Abt Martin Werlen löst Diskussion aus

«Selbstverständlich ist die Kirche politisch»

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Abt Martin Werlen

n einer Botschaft zum 1. August hat der Einsiedler Abt Martin Werlen unterstrichen,  dass die Kirche «immer auch politisch ist». Nur dem Evangelium verpflichtet bringe sie den Menschen ins Spiel. Die Bischofskonferenz stellte ein Video mit Abt Martin ins Netz, in dem er den katholischen Standpunkt darlegt. Im Frühjahr hatte der Ratspräsident des Evangelischen Kirchenbunds Gottfried Locher mit SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli die Klingen gekreuzt.
«Selbstverständlich ist die Kirche politisch. Und zwar an vorderster Front», schreibt Abt Martin, der Medienbeauftragte der Schweizer Bischöfe in der Botschaft zum Nationalfeiertag 2011. Und begründet dies mit der Taufe: «Die grosse Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer sind Getaufte. Sie gehören zur Gemeinschaft der Kirche. Wenn sie als Bürgerinnen und Bürger unseres Landes an die Urne gehen, engagieren sie sich politisch. Viele Getaufte übernehmen im Staat Verantwortung.»

Die katholische Kirche als solche betreibe keine Parteipolitik. «Aber Getaufte sind in allen Parteien engagiert. In allen Parteien gibt es berechtigte Anliegen, die sie in die politische Diskussion einbringen.» Ohne die eine Lösung zu haben, könne und wolle die Kirche «zu guten Lösungen beitragen». Bei ihrem Engagement sei die Kirche «nicht Wählerinnen und Wählern verpflichtet, sondern dem Evangelium. Sie orientiert sich nicht am Geist der Zeit, sondern an Jesus Christus. Wer sich an Jesus Christus orientiert, stellt sich den Herausforderungen der Zeit und begegnet dem konkreten Menschen. Wer in Gemeinschaft mit Gott lebt, dem ist kein Mensch gleichgültig.»

SEK-Präsident: «Christen haben sich einzumischen»

Ein reformierter Stellungsbezug im Wahljahr war das Gespräch des neuen Ratspräsidenten des Kirchenbundes SEK, Gottfried Locher, mit dem SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli. Es erschien im April in der Zeitschrift reformiert. Locher erklärte: Wenn die SVP die Kirche als Trägerin des christlich-abendländischen Kulturguts sehe und als Sinnstifterin und Wertevermittlerin akzeptiere, könne dies die Kirche nur tun, «wenn man ihr einen politischen Auftrag zugesteht. Wir sind in der Nachfolge von Jesus Christus, der in seiner Zeit prononciert politisch gesprochen hat».
Parteipolitik sei nicht Sache der Kirche, räumte auch Locher ein. «Aber ich widerspreche Ihnen vehement, wenn Sie Gnade und Erlösung auf das Jenseits eingrenzen wollen. Ohne Aussagen zum Hier und Heute ist das Evangelium von Jesus Christus kraftlos. Das Heil liegt nicht nur in der Zukunft, es beginnt jetzt. Und damit es beginnt, haben sich Christinnen und Christen gesellschaftlich einzumischen.»

Botschaft von Abt Martin zum 1. August 2011 auf Youtube
Botschaft von Abt Martin zum 1. August 2011 (Textversion)

Datum: 04.08.2011
Quelle: Livenet.ch

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