Lego-Baumeister lernen den grössten Baumeister kennen
Marc
Lendenmann, der Bibellesebund bietet unter anderem auch den Lego-Städte-Bau an. Was
steckt dahinter?
Marc
Lendenmann: Biblische
Inhalte kreativ vermitteln – das ist eines unserer Ziele. Gerhard Windhoevel
war jahrelang in Deutschland mit Lego-Projekten unterwegs. 2003 konnten wir mit
einer seiner Lego-Städte in der Schweiz beginnen.
Was hat sich inzwischen verändert?
Die Stadt hat sich grössenmässig
verdoppelt: mehr Material, eine grössere Baufläche, mehr Bauprojekte. Aber vor
allem: Nach über 1'300 Einsatztagen an 355 Orten waren über 15'000 Kinder Lego-Baumeister
– und lernten den grössten Baumeister kennen. Aufgrund der Corona-Krise
mussten natürlich auch wir diverse Einsätze absagen. Das schmerzt doppelt. Zum
einen fehlen uns die Finanzen und zum anderen dürfen wir viele –
vollgebuchte – Angebote nicht durchführen…
Wie sieht ein solcher Bau aus?
Eine Vierteltonne Lego-Elemente, bis
zu 18 Quadratmeter Baufläche, dazu sechs bis acht Stunden Bauzeit – und bis zu
50 Kinder im Alter von acht bis zwölf, die gleichzeitig bauen können: Das sind
die Eckpunkte des Projekts. Die Bauzeit kann auf ein Wochenende oder auch auf
eine Kinderwoche verteilt werden. Es gibt zudem ein Lego-Stadt-Lager im Sommer und drei Lego-Stadt-Wochenenden,
an denen verschiedene Generationen gemeinsam bauen.
Die Baupläne wurden grösstenteils speziell für die Lego-Stadt konstruiert.
Neben einigen wenigen original Lego-Plänen gibt es nun auch Baupläne für ein
Landhaus, ein fünfzehnstöckiges Hochhaus, ein Fussballstadion, eine Lok-Remise,
eine Kathedrale, ein Stadttor und vieles mehr.
Welchen Bezug zur Bibel gibt es
dabei?
Gott ist der grösste Baumeister; er
hat die ganze Welt erschaffen. Und wir bauen eine Stadt. So kreativ, wie Gott
die Schöpfung gestaltet hat, so kreativ hat Gott auch uns begabt: musizieren,
malen, erzählen, schreiben, erfinden... Wir möchten die Kinder ermutigen, ihre
von Gott geschenkten Begabungen zu entdecken und zu fördern. Um dieses Thema
dreht sich eines der Tagesthemen. Jeden Tag hören und erleben die Kinder eine
Baugeschichte aus der Bibel.
Gibt es in Kinderwochen andere
Schwerpunkte?
In Kinderwochen sind wir sozusagen in
der Lukasstrasse unterwegs: Da lernen wir Jesus kennen aus den Berichten, die
Lukas aufgeschrieben hatte. Die im Plenum erlebte Geschichte können die Kinder
anschliessend in der Kleingruppe selber in der Bibel nachlesen. Selber lesen
macht schlau! So entdecken die Kinder weitere Details, die im Plenum vielleicht
gar nicht erklärt worden sind. Manchmal sind sie als Bibel-Detektive auch
herausgefordert, eine spezielle Forscherfrage zu beantworten. Dabei muss man
kombinieren oder zwischen den Zeilen lesen. Die Kinder lernen, wie sie selber in
der Bibel lesen und Jesus besser kennenlernen können. Und sie entdecken, dass
die Bibel in unser Leben redet. Es kann durchaus vorkommen, dass bei solchen
Gelegenheiten auch Mitarbeitende erstmals oder neu begeistert werden vom
Bibellesen und von Gott.
Auch bei der «HolzBauWelt» geht es
ums Bauen, was geschieht bei diesem Projekt?
Die Kinder haben 80'000 Holzklötzchen
zur Verfügung, mit denen sie auf ihrer Gruppenbaustelle das bauen können, was
sie gerne möchten. Da entstehen unglaublich kreative Bauwerke:
Eisenbahnanlagen, Parkanlagen, Türme in allen Höhen und Formen, Fahrzeuge, Tiere
und – sogar ein richtiges WC! Andererseits bauen alle Kinder mit Leitern und
Rollgerüst gemeinsam an einem grossen Turm. Der Rekord ist stolze 6,80 Meter!
Nach einer Vernissage oder einem Abschlussgottesdienst steht das grosse
Einsturzspektakel an! Zwischen den Bauzeiten erleben die Kinder biblische
Geschichten, die auch mit dem Bauen zu tun haben.
Wie sehen die Projektwochen bei
diesen Bauprojekten aus?
Die HolzBauWelt-Kinderwochen sind
ähnlich organisiert wie die Lego-Stadt-Wochen. Im Gegensatz zur Lego-Stadt
begleiten uns mehrheitlich fortlaufende biblische Geschichten als roter Faden
durch die Kinderwochen. Nehemia beispielsweise setzt sein ganzes Vertrauen auf
Gott und baut mit seiner Hilfe die Stadtmauer Jerusalems wieder auf. Mit einem
speziellen «Guter Start»-Heft zu Nehemia vertiefen die Kleingruppen das
Gehörte anschliessend und forschen in der Bibel nach einzelnen Stellen. Nebst
Kirchgemeinden bietet die HolzBauWelt auch Projektwochen in Schulen an. Dort
wird das Hauptgewicht auf die Erzählung der biblischen Geschichten gerichtet.
Was bewegt Sie persönlich bei Ihrer
Arbeit?
Viele Kinder und Erwachsene meinen,
die Bibel sei veraltet, nicht mehr zeitgemäss, langweilig – und werden
überrascht! Sie erleben, dass die Bibel begeistert, ansteckt, überrascht.
Mitarbeitende erzählen, dass sie selber ermutigt wurden und von Ideen
profitieren konnten für ihre eigene Arbeit. Und wenn mir ein Kind zu einer mir
schon seit Langem bekannten Geschichte eine Beobachtung erzählt, die mir noch
nie aufgefallen ist – dann bin ich auch überrascht und freue mich darüber. Es ist ein Vorrecht, mit kreativen
Projekten in unterschiedlichsten Kirchgemeinden unterwegs zu sein und zu sehen,
wie Gott ebenso vielfältig erlebt wird und an Menschen und Gemeinden handelt.
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Datum: 25.03.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet