Auch wenn es sinnlos scheint...

In den frühen 1970ern gestand ich mir nach langem inneren Kampf ein, dass ich Alkoholiker war. Ich trat einer Selbsthilfegruppe bei, in der sich die Betroffenen gegenseitig beim Trockenwerden beistehen wollten.

Eines Abends, gegen Ende eines Dienstagstreffens für neue Gruppenmitglieder, bekamen wir einen Anruf von der Besitzerin eines zwielichtigen Hotels in einem Teil der Stadt, der als Säufertreff bekannt war. Könnte einer von uns kommen und mit einem Betrunkenem in einem der Zimmer reden?

Bereit zu helfen

Zwei von uns meldeten sich freiwillig. Als wir bei dem Hotel ankamen, wurden wir zu einem schmierigen Zimmer geführt, in dem ein zerzauster Alter im Delirium auf dem Bett lag. «Welchen Sinn hat es überhaupt, mit diesem Mann zu reden?», fragte ich mich. Aber mein Begleiter, der mit solchen Einsätzen Erfahrung hatte, sprach geduldig auf den halb ohnmächtigen Mann auf dem Bett ein. Er erklärte ihm, dass er selbst einmal ein hoffnungsloser Säufer gewesen war, aber dass er nüchtern und vernünftig geworden sei, nachdem er sein Leben einer höheren Macht anvertraut hatte. «Ich lasse Ihnen meine Karte da», sagte mein Begleiter. «Ich möchte gern, dass Sie zu einem unserer Treffen kommen.»

«Das war echte Zeitverschwendung», grummelte ich, als wir gingen. «Das kann man nie wissen«, sagte mein Begleiter gut gelaunt. «Gott ist immer bei der Arbeit.»

Gottes Wirken erleben

Bei unserem nächsten Treffen kam ein leicht zitternder, aber nüchterner junger Mann auf uns zu. «Danke, dass Sie gestern in dieses Hotel gekommen sind», sagte er. «Sie haben mir das Leben gerettet.»

Wir sahen ihn verblüfft an. «Wir haben den alten Mann auf dem Bett genau gesehen», sagte mein Begleiter von gestern. «Das waren nicht Sie.»

«Stimmt», sagte der junge Mann und zeigte die Karte, die wir dagelassen hatten. «Aber ich habe jedes Ihrer Worte gehört. Ich lag unter dem Bett.»

Aus dem Buch «Genug Liebe für ein ganzes Leben – und andere wahre Geschichten, die das Herz berühren», erschienen bei Gerth Medien.