Brutale Christenverfolgung in Eritrea
Am 5. Januar 2007 nahm die Polizei in der nördlichen Stadt Keren acht staatliche Beamte fest, die sich für Medhane Alem, eine Erneuerungsbewegung in der koptischen Volkskirche, einsetzen. Die fünf Männer und drei Frauen sollten, wie der Nachrichtendienst „Compass Direct“ schreibt, die Namen der Leiter am Ort und aller, die sie unterstützen, preisgeben. Drei Priester der Bewegung sind seit bald zwei Jahren in Haft, und Anfang 2006 hatte die orthodoxe Kirche, von der Regierung gezwungen, 65 ihrer Laienleiter ausschliessen müssen. Zum erstenmal sind damit in Eritrea Beamte allein wegen religiöser Gründe verhaftet worden.
Am selben Freitag nahmen Sicherheitspolizisten in der südlichen Hafenstadt Assab nicht weniger als 25 Christen, unter ihnen sieben Frauen, fest. Alle wurden in einem Militärcamp eingekerkert und harsch aufgefordert, ihrem Glauben abzusagen. Weitere Festnahmen wurden befürchtet.
Bibeln von Rekruten verbrannt
Am Tag zuvor liessen Offiziere im Sawa Military Center die Habe von Rekruten durchsuchen, mit dem Ziel, „christlichen Extremisten“ das Handwerk zu legen. Sie fanden 250 Bibeln, die die Rekruten für ihre persönliche Stille Zeit brauchten. Die gesamte Mannschaft musste antreten, und alle Bibeln wurden verbrannt. 35 der Rekruten wurden nach dem Bericht in Haft genommen, hart bestraft und misshandelt.
Anfang Dezember waren neun Lastwagenfahrer der US-Hilfsorganisation „Samaritan’s Purse“ festgenommen worden, als sie Hilfsgüter Richtung Sudan transportierten. Das Hilfswerk ist laut „Compass Direct“ die elfte ausländische Organisation, der die Arbeit in Eritrea untersagt wurde. Der orthodoxen Kirche wurde das Finanz- und Personalwesen im Dezember 2006 entwunden: Die Regierung forderte sie ultimativ auf, alle Kollekten und Spenden dem Staat abzuliefern! Die Zahl der Priester wurde beschränkt; weitere Geistliche würden zum Militärdienst eingezogen, hiess es. Die katholische Kirche widersetzt sich dieser Weisung. Die orthodoxe Kirchenleitung hat erneut gekuscht; der Patriarch Abune steht seit eineinhalb Jahren unter Hausarrest.
Massivster Druck seit 2002
Im Mai 2002 hatte Eritrea alle religiösen Gruppen verboten, die nicht unter dem Dach der staatlich erlaubten Kirchen (Orthodoxe, Katholiken, Lutheraner) oder der islamischen Gemeinschaft stehen. Unabhängigen evangelischen Gemeinden wurde die Registrierung verweigert.
Die landesweit bekannte Gospelsängerin Helen Berhane wurde nach über zweijähriger Haft im Oktober 2006 entlassen; wegen schwerer Misshandlungen an den Beinen konnte sie Ende Jahr noch nicht gehen. Sie hatte sich geweigert, ihrem Glauben an Christus abzuschwören. Insgesamt sind derzeit über 2000 Christen im bitterarmen, mit Äthiopien verfeindeten Land in Haft – ohne dass es bisher zu Anklagen oder Gerichtsverhandlungen gekommen wäre.
Quelle: Compass Direct / Livenet
Datum: 05.02.2007
Autor: Peter Schmid