Allianzgebetswoche eröffnet

Wo Christen keine Kompromisse machen

Mit zahlreichen Gottesdiensten hat am 12. Januar die internationale Gebetswoche der Evangelischen Allianz begonnen. In Deutschland werden rund 300'000 Christen aus Landes- und Freikirchen zu Treffen an rund 1'100 Orten erwartet.
Volker Kauder

Die seit 1846 veranstaltete Gebetswoche steht in diesem Jahr unter dem Motto «Mit Mut und Geist». Prominentester Redner zum Auftakt war der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder. Er sprach im Forum Wiedenest in Bergneustadt (Oberbergischer Kreis) vor mehr als 650 Zuhörern über einen Vers aus dem 2. Timotheusbrief (1,7): «Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.» Kauder zufolge können Christen bei existenziellen Themen des Glaubens keine Kompromisse machen. So sei es nicht verhandelbar, dass Jesus Christus Gottes Sohn sei. Auch beim Auferstehungsglauben «sind wir nicht kompromissbereit». Man müsse diese elementaren Kernthemen des Christentums von Fragen unterscheiden, in denen Kompromisse notwendig seien. Es gebe nicht immer nur den einen Weg, sondern Christen müssten immer besonnen und nicht selbstgefällig prüfen: «Was will Gott von mir?» So werde sich der Bundestag in nächster Zeit wieder mit der Frage der Sterbehilfe beschäftigen. Er sei sich mit zahlreichen Kollegen einig, «dass wir Sterbende begleiten wollen: Keine Hilfe zum Sterben, sondern Hilfe beim Sterben muss das Thema sein. Wir müssen alles organisieren, damit dies möglich wird. Wir wollen die organisierte Sterbehilfe verbieten.» Es sei aber auch klar, dass man seine eigenen Positionen oft nicht zu 100 Prozent durchsetzen könne, so Kauder.

Einsatz für verfolgte Christen muss nachhaltig sein

Er ermunterte ferner dazu, sich für verfolgte Christen zu engagieren. Dabei gestalte sich der Einsatz für Betroffene beispielsweise in Indien anders als der für Christen im Iran oder Irak. Christen sollten sich die Ursachen für Verfolgung anschauen, um dann besonnen und selbstlos zu reagieren. In diesem Zusammenhang übte Kauder Kritik an «materiell gut ausgestatteten Gruppen» aus den USA, die im islamisch geprägten Indonesien hunderttausende Bibeln verteilten und dann wieder abreisten. Das erschwere die Arbeit der Organisationen, die langfristig vor Ort arbeiten würden. Kauder: «Das erregt natürlich das Missfallen von solchen Ländern und wirft uns um Jahre zurück.» Diese Vorgehensweise sei wenig nachhaltig und ändere nichts an den Verhältnissen.

«Wir dürfen uns selbst nicht genug sein»

Kauder machte Christen ferner Mut, politisch tätig zu werden: «Wir Christen stehen innerhalb der Welt und nicht ausserhalb der Welt.» Es werde oft gesagt, dass Politik ein schmutziges Geschäft sei. Wenn Christen sich aber nicht engagierten, dann werde Politik von anderen gemacht: «Es gibt kein politisches Vakuum.» Kauder forderte zudem die Kirchen in Deutschland auf, nicht mit einem Status der «Nischenkirche» zufrieden sein: «Christlicher Glaube und das Gebot christlicher Nächstenliebe sind keine Nische.» Christen dürften nicht warten, bis einer komme und um Beistand bitte: «Wir dürfen uns selbst nicht genug sein.» Dies gelte auch für die christlichen Gemeinden.

Professor Seitz: Immer weniger Menschen kennen das Vaterunser

Aus Anlass der Gebetswoche hat der Theologieprofessor Manfred Seitz die Ansicht vertreten, dass das regelmässige persönliche Gebet in weiten Teilen der Bevölkerung in Vergessenheit zu geraten droht. Selbst das Vaterunser sei vielen Menschen nicht mehr vertraut, sagte er gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Er erinnerte an eine Folge von Günther Jauchs Fernsehsendung «Wer wird Millionär?» Dort sollten die zehn Kandidaten die Worte Himmel, Name, Reich und Wille aus dem Vaterunser in die richtige Reihenfolge bringen. Dies gelang keinem. Auch in der Krankenseelsorge habe es ihn immer wieder erschreckt, wie wenig Menschen das Vaterunser noch kennen, so Seitz. Dennoch werde das Beten nicht völlig aus dem Leben verschwinden. Der Mensch gerate immer wieder in Situationen, in denen selbst Nichtgläubige ein Gebet ausstossen.

Dem Gebetsleben eine Ordnung geben

Seitz empfahl, dem persönlichen Gebet eine Ordnung zu geben. Er selbst bete täglich ein Morgengebet, ein kurzes Mittagsgebet und ein Abendgebet. Dabei komme es nicht darauf an, ob man frei bete oder auf ein Gebetbuch zurückgreife. Wichtiger sei der Inhalt eines Gebets: Es sollte Dank und Bitte, Fürbitte und Sündenbekenntnis enthalten, so Seitz. Er empfahl zudem, das Beten nicht zur Schau stellen, sondern es im Stillen oder im Gottesdienst zu praktizieren.

Datum: 13.01.2014
Quelle: idea

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