ARD-Themenwoche

«Der Tod: kein Punkt, sondern ein Doppelpunkt»

Unter dem Titel «Sie werden sterben. Lasst uns darüber reden» führt die ARD vom 17. bis 23. November eine Themenwoche zum «Leben mit dem Tod» durch. Ausgewählte Spielfilme, Reportagen, Dokumentationen, Features und Diskussionen in TV und Radio drehen sich um das Thema, dem sich niemand entziehen kann.
Hoffnung auf das ewige Leben: Jesus als Richter am Jüngsten Tag (Portal der Kathedrale von Bourges).

Mit dem Schwerpunkt solle die «Sprachlosigkeit im Angesicht von Tod und Trauer» überwunden und dem Verdrängen entgegengewirkt werden, sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres bei der Vorstellung des Programms. Am 18. November waren im Talk von Günter Jauch ein krebskranker junger Mann und seine Freundin, der Bestattungsunternehmer Fritz Kuhn, der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach und die Theologin Margot Kässmann zu Gast. Bosbach erzählte, wie er mit seinem Prostatakrebs umgeht; Kuhn legte dar, was er für seine eigene Trauerfeier offenlässt. Kässmann schilderte den Ausdruck von Ruhe im Gesicht, der bei manchen Sterbenden in den letzten Zügen wahrzunehmen sei.

Von der Glaubensantwort bis zur Satire

Kässmann, die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, hat zusammen mit dem Kabarettisten Dieter Nuhr und ARD-Moderator Reinhold Beckmann das Patronat der ARD-Themenwoche übernommen. Nuhr wird in der Woche das Tabuthema satirisch aufbereiten. «Der Tod geht uns alle an. Es ist doch Aufgabe der Satire, das zu verarbeiten, was man nicht ertragen kann.» Kässmann gab vorab ihrer Hoffnung Ausdruck, mit der Woche werde das Thema Tod und Sterben «an die Esstische der Familien» kommen. Zu oft werde dort darüber geschwiegen. «Als gläubiger Mensch kann ich sagen: Der Tod ist kein Punkt, sondern ein Doppelpunkt.»

Todkranke Tatort-Kommissarin

Das Spektrum der vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) und dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) koordinierten Themenwoche reicht von der «Sendung mit der Maus» zum Thema «Abschied von der Hülle» über Reportagen zu Trauerritualen unterschiedlicher Kulturen bis zum Berliner «Tatort» mit den beiden TV-Kommissaren Dominic Raacke und Boris Aljinovic. In «Dinge, die noch zu tun sind» müssen sich die beiden mit einer todkranken Kollegin auseinandersetzen. Am Anfang habe es innerhalb der ARD viele Widerstände gegen das Thema gegeben, sagte RBB-Intendantin Dagmar Reim. Es sei als zu schwer angesehen worden. Die Themenwoche werde aber nicht «trauerklossig» herüberkommen.

EKD-Schneider gegen geschäftsmässige Sterbehilfe

Auch in den wöchentlichen Talkformaten wird über Krankheit, Abschied, Tod und Trauer gesprochen. In der evangelischen Talkshow Tacheles auf Phoenix diskutiert unter anderem der Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, über organisierte Sterbehilfe. In Deutschland dürfe es kein Geschäft sein, Menschen dabei zu helfen, sich umzubringen, schreibt Schneider vorab in einer Kolumne für Tacheles. «Wir müssen einen am Geld orientierten, kaltschnäuzigen Egoismus beim Umgang mit dem Tod verhindern.»

Als Gemeinschaftsprojekt wird die «Aktion Lebensblicke» über Radio, TV und Internet Zuschauern und Hörern Gelegenheit geben, sich auch direkt an der Themenwoche zu beteiligen. Per Videobotschaft kann jeder seine persönlichen Wünsche, Ängste und Vorstellungen zum Thema auf dem Youtube-Channel der ARD im Internet hochladen.

Datum: 20.11.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / EKD

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