmt und wächst (vgl. 2. Korinther Kapitel 3). Der Plan Gottes für die Gemeinde ist es, dass ER über jeder nachfolgenden Generation einen noch besseren Wein seiner Gnade und Herrlichkeit ausgiessen möchte. Aber aufgrund der mangelhaften Zusammenarbeit der christlichen Bewegungen konnte dies bisher nur selten wirklich geschehen. Diese Erkenntnis könnte helfen, effektiver am Werk Gottes teilzuhaben, und andere Menschen dabei zu unterstützen, seine Herrlichkeit auf der Erde freizusetzen.

Gott möchte den neuen Wein aufbewahren

Wenn man neuen Wein in alte Schläuche füllt, wird der Wein verschüttet, weil die Schläuche nicht in der Lage sind, sich den schnellen Veränderungen und dem Gärungsprozess des neuen Weines anzupassen. Die Schläuche reissen, und der neue Wein geht verloren. Gott möchte aber den neuen Wein aufbewahren. Er möchte ihn nicht sofort ausschenken, sondern er soll noch aufbewahrt werden, weil er noch nicht reif genug ist. Er muss zuerst reifen und verfeinert werden, ehe er grosszügig verteilt und zum Segen werden kann, der er eigentlich sein soll.

Es ist sogar so, dass viele christliche Bewegungen, von denen wir meinen, sie würden neuen Wein ausschenken, in Wirklichkeit alten oder gereiften Wein ausschenken.

Ein Beispiel

Ich bin in einer bodenständigen, traditionellen Gemeinde aufgewachsen, die mir ein gutes Fundament für meinen Glauben vermittelt hat. Auf dem College begegnete ich Gott auf eine völlig neue Weise. In meinem Eifer versuchte ich sofort, meine neuen Erfahrungen in meiner alten Gemeinde einzuführen. Der Pastor und diejenigen Leiter, die hungrig nach mehr von Gott waren, empfingen das, was Gott tat mit grosser Offenheit und Begeisterung. Aber nach etwa einem Jahr war die Gemeinde an die Grenzen ihrer Flexibilität gestossen. Und so wurde der neue Wein in Form von meinen Freunden und mir selbst verschüttet. Ich begab mich sofort in eine andere, weniger traditionsgebundene Gemeinde, wo sich das gleiche Muster wiederholte. Da ich diese Wahrheit immer noch nicht verstanden hatte, nämlich: Man soll neuen Wein nicht in alte Schläuche abfüllen. Die Schuld lag weder beim Pastoren noch die Leiter waren im Irrtum. Mein Fehler war es, nicht der Weisheit Gottes gefolgt zu sein.

In meinem Eifer und meiner mangelnden Weisheit versuchte ich, Veränderungen herbeizuführen, die ich gar nicht hätte herbeiführen sollen. Ich war nicht berufen, etwas zu verändern, das bereits zuvor bestanden hatte. Ich hätte einfach die Gemeinde verlassen und etwas Neues anfangen sollen. Dadurch wären letzten Endes dann auch die alten Schläuche gesegnet worden, aber erst nachdem dieser Wein gereift war.

Es ist eine interessante Beobachtung, dass ich erst in dem Moment zu einem Segen für die Gemeinden wurde, dich ich fälschlicherweise zu verändern versuchte, als ich sie verliess und anfing, etwas Neues aufzubauen.

Die alten Weinschläuche lieben

Wenn Christen die alten Weinschläuche lieben, werden sie nicht versuchen, diese zu verändern. Statt dessen werden sie einfach das tun, wozu der Herr sie als neue Schläuche berufen hat. Die neuen Werke sollten keine Reaktion auf die alten sein, sondern vielmehr als logische Weiterentwicklung ihrer Treue gegenüber ihrer Berufung betrachten und verstanden werden. Es ist sehr wohl möglich, ein neues Werk in der Liebe für das Alte zu beginnen und nicht als Reaktion darauf. Indem wir die alten Schläuche lieben, ehren und achten.

Betrachten man als Bild dafür unsere Kinder. Wir ziehen diese nicht gross, damit sie noch als Erwachsene bei uns leben. Wir ziehen sie gross, damit sie von uns wegziehen und es weiter bringen, als wir es je geschafft haben. Ich wünsche mir, dass meine Kinder in solcher Herrlichkeit, Kraft und Inbrunst leben, dass ich versucht sein werde, sie als zu extrem abzulehnen.

Das Prinzip der Reifung

Im natürlichen Bereich des Weinbaus gibt es ein Prinzip: Der gereifte, verfeinerte Wein, der noch nicht ausgeschenkt wurde, muss alle vierzig Jahre umgefüllt werden, damit er weiter reifen kann, ohne bitter zu werden. Wenn er einmal umgefüllt ist, dann wird dem alten Wein ein wenig neuer Wein beigemischt. Aber er soll deswegen noch lange kein neuer Wein werden. Die kleine Menge neuer Wein wird ihm nur deshalb beigemischt, um den gereiften Wein zu erhalten, damit er auch in der Zukunft ein Segen sein kann.

Gleichzeitig müssen wir das Neue ermutigen, erkennen und wertschätzen, damit christliche Bewegungen dann auch in der Zukunft gereiften Wein zum Ausschenken haben.

Leiter sind zu Vorkostern berufen

Als Leiter, Pastoren, Lehrer und Evangelisten sind wir berufen, die neuen Dinge auszuprobieren und zu prüfen, damit wir ihnen die Gelegenheit zum Reifen geben können. Als Leiter sind wir berufen mit den Augen des Glaubens zu sehen und Menschen und Konzepte zu erkennen, die noch neu und unreif sind. Wir müssen die Vision besitzen, um zu erkennen, dass sie in zwanzig Jahren der grossartige, herausragende Wein sein werden, den der Herr zu seiner Zeit ausschenken will. Dann müssen wir den Ort zur Verfügung stellen, an dem sich diese Menschen und Ideen entwickeln und vorbereiten können, dem Leib Jesu und der Welt in den kommenden Jahren zu dienen.

Neuer Wein befindet sich in einem relativ instabilen und flüchtigen Zustand. Er ist noch starken Schwankungen und Veränderungen unterworfen und benötigt ausreichend Freiheit, um sich zu entwickeln. Ansonsten kann er nie zu einem alten und verfeinerten Wein heranreifen.

Wenn man sich aber mehr Gedanken darüber macht, wie der Schlauch aussieht statt darüber, wie man ihn nähren könnte, vertun Christen ihre Chance, auf lange Sicht den gesamten Leib Jesus zu segnen. Wenn das Streben nach menschlicher Anerkennung andauert, werden einige sogar dazu übergehen, dem neuen Wein etwas alten hinzuzufügen, um ihn geniessbarer zu machen. Aber in diesem Punkt wird der Reifungsprozess abgebrochen. Er wird zu einem wertlosen Gemisch, das seine von Gott gegebene Aufgabe nicht erfüllen kann.

Es braucht sowohl neuen wie alten Wein. Wir müssen verstehen und erkennen, dass es eine Zeit gibt, unseren Wein noch aufzubewahren, und eine Zeit, unseren Wein auszuschenken. Alle neuen Schläuche sind letzten Endes dazu bestimmt alte zu werden. Wenn dies geschieht, wird er für vielen ein Segen und eine Ermutigung sein.

Stark gekürzt und redigiert: Livenet, Antoinette Lüchinger

Autor: Steve Thompson, Übersetzung: Tina Pompe
Quelle: The Morning Star / Prophetisches Bulletin

Datum: 17.10.2003

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