Der Buddhismus als Trend-Religion

budda statue seitwärts
Roger Schawinski

Eine 2500 Jahre alte Religion aus Asien erobert den Westen. Doch was erhofft sich der westliche Mensch vom Buddhismus? Es ist zum Teil das Gegenteil von dem, was Buddha eigentlich wollte.

Sonderangebot an der Kaufhauskasse: "Buddhistische Glücksarmbänder" - moosgrün, himmelblau oder rosarot. Je nach Farbe wird Geld, Gesundheit oder etwas Sanftmut versprochen. Oder Mandala-Bilder für aufgewühlte Schüler: Durch das Ausmalen sollen sie in eine friedvolle Atmosphäre eintauchen. Und wer hat nicht schon den Ausruf gehört: "Im nächsten Leben kann es nur noch besser werden!" Buddhismus in unserem Alltag!

Was würde Buddha sagen?

Spätestens Filme wie "Little Buddha" oder Diavorträge mit Titeln wie "Wo Buddha und die Stille zu Hause sind - die buddhistischen Tempel Bhutans" zeigen, dass die buddhistische Lebensanschauung im Westen offene Türen gefunden hat. Richard Gere, Tina Turner und der Medienpionier Roger Schawinski sind nur drei von unzähligen Prominenten, die sich zum Buddhismus bekennen.

Eine berechtigte Frage wäre dabei nur, ob Buddha seine eigene Lehre, die er um 500 vor Christus in Nordindien verkündet hat, bei uns im Westen wieder erkennen würde. Er, der Fürstensohn Siddharta Gautama, versuchte durch den spirituellen Weg der Meditation für sich eine Antwort auf die Fragen über Leben, Leid und Sterben zu finden.

Auch wenn er sich später selber als der "Erleuchtete" - übersetzt "Buddha" - bezeichnete, war es nicht sein Ziel, Gott oder Guru zu werden. Vielmehr wollte er durch seine selbst erworbene Ansicht, dass Leben Leiden bedeutet, einen Ausweg aus Leben und Leiden zeigen.

Das Rad der Wiedergeburt

Buddhas Lehre beinhaltet nur wenige Grundsätze. Der Gläubige soll grösstmögliche Freiheit haben, seinen gewohnten religiösen Vorstellungen nachgehen zu können und dabei dennoch der buddhistischen Lehre treu zu bleiben. Schon zur Zeit Buddhas öffnete diese Freiheit die Tür weit für die Vermischung mit anderen Religionen. Trotz der daraus entstandenen unterschiedlichen Ausformungen des Buddhismus blieb aber die buddhistische Sicht der Welt im Kern unverändert.

Nicht der Glaube an eine Schöpfung oder Evolution ist ihre Grundlage, sondern der Glaube an ein unpersönliches Weltgesetz. Es ist zu vergleichen mit einem ewig fliessenden Strom von moralischen und weltlichen (kosmischen) Ordnungen, in dem alle Lebewesen gefangen sind und zum "Leben" und damit zum Leiden verurteilt sind. Dieser ewige Strom wird im Buddhismus symbolisiert mit dem Rad der Wiedergeburt, das kein Ende und keinen Anfang hat.

Der Weg ins "Nirwana"

Es gibt nur einen Ausweg aus diesem unendlichen, leidvollen Strom von Tod und Wiedergeburt: Der Weg, sich nichts zu schulden kommen zu lassen. Wenn der "Strom" mit seinen Ordnungen nicht mehr an einem Menschen "anecken" kann, wenn er ihn somit nicht weiter "mit sich reissen" kann in die nächste Wiedergeburt, dann ist der Weg frei ins "Nirwana". Übersetzen kann man "Nirwana" mit "Verwehen" oder "Abkühlen". Alle Lebensexistenz erlöscht, und der Buddhist hat sein Lebensziel erreicht: Ewiges "Nichtvorhandensein". Der Buddhist hat daher nie das Ziel, das Leben zu fördern, sondern aus ihm zu entrinnen, es mit aller Kraft zu verneinen.

Diese Sichtweise ist nicht erst aus dem Buddhismus herausgewachsen. Sie findet sich schon in Schriften des Hinduismus. In fast allen indischen Weltanschauungen gibt es die Lehre der Wiedergeburt. Neu an der buddhistischen Anschauung ist, dass es in ihr keine Seelenwanderung gibt; dass also nicht ein konstantes "Ich" nach dem Tod den Körper verlässt und ins nächste Leben übergeht.

Das Zentrum der Lehre

Der Buddhismus sieht nur eine Lebensenergie, gleichzusetzen mit einer Flamme. Diese Flamme entzündet ein neues Leben. Es findet eine Energieübertragung statt, wobei die Individualität des Menschen unbedeutend ist. Alle anderen buddhistischen Lehrinhalte waren im religiösen Umfeld von Siddharta Gautama üblich. Um dieser "Energieübertragung" ein Ende zu machen, den unendlichen Strom der Ordnungen keine "Angriffsfläche" mehr zu bieten und sich selbst herausretten zu können, verkündete Buddha die Lehre der "Vier edlen Wahrheiten", des "Edlen achtfachen Pfades" und der "Zehn buddhistischen Gebote" (siehe Kasten). Sie bildeten das Zentrum der Lehre Buddhas und blieben trotz Vermischung mit dem Volksglauben der damaligen Zeit erhalten. Daraus haben sich die Formen des Hinayana, Mahayana, Tantrayana, Zen Buddhismus und Lamaismus entwickelt.

Erstmals richtig Eingang in Europa fand der Buddhismus durch den deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer (1788-1860). Schon zu seiner Zeit wurden die Menschen durch die Ausdrucksform des Mitleides und des Insichgekehrtseins vom Buddhismus angesprochen. Er versprach diese innere Gelassenheit, wonach sich der von Hektik bestimmte Mensch sehnt.

Hoffnung oder Angst?

Der westliche Mensch wird heute zudem von der Lehre der Wiedergeburt angesprochen. Sie hat für ihn aber eine ganz andere Ausprägung als für einen asiatischen Buddhisten. Der im Westen lebende Mensch sucht im Buddhismus eine Antwort über ein Leben nach dem Tod. Der in Asien lebende Buddhist sucht aber eine Antwort auf das Ende der Wiedergeburt. Was für den einen die Hoffnung auf ein weiteres Leben darstellt, ist für den anderen ein schreckliches Schicksal.

Somit finden Übungen oder bestimmte Praktiken eines Buddhisten im Osten immer unter dem Vorzeichen der Angst statt, Angst, etwas falsch oder zu wenig zu machen und so vom Strom der Wiedergeburt weiter mitgerissen zu werden. Der im Westen aufgewachsene Buddhist sieht diese Übungen und Praktiken hingegen als Form, um Entspannung und Gelassenheit zu bekommen - mit der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Was dem einen Lebenszwang und Angst ist, wird für den anderen Lebenserfüllung und Frieden.

Chance für das Evangelium

Der Buddhist im Osten weiss daher auch etwas über falsches und richtiges Handeln, das gute und schlechte Konsequenzen nach sich zieht. Auch wenn eine klare Vorstellung darüber fehlt, was Sünde ist, ist damit eine Grundlage für das Evangelium gelegt. Dem asiatischen Buddhisten geht es nicht darum, sich innerlich zu versenken, um sich wohl zu fühlen und vom Leben Abstand zu gewinnen. Es geht ihm allein um die Sehnsucht nach Rettung aus einem von Angst bestimmten Leben.

Diese Situation lässt in ihm die Sehnsucht nach einer Befreiung aus seinem Zustand entstehen, die ihn für das Evangelium von Jesus Christus hellhörig macht. Hier ist zu fragen: "Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?" (Römer 10,21)

Die Herausforderung

Dem Buddhisten im Westen muss dagegen ins Bewusstsein gerufen werden, dass er Lebenssinn und Hoffnung aus einer Lehre ableitet, die im Grunde gegen das ankämpft, was er von ihr zu erhalten erhofft: Stärkung für sein Leben und ewiges Leben. Beide Male sind es aber Menschen, die nach Rettung und Hilfe suchen für ihr Leben. Beide Male sind Christen herausgefordert, ihnen den wahren Retter für ihr Leben bekannt zu machen: Jesus Christus. Er gibt uns nicht etwas zum Leben als Sonderangebot an der Kaufhauskasse. Er selbst hat sich für uns gegeben.

Datum: 02.12.2003
Autor: Thorsten Bieber
Quelle: Chrischona Magazin

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