21 "Ihr habt gehört, dass es im Gesetz des Mose heisst: 'Du sollst nicht töten! Wer aber einen Mord begeht, muss vor ein Gericht.' 22 Doch ich sage euch: Schon wer auf seinen Bruder zornig ist, den erwartet das Gericht. Wer zu seinem Bruder 'Du Idiot!' sagt, der wird vom Obersten Gericht abgeurteilt werden, und wer ihn verflucht, dem ist das Feuer der Hölle sicher. 23 Wenn du während des Gottesdienstes ein Opfer bringen willst und dir fällt plötzlich ein, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 24 dann lass dein Opfer liegen, gehe zu deinem Bruder und versöhne dich mit ihm. Erst danach bringe Gott dein Opfer. 25 Setze alles daran, dich noch auf dem Weg zum Gericht mit deinem Gegner zu einigen. Du könntest sonst verurteilt werden und in das Gefängnis kommen. 26 Von dort wirst du nicht eher wieder herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig deiner Schuld bezahlt hast." Übersetzung: Hoffnung für Alle 5,21 Die Juden zur Zeit Jesu wussten, dass Mord von Gott verboten worden war und dass der Mörder seine Strafe empfangen sollte. Das galt schon vor dem Gesetz (1. Mose 9,6) und wurde später ins Gesetz aufgenommen (2. Mose 20,13; 5. Mose 5,17). Mit den Worten "Ich aber sage euch" leitet Jesus einen Zusatz zu diesem Gesetz ein. Man kann nun nicht länger damit prahlen, dass man noch keinen Menschen umgebracht habe. Jesus sagt nun: "In meinem Königreich darfst du noch nicht einmal mörderische Gedanken hegen." Er verfolgt damit den Mord bis an seine Quelle und warnt dabei vor drei Formen des ungerechten Zorns. 5,22 Der erste Fall, den Jesus hier anspricht, ist der eines Menschen, der über seinen Bruder grundlos zornig ist.5) Jemand, der dieses Verbrechens angeklagt werden könnte, läuft also Gefahr, dem Gericht zu verfallen, das heisst, er könnte zur Verantwortung gezogen werden. Die meisten Menschen meinen, sie könnten eigentlich immer einen Grund für ihren Zorn angeben, aber Zorn ist nur dann gerechtfertigt, wenn es um die Ehre Gottes geht oder wenn einem anderen Unrecht geschieht. Zorn ist immer dann falsch, wenn es um die Vergeltung persönlicher Fehler geht. Eine noch ernstzunehmendere Sünde ist, den Bruder zu beleidigen. In der Zeit Jesu benutzten die Menschen das Wort "Raka" (ein aramäischer Ausdruck, der "der Hohle" bedeutet), um andere Menschen verächtlich zu machen und zu beschimpfen. Wer dieses Wort benutzte, sollte dem Hohen Rat verfallen sein, d. h. er musste sich vor dem Sanhedrin verantworten, dem höchsten Gerichtshof des Landes. Die dritte Form des Zorns, die Jesus verurteilt, ist, jemanden mit "Narr" zu bezeichnen. Hier bedeutet das Wort "Narr" mehr als nur Spassmacher. Es bezeichnet den - im moralischen Sinn - Narren, dem man das Recht zu leben abspricht, und drückt damit aus, dass man ihm den Tod wünscht. Heute hören wir oft, wie andere Menschen mit den Worten "Gott verdamme dich" verwünscht werden. Jesus sagt, dass der, der einen solchen Fluch ausspricht, in der Gefahr steht, der Hölle des Feuers zu verfallen. Die Leichname von Hingerichteten wurden oft auf einem brennenden Abfallhaufen vor Jerusalem geworfen, der als "Tal Hinnom" oder "Gehenna" bekannt war. Das war ein Hinweis auf die Flammen der Hölle, die niemals ausgelöscht werden können. Man kann die Schärfe dieser Worte gar nicht missverstehen. Er lehrt, dass Zorn der Ursprung des Mordes ist, dass Beschimpfungen ebenfalls in diese Richtung laufen und dass Verfluchungen dem Wunsch nach Mord gleichkommen. Die sich steigernde Reihenfolge der Vergehen zieht eine Steigerung der Strafe nach sich: Gericht, Hoher Rat und höllisches Feuer. In seinem Reich wird Jesus jede Sünde nach ihrer Schwere bestrafen. 5,23.24 Wenn ein Mensch einen anderen verletzt, ob durch Zorn oder einen anderen Grund, dann hat es für ihn keinen Zweck, ein Opfer darzubringen. Der Herr wird sich nicht daran freuen. Derjenige, der den anderen verletzt hat, sollte zuerst hingehen, und sein Unrecht in Ordnung bringen. Nur dann wird sein Opfer angenommen werden. Auch wenn diese Worte für ein jüdisches Umfeld geschrieben worden sind, heisst das nicht, dass sie heute nicht mehr anwendbar seien. Paulus bezieht diesen Befehl auf das Mahl des Herrn 5,25.26 Jesus warnt hier vor Prozesssucht und vor dem Zögern, eigene Schuld zuzugeben. Es ist besser, sich sofort mit einem Ankläger zu einigen, als das Risiko einer Gerichtsverhandlung einzugehen. Wenn das passiert, wird man sicherlich verlieren. Es gibt zwar einige Uneinigkeit unter den Gelehrten, auf welche Personen sich dieses Gleichnis bezieht, doch ist die Absicht eindeutig: Wenn man im Unrecht ist, sollte man es schnell zugeben und versuchen, die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Wenn man hier keine Reue zeigt, dann wird einen die eigene Sünde schliesslich einholen, so dass man nicht nur alles wiedergutmachen, sondern eventuell auch noch eine Strafe hinnehmen muss. Und man sollte nie zu eilig mit Prozessieren sein. Wenn wir das tun, dann wird das Gesetz uns ertappen und man wird bis zum letzten Pfennig zu bezahlen haben.Die neue Gerechtigkeit
Kommentar
(s. 1. Kor 11). Gott nimmt von einem Gläubigen keine Anbetung an, wenn dieser mit einem anderen Gläubigen nicht mehr reden kann.
Datum: 20.01.2008
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald