Schwierige Lage für Nicht-Moslems

Die Komoren werden zu einer islamischen Republik

Nach einer Abstimmung werden die Komoren zur islamischen Republik. Für Nicht-Moslems wird die Lage schwieriger. Ibo, ein Exil-Komore: «Selbst in Marseille sind meine Landsleute nicht frei im Denken und Handeln.»
Komoren-Präsident Sambi
Der komorische Präsident Ahmed Abdallah Mohamed Sambi (Foto: Hegor).
Komoren
Komoren

Die Komoren sind ein kleiner Staat, der vorwiegend aus drei Inseln besteht. Die Fläche ist etwas grösser als 1'800 Quadratkilometer, rund 22mal kleiner als die Schweiz. Die Natur ist überwältigend. Die Komoren liegen im indischen Ozean, zwischen der Küste Ostafrikas und der Nordspitze Madagaskars.
Doch längst nicht alles ist in diesem Palmenreich so paradiesisch, wie der erste Blick vermitteln will.

Das Leben für Christen sei auf den Komoren enorm schwer, sagt Ibo (Name geändert), ein Komore, der zuerst in Ägypten studierte und sich nun in Marseille weiterbildet. Man werde von der Polizei verfolgt, aus der Familie geworfen und falle durch alle Sozialstrukturen. «Sechs Christen sind im Gefängnis. Andere Religionen sind auf den Komoren nicht willkommen.» Ausländer können ihn einer Kirche Gottesdienste feiern, Einheimischen ist das verboten.

Druck auch in Frankreich

Aus historischen Gründen leben in Frankreich, besonders in Marseille viele Komoren. Auch hier in Europa seien diese unter Druck, ein Glaubenswechsel sei undenkbar: «Kultur und Denken sind importiert. Sie können zwar freier zuhören, dennoch leben sie in der engen Struktur», schildert Ibo. Würde man den Islam verlassen und später auf die Komoren zurückgehen, wären die Angehörigen über den Glaubenswechsel informiert. Dann würde man erleiden, was zu erleiden ist, erklärt Ibo. «Sie fürchten auch in Frankreich, dass wenn sie nicht nach den Normen leben, sie als verlorene Schafe unter Druck geraten.» Auch in Marseille werde man von den Landsleuten unter Druck gesetzt. «Als Christ wird man ausgeschlossen und verfolgt.»
Dennoch sei eine Minderheit interessiert am christlichen Glauben, auch am Lukas-Evangelium, bei dessen Übersetzung er mitgearbeitet hatte. «Traditionell aber hören und erzählen Komoren aber lieber Geschichten als zu lesen.»

Der Ayatollah der Komoren

Ahmed Abdallah Mohamed Sambi wurde im Mai 2006 zum Präsidenten. Wegen seiner Nähe zum Iran wird er auch «Ayatollah» genannt. Damals noch sagte er, dass er keine Pläne habe, die Scharia einzuführen und dass die Komoren nicht bereit seien, ein islamischer Staat zu werden - obschon rund 98 Prozent der Einwohner Moslems sind; meist sunnitischer Prägung.

Seine damalige Aussage sollte nur für kurze Zeit gelten. Am 16. Mai 2009 wurde auf den Komoren eine Abstimmung durchgeführt. In dieser konnte Sambi durchsetzen, dass seine Amtszeit von vier auf fünf Jahre verlängert wird. Bisher wechselte die Präsidentschaft unter den drei Hauptinseln alle vier Jahre im Rotationsprinzip. Beobachter fürchten, dass er danach eisern versucht, seine Position zu halten.

Scharia: Schritt für Schritt

Und noch ein «Ja» konnte Sambi «seinem» Volk entlocken: die Bewohner stimmten zu, dass die Komoren offiziell eine islamische Republik werden. «Die Scharia wird nicht sofort umgesetzt, sondern Schritt für Schritt», vermutet Ibo.

Wenige Untergrundchristen

Der nicht komorische Gemeindebauer Barakat (Name geändert), schildert, dass auch auf den Komoren Christen leben, aber eine eigentliche Gemeinde bestehe nicht. «Der Hunger und das Interesse sind da.» Wichtig sei, dass man von aussen helfe, dennoch sollen nicht Missionare aus dem Ausland das Ganze aufbauen und nicht die Leitung übernehmen. «Wir lernten einheimische Christen kennen, die eine gute Vision haben, wie sie ihr Volk erreichen können. Es soll eine Kirche von Komoren für Komoren werden. Ansonsten wäre das Unternehmen ohne Chance.»

Alleine gehe es nicht, die einheimischen Christen hätten um Hilfe gebeten. «Eine Gemeinde die dort entsteht, muss auf die Komoren zugeschnitten sein», sagt Barakat. «Es brauche eine Missiologie, die passt.»

Datum: 14.07.2009
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung