„Dämliche“ Kapriolen des Feminismus als Thema der STH-Eröffnungsfeier

STH-Novum: Podiumsgespräch über Frauen in der Gesellschaft

Die Auswirkungen des Feminismus auf unsere Sprache sind heute nicht mehr zu übersehen. Dabei wird ihr oftmals Gewalt angetan. Mit einem Vortrag zum Einfluss des Feminismus begann die Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel (STH) am vergangenen Wochenende in Riehen die Eröffnungsfeier ihres 34. Studienjahres. Sie schloss mit einem Vortrag des designierten neuen Rektors Jacob Thiessen und der Einsegnung von sieben Absolventen.

In der Eröffnungsveranstaltung am Samstagabend sprach Frank P. Nellen die Gäste als „Sehr geehrte Herrschaften und Damschaften“ an. Es sei ihm eine Ehre, vor so „herrlichen“ und „dämlichen“ Gästen und Gästinnen sprechen zu dürfen. Der Lörracher Hochschulexperte, der an der STH Lern- und Lehrmethodik doziert, kritisierte die sprachliche Verwirrung, die die Kapriolen der Feministinnen gestiftet hätten.

Nellen gab zu bedenken, dass eine geschriebene Sprache immer auch sprechbar sein müsse. Mit einem offiziellen Protokoll des Basler Gesundheitsdepartments führte er vor, zu welch absurden Auswirkungen feministische Sprachregelungen geführt haben.

Der Sprache ihr Recht lassen

Die ganze Anpassung der Sprache habe damit angefangen, dass linguistisch gebildete Feministinnen ‚ausgleichende’ Gerechtigkeit in der Sprache forderten, damit die Männer merkten, wie es sei, wenn man ständig diesen Identitätsverlust hinnehmen müsse.

Aber wird die Frau tatsächlich sprachlich benachteiligt? Nellen argumentierte, dass gerade die deutsche Sprache nicht systematisiert werden könne. Warum hat zum Beispiel „der Sudan“ den männlichen Artikel, „die Türkei“ und „die Schweiz“ den weiblichen? Weshalb heisst es „der Rhein“, aber „die Donau“? Das zeige, dass man allein durch den Gebrauch des Artikels nicht auf das reale Geschlecht einer Sache schliessen könne.

Das Kind, die Waise

Weiter wies Nellen nach, dass die deutsche Sprache das grammatikalische Genus auch übergeschlechtlich verwendet: der Mensch, das Kind, die Waise. Dies relativiere die Ansprüche der Feministinnen. Nellen wies auf Grenzen und Sackgassen hin. Der Satz: „Frauen sind die vernünftigeren Autofahrer“ würde feminisiert gar keinen Sinn mehr ergeben!

Dem pointenreichen Vortrag folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wohl oder wehe dem Feminismus?“. Sechs Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kirche diskutierten unter Nellens Leitung und gaben Antwort auf Fragen aus dem Publikum.

Pfarrerin Patricia Remy, Studienleiterin der Evangelischen Heimstätte Leuenberg BL, wandte sich gegen ein Hantieren am Urtext der Bibel beim Versuch, eine „feministische“ Bibel herzustellen. Remy stellte die Frage in den Raum, ob Marxismus und Feminismus nötig gewesen wären, wenn Christinnen und Christen das überlieferte Wort wirklich ernst genommen hätten.

Ideal eines ‚positiven’ Patriarchats

Kontrovers diskutierte das Podium die Frauenordination. Der promovierte STH-Absolvent Markus Liebelt, Pastor einer Freien Evangelischen Gemeinde in Deutschland und Buchautor, vertrat den Standpunkt, dass niemand, weder Mann noch Frau, ein Recht auf die Wahrnehmung eines geistlichen Amtes hätte. Es sei eine geistliche Berufung und dieser gehe eine Berufung durch Gott voraus.

Liebelt plädierte dafür, dass sowohl Männer als auch Frauen ihren Platz gemäss den Ordnungen Gottes einnehmen. Dazu gehöre, dass die Männer sich mehr am göttlichen Vorbild orientieren sollten. „Wenn es uns Männern gelänge, die Hälfte adäquat zu leben, hätten wir ein ausgesprochen positives Patriarchat“, so Liebelt wörtlich.

SVP-Politikerin gegen Benachteiligung der Männer

Angelika Zanolari, Präsidentin der Basler SVP, Gross- und Verfassungsrätin, befasste sich mit den so genannten Quotenfrauen. Sie sagte, dass Frauen und Männer die gleichen Chancen haben müssten. Frauen dürften aber nicht, nur weil es politisch gefordert wird, in Positionen gedrängt werden, mit denen sie überfordert seien.

Entschieden sprach sich Zanolari gegen eine erzwungene Gleichstellung an Schulen aus. Ferner wies sie auf die Gefahr in der neuen Basler Verfassung hin, welche über die Bundesverfassung hinausgehe. Nach dem Text hätte der Staat die tatsächliche Gleichstellung von Frau und Mann in allen Lebensbereichen zu fördern.

Im Aktionsplan der Schweiz für die Gleichstellung von Mann und Frau kommt nach Zanolari in den meisten Massnahmen der Mann nicht vor – als sei er nicht existent. Die meisten geforderten Massnahmen kämen allein Frauen zugute. Dies benachteilige die Männer und führe zu grossen Problemen.

Worte, die nicht vergehen

Am Sonntagmorgen predigte Claudius Zuber (Bundesvorsitzender der Freien Evangelischen Gemeinden der Schweiz) über das von Matthäus überlieferte Wort Jesu: „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen“. Zuber unterstrich den riesigen Kontrast, den Jesus in diesen Worten deutlich macht: Auf der einen Seite das Universum, ein Inbegriff des Unvergänglichen. Auf der anderen Seite die Bibel, eine Ansammlung von Wörtern. Doch Jesus sagt: Das All wird vergehen, die Bibel bleibt bestehen.

Zuber wies auf drei Aspekte der Bibel hin: Sie ist fehlerlos, wahr, vollkommen. Darum wird sie, im Gegensatz zur gefallenen Schöpfung, nicht vergehen. Daraus ergibt sich laut Zuber als Konsequenz, dass Menschen ihr Leben auf das Wort bauen sollen. Was wir in Gottes Wort investieren (Mission und Verkündigung des Evangeliums), das bleibt bestehen.

Die Bibel: von Gott inspiriert…

Am Nachmittag sprach Jacob Thiessen über das Wort Jesu: „Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit“ (Johannes 17,17). Thiessen, der an der STH studiert und doktoriert hat, ist im letzten Winter als Nachfolger des bald 80jährigen Rektors Samuel R. Külling, des Schulgründers, gewählt worden. Er leitet derzeit die mennonitische Bibelschule Loma Plata in Paraguay, wo er aufgewachsen ist.

In seinem Vortrag ging Thiessen auf die theologische Meinung ein, die Bibel weise eine menschliche und eine göttliche Komponente auf. Wenn man sage, dass Jesus Mensch und Gott war, werde oft übersehen, dass Jesus auch als Mensch vollkommen war. Weil die Bibel die Einheit von „Wort“ und „Jesus“ lehrt (Thiessen verwies auf Johannes 1: „Das Wort wurde Fleisch“), ergibt sich daraus, dass auch die Bibel sich nicht in einen menschlich-unzuverlässigen und einen göttlich-zuverlässigen Teil aufteilen lässt.

… und zum Leben gegeben

Thiessen betonte, dass Menschen sich völlig und in jeder Hinsicht auf die Bibel verlassen könnten, weil sie wahr, beständig und von Gott inspiriert sei. „Heilige sie in der Wahrheit“: Dieser Satz von Jesus bedeutet für den künftigen Leiter der STH, dass es kein vom Geist Gottes erfülltes Leben in der Heiligung gibt, das sich nicht täglich unter das Wort Gottes stellt.

Thiessen sprach von der tiefen Befriedigung, die das Leben im Einklang mit dem Wort Gottes bewirke. So könnten Christen Licht und Salz für ihre Umgebung sein – bis Christus wiederkommt.

Sieben Absolventen

Anschliessend wurden die sieben diesjährigen Absolventen der Staatsunabhängigen Basler Hochschule für ihren Dienst eingesegnet. Vier der Studenten werden in Schweizer Gemeinden tätig sein, die übrigen in Deutschland, Paraguay und Polen. Ebenfalls 7 Studenten haben Anfang Oktober ihr Theologiestudium aufgenommen.

Die STH Basel (vormals FETA) entstand 1970 als bibeltreue Alternative zu den historisch-kritisch orientierten theologischen Fakultäten. Seither hat sie mehr als 900 Studenten zu Pfarrern, Predigern und Bibel- und Hochschullehrern ausgebildet.

Datum: 17.10.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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