Das Ende einer Ära

Die Kirche – gerufen in die Mission Gottes

Eine Bergkirche
Eine Ära geht zu Ende: Die Volkskirche passt nicht mehr in eine offene, liberale Gesellschaft, in der die Menschen die Religion frei wählen. Was bedeutet das für die Zukunft der Kirche?

Über 1500 Jahre wurde Europa von einem Betriebssystem von Kirche geprägt, dem Staats- und Volkskirchenmodell, dessen Hauptmerkmal darin bestand, dass alle Bürger (Ausnahme: Juden) zur Kirche gehören mussten. Genügte es früher einfach mit der Kirche und mit der Gesellschaft irgendwie an Gott zu glauben, brauchen die Menschen heute Gründe für den Glauben und persönliche Zugänge zum Glauben. Glaube wird zur Option.

Die Religionssoziologie konstatiert für Europa zwei Megatrends: erstens der Niedergang institutioneller, geerbter Religion und zweitens der Aufschwung individueller, gewählter Religion. Was bedeutet das für die Zukunft der Kirche? Wie kann sie ihren Auftrag in einer liberalen, offenen Gesellschaft erfüllen? Nach welchen Kriterien muss sie ihre Arbeit neu ausrichten?

1. Konversion als zentrales Thema und Hauptaufgabe

Die Kirche der Zukunft wird ihre Hauptaufgabe darin sehen, Menschen für das Christusheil zu gewinnen. Das bedeutet im Grunde einen Systemwechsel von einer Betreuungs- hin zu einer Missionskirche. Die Fragen «Wie wird man Christ? Wie bleibt man Christ?» werden von zentraler Bedeutung sein. Konversion bedeutet eine dreifache Bekehrung: zu Jesus als dem Heiland der Welt; zur Kirche als Gottes Instrument, der Welt das Christusheil in Wort und Tat zu bringen; und zur Welt, um zum Segen für Mensch und Schöpfung und zur Freude des Himmels darin zu wirken.

2. Eine Kirche der Jüngerinnen und Jünger

Die Ära geht zu Ende, in welcher der normale Christ (der «Laie») zum Religionskonsumenten degradiert war, zum blossen Empfänger von Wort und Sakrament. Die Kirche der Zukunft wird eine Kirche der mündigen Christen sein, die ihren Glauben leben, bekennen und multiplizieren. Jesus sagt: «Macht zu Jüngern.» Jünger sind Menschen, die Jesus berufen hat, die ihm nachfolgen und in seinem Namen leben. Jüngerschaft ist ein Multiplikationsprozess. Christsein heisst, dass der Einzelne berufen ist, als Jünger und Jüngerin Jesu Träger und Botschafter des Christusheils in dieser Welt zu sein in Wort und Tat.

3. Eine missionsgeformte Kirche

Autor Alexander Garth

Die Kirche der Zukunft wird eine missionarisch geformte Kirche sein. Sie wird ihren Betrieb auf Mission umstellen: Ortsgemeinden, die Menschen für den Glauben begeistern können, die das Evangelium hinein kommunizieren in die Kultur der konkreten gesellschaftlichen Milieus. Die zentrale Frage ist nicht mehr: «Wie können sich die Kirchenmitglieder bei uns wohl fühlen?» Die Christen stellen ihr Gemeindeleben nach den Fragen um: «Wie können die Menschen in unserer Umgebung das Evangelium verstehen und positiv darauf reagieren?»

4. Eine ökumenisch ausgerichtete Kirche

Eine zunehmend säkulare Welt, in der viele mit dem Glauben nichts mehr anfangen können, braucht eine Christenheit, die ihre gemeinsame Mitte betont. Die Kirche der Zukunft wird eine Jesus-Ökumene leben. Das Zentrum ist Jesus und von diesem Zentrum her finden die unterschiedlichen Kirchen und Gemeinden zu einem gemeinsamen Zeugnis des Christusheils.

5. Eine anbetende Kirche

Die Kirche der Zukunft wird die Schönheit des Evangeliums neu entdecken, ist fasziniert von Jesus, kennt die Wirkmächtigkeit des Gebets und erlebt die Kraft des Heiligen Geistes.

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Datum: 12.09.2023
Autor: Alexander Garth
Quelle: SEA Fokus

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