Existiert die Bundeslade noch?

Die Bundeslade nach der Beschreibung der Bibel.

Seit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Babylonier gilt die Bundeslade als verschollen. Zahlreiche Legenden und Theorien streiten sich darum, wo sie sich heutzutage befindet.

Offiziell ist die Bundeslade nie gefunden worden. Einige Quellen behaupten, sie sei spurlos verschwunden. Viele sagen, sie befinde sich immer noch in Israel. Andere glauben, sie wird in Äthiopien aufbewahrt. Sogar in Jordanien, Südfrankreich und im Himalaja wurde sie bereits vermutet.

Die Bundeslade der Israeliten gilt als eines der geheimnisvollsten Kultobjekte in der Geschichte der Menschheit. Um etwa 1000 vor Christus gelangte die Bundeslade nach Jerusalem. Jahrhundertelang stand sie im Allerheiligsten des prächtigen Tempels, den König Salomon errichten liess. Vor etwa 2.500 Jahren verschwand der legendäre Schrein spurlos. Dabei handelte es sich laut der biblischen Beschreibung um eine mit Gold überzogene Truhe aus Akazienholz, auf der zwei Cherubime thronten, die schützend ihre Flügel über die Truhe ausbreiteten, welche mit zwei Tragebalken versehen war. Darin bewahrten die Israeliten auf ihrem Zug von Ägypten ins Gelobte Land die Steintafeln mit den Zehn Geboten auf.

Unter dem Tempelberg?

Bis heute suchen Forscher, Abenteurer und Glücksritter nach dem legendären Schrein. Sehr beliebt ist auch die Annahme, ein Priester habe die Bundeslade vor drohender Gefahr in einem Geheimgang des Tempelbergs verborgen. Dort sei sie im Jahr 1099 von Kreuzrittern wieder entdeckt und an den Vatikan gesandt worden, wo sie sich noch immer befinden soll. Andere Vermutungen meinen, die Templer hätten die Lade gefunden und in die schottische Rosslyn-Kapelle überführt.

Schliesslich gibt es noch die Fraktion, die die Bundeslade noch immer in einer geheimen Kammer im Tempelberg vermutet. Die Bundeslade soll im labyrinthischen und bis jetzt kaum erforschten Tunnelsystem unter dem Jerusalemer Tempelberg verborgen sein. 1911 soll der englische Adlige Montagu Brownlow Parker, Earl of Morley, einen hohen islamischen Aufsichtsbeamten bestochen haben, um nachts im Felsendom Ausgrabungen vornehmen zu können. Er wurde jedoch entdeckt, bevor er die Grotte unter der Moschee erreichen konnte. Die Forschung im Tempelberg ist heutzutage von den islamischen Behörden streng untersagt.

In Äthiopien?

Nach der Überlieferung der äthiopischen Kirche wurde die Bundeslade von dem Gefolge Meneliks, dem Sohn von Salomo und der Königin von Saba gestohlen und durch eine Replik ersetzt. Demnach befinde sich die ursprüngliche Lade heute in Aksum, der heiligen Stadt Äthiopiens. Die Reliquie wird in der Kirche der Heiligen Maria von Zion aufbewahrt und von einem Mönch ständig bewacht. Die äthiopische Bundeslade darf nur vom Wächter unverhüllt betrachtet werden; nicht einmal dem Oberhaupt der äthiopisch-orthodoxen Kirche ist dies erlaubt.

Einmal im Jahr wird, wie in den anderen Kirchen Äthiopiens, eine Kopie während einer Prozession durch die Stadt geführt. Es handelt sich dabei um eine mit Seidentüchern verhüllte Kiste, deren Form aber nicht den biblischen Beschreibungen entspricht - ob sich darunter die Bundeslade oder wiederum nur eine leere Kiste befindet, ist nicht überprüfbar.

„Niemand wird die Bundeslade vermissen“

Im 2 Makkabäer 2. Vers 5-7 (Apokryphen oder apokryphe Schriften, griechisch „verborgen“, werden Texte genannt, die im Entstehungsprozess der Bibel nicht in deren Kanon aufgenommen wurden) wird die Bundeslade durch den Propheten Jeremia und einige Helfer weggetragen und an dem Ort in einer Höhle verborgen, wo „Moses hinausgegangen sei zu dem Berg, auf den er gestiegen war, um das von Gott verheissene Erbteil zu sehen.” Dort soll sie bleiben, „bis Gott die Volksgemeinschaft wieder zusammenbringt und gnädig ist.” Dann soll sie wieder gefunden werden.

In der Bibel, Jeremia, Kapitel 3, Vers 16 wird prophezeit, dass - sobald Jerusalem Mittelpunkt des Jüdischen Volkes geworden ist - die Bundeslade keinerlei Bedeutung haben wird, und keine zweite Bundeslade hergestellt wird: „In jenen Tagen… wird man nicht mehr rufen: Die Bundeslade des Herrn! Sie wird niemand in den Sinn kommen; man denkt nicht mehr an sie, vermisst sie nicht und stellt auch keine neue her.“

Die Bibel erwähnt die Bundeslade das letzte Mal beim Angriff der Babylonier auf Jerusalem 600 vor Christus. Möglicherweise ist sie bei diesem Angriff zerstört worden. Viele Historiker glauben daran, dass die Bundeslade wirklich existiert hat.

Ein verlorener Stamm?

Wie die Zeitung “Times” berichtet, glaubt Professor Tudor Parfitt, die Bundeslade im Keller eines Museums in der simbabwischen Landeshauptstadt Harare. Obwohl Parfitt von seinen Kritikern gerne belächelt wird, hat der Orientologe in der Vergangenheit bereits erstaunliche Fakten rund um die Bundeslade ans Tageslicht befördert. Ende der 1980er Jahre sorgte er mit seiner Theorie für aufsehen, dass es sich bei den südafrikanischen Lemba um einen der verschollenen Stämme Israels handele. Ein Gentest konnte tatsächlich nachweisen, dass die Lemba auf das Geschlecht der Cohen-Priester des Salomonischen Tempels zurückgeführt werden können. Nach eingehenden DNA-Analysen sind 52 Prozent der Männer des Buba-Klans Träger des Cohen Modal Haplotypus, eines Y-Chromosoms, das die Mitglieder des jüdischen Priesterklans der Kohanim auszeichnet.

Geheimnisvoller Gegenstand

Die Lemba sind es auch, die in ihren Legenden von einem trommelartigen Gegenstand berichten, den ihre Vorfahren einst aus dem zerstörten Tempel in Jerusalem retten konnten und als "Ngoma Lungundu" bezeichnen. Nahezu alle Eigenschaften des heiligen Gegenstandes stimmen mit jenen der Bundeslade überein.

Ob es sich bei Ngomu Lungudu tatsächlich um die Bundeslade aus Salomons Tempel handelt, konnte Parfitt zwar noch nicht beweisen - aber er hat eine Theorie darüber, wo sich das Heiligtum der Lemba heute befindet. Laut den Mythen der Lemba befand er sich früher in Senna im heutigen Yemen - ein verlassener Ort entlang der Gewürzstrasse, der durchaus von den Lemba auf der Flucht aus Jerusalem besiedelt worden sein könnte - so Parfitt. In jüdisch-muslimischen Legenden aus dem 8. Jahrhundert will er auch Hinwiese darauf gefunden haben, dass Mitglieder der Lemba tatsächlich zu den Hütern der Heiligen Lade ernannt wurden.

Nur noch ein Überrest?

Im Keller des Harare Museum of Human Science in Simbabwe will er angesichts einer historischen Trommel fündig geworden sein. Die Trommel weise eine Reliefdarstellung von sich kreuzenden Schilfpflanzen auf - ähnlich also den beiden Engeln auf der Bundeslade, deren Flügel sich kreuzten. Parfitt ist sich sicher, dass jene Ritualtrommel, die er im Keller des Museums gefunden hat, somit auch die letzten Reste der einstigen Bundeslade darstellen.

Vermeintliche Entdeckungen der Bundeslade oder Teilen davon werden relativ häufig gemeldet. Bislang konnte keine dieser angeblichen Entdeckungen der Bundeslade bestätigt werden.

Quellen: Times/grenzwissenschaft-aktuell/Wikipedia/3-Sat/Livenet

Datum: 29.02.2008
Autor: Bruno Graber

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