"Und der Herr wandte sich um und sah Petrus an. Da erinnerte sich Petrus an das Wort des Herrn." Lukas 22,61

Welch ein Anblick muss das für Petrus gewesen sein! Das Angesicht unseres Herrn trug die Spuren von Gethsemane. Sein Körper muss erschöpft gewesen sein, und seine ganze Erscheinung bot ein Bild des Leidens. Wenn ein Bild des Schmerzensmannes hätte gezeichnet werden sollen, so wäre dies der geeignete Augenblick gewesen, als sich der Herr umdrehte und Petrus ansah. Beim Fackellicht und der flackernden Flamme des Feuers im Hofe sah Petrus den leidenden Herrn, und dieses Bild grub sich tief in seine Seele ein. Er erblickte den Mann, den er liebte, wie er ihn nie zuvor gesehen hatte.



Es war derselbe Herr, mit dem Petrus auf dem Berg der Verklärung gewesen war. Obwohl das Antlitz des Herrn mit Blut befleckt war, so konnte Petrus doch erkennen, dass es derselbe Mann war, mit dem er drei Jahre lang vertraut gelebt hatte.



All dies muss in einem Augenblick die Seele des Petrus durchzuckt haben, und ich wundere mich nicht, dass er in der Erinnerung daran hinausging und bitterlich weinte. Er liebte seinen Herrn ja wirklich. Mit seinem Herzen hatte er den Herrn nicht verleugnet, sondern mit seiner vorschnellen Zunge. Nun zerfloss sein Herz vor Traurigkeit, dass er einen solchen Freund verleugnet hatte.



Der Herr machte Petrus keinen Vorwurf. Ein Blick genügte, um Petrus seine Torheit und des Meisters überlegene Weisheit deutlich zu machen. Wir lesen, dass Petrus an die Worte Jesu dachte: "Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!" Der Herr frischte mit seinem Blick das Gedächtnis des Petrus auf und richtete eine Mahnung an sein Gewissen. Aber dennoch war in den Augen des Herrn nur vergebende Liebe zu lesen, die ausdrückte: "Petrus, ich liebe dich dennoch! Du hast mich verleugnet, aber ich habe dich je und je geliebt und dir nicht den Rücken zugewandt."



Wenn ich daran denke, was mein Herz am ehesten brechen würde, wenn ich meinen Herrn so verleugnet hätte, so meine ich, wenn er zu mir spräche: "Wenn du mich auch verleugnet hast, liebe ich dich dennoch."

Datum: 07.04.2006
Autor: Charles H. Spurgeon
Quelle: Auf dein Wort

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