Fast blind - und nicht zu bremsen
Paul Clark lebt mit seiner Frau Mechthild in Lindau am Bodensee. Beruflich engagiert sich der Vater zweier Kinder und Grossvater einer Enkelin seit 40 Jahren in verschiedenen Ländern Europas. Der Soziologe und Coach hat es auf dem Herzen, Freikirchen zu gründen. Seit Anfang Jahr lädt der 70-Jährige auch in Liechtenstein Menschen ein, Jesus Christus persönlich zu begegnen. Von Geburt an gesundheitlich stark herausgefordert, fand Paul selbst bei Jesus Trost und Halt.
Mobbing
Paul Clark wurde in Michigan, USA, geboren. Über die väterlichen Gene erbten er und seine Schwester eine Augenkrankheit. «Unser Vater hatte eine Blindenschule besucht, das war damals so üblich», erzählt Paul. Er selbst wurde in der Regelschule aufgenommen. Doch er musste Bücher und Hefte nah an seine Augen halten, um etwas entziffern zu können.
«Damals nannte man es noch nicht Mobbing, aber ich wurde von einzelnen Mitschülern verprügelt, weil ich anders war», berichtet Paul. «Ich musste gut zuhören, um möglichst viel vom Schulstoff mitzubekommen.» Mit 12 Jahren wurde ein Auge operiert und sein Sehvermögen verbesserte sich leicht. Später sollte auch das andere Auge so behandelt werden. Wieder in der Schule klaute ein Klassenkamerad das Geografiebuch von Paul. Als er es zurückholen wollte, stellte ihm ein anderer ein Bein. Paul stürzte zu Boden und stiess sich dabei eine Ecke des Buches ins operierte Auge.
Keine Heilung
Seine Eltern brachten ihn sofort in die Klinik, aber es war nichts mehr zu machen. Er konnte auf dem verletzten Auge nicht mehr sehen. Von der OP des anderen Auge sah man ab. Seither lebt Paul mit einer sehr starken Sehbeeinträchtigung. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kann er reisen, selbst ein Auto lenken darf er nicht. Paul spricht von seinem Lebensmotto: «In der Bibel, im 2. Korintherbrief, Kapitel 12, Vers 7 schreibt Paulus davon, dass er mit einem «Pfahl im Fleisch» leben muss. Ob das eine körperliche oder psychische Beeinträchtigung war, weiss niemand. Paulus bat Gott mehrfach um Heilung, doch diese trat nie ein.» Trotzdem habe der Apostel weiterhin Menschen eingeladen, Gott zu vertrauen, der ihm persönlich begegnet war. «Paulus ist mein Vorbild. Es bringt nichts, über Schwierigkeiten zu jammern!»
Häufige Umzüge
Seine Frau Mechthild lernte Paul als junger Mann in Wiesbaden kennen, als er für eine Jugendorganisation arbeitete. Die Deutsche arbeitete ebenfalls dort mit. Während seines Studiums in Soziologie lebte das Paar in Freeland, Michigan, wo die beiden eine erste Gemeinde gründeten. 1984 zogen Paul und Mechthild mit zwei Kindern nach Saarbrücken, um dort eine zweite Gemeinde zu gründen. Später wechselten sie ihre Wohn- und Einsatzorte alle paar Jahre in Gegenden, wo es noch nicht viele Freikirchen gab, um dort mit einer Kirche zu starten. Nach etlichen in Deutschland und einer in Bregenz, Österreich, war Anfang 2022 das Ländle an der Reihe. Was dieses Projekt betrifft, spricht Paul Klartext: «Wir wussten, dass die Liechtensteiner nicht auf uns warten. Eine Freikirche zu gründen in einem katholisch geprägten Gebiet, das ist kein Spaziergang.» Doch er und Mechthild nehmen den Aufruf von Jesus ernst: «Geht hin und macht Menschen zu meinen Jüngern.» (nachzulesen im Matthäus-Evangelium, Kapitel 28, Vers 19).
Hier nicht!
Im April 2022 sollte der erste Gottesdienst in Liechtenstein stattfinden. Paul Clark erzählt: «Wir hatten von einem Verein das alte Kino in Vaduz gemietet. Einige Tage vor dem ersten Anlass wurde der Vertrag storniert. Als überzeugte Katholiken wollten die Besitzer des Hauses das Lokal nicht einer Freikirche zur Verfügung zu stellen.» Paul bedauerte das sehr. Die Räumlichkeiten wären ideal gewesen: frisch renoviert, mit toller Sound-Anlage und LCD-Wand. «Natürlich hatten wir für unseren Gottesdienst Werbung gemacht», erklärt der Gemeindegründer. «Wir mussten uns daher vor dem Kino einfinden, um Interessierte zu informieren.»
Offene Türe
Tatsächlich kamen einige Leute, darunter Journalisten. «Für die Medien war es eine heisse Story, dass eine christliche Veranstaltung nicht geduldet werden sollte», sagt Paul und erinnert sich auch an einen Leserbrief: «Der Verfasser war empört und bezog sich auf die Religionsfreiheit in Liechtenstein.» Die Presse berichtete positiv über den Vorfall. Einige der ersten Besucher gehören heute zum Kern der neuen Gemeinde und helfen in verschiedenen Bereichen mit. Die «Life Church Liechtenstein» hat im Gebäude der ARGUS Sicherheitsdienst AG in Eschen ein geeignetes Lokal gefunden. «Eine Tür hat sich geschlossen, aber Gott hat uns eine andere geöffnet», stellt Paul Clark dankbar fest.
Grund zur Hoffnung
Im Nachhinein erwies sich die Stornierung des Mietvertrags als wirksame Werbung für die Pläne der Gemeindegründer. «Durch die Presse wurden wir bekannt», erklärt Paul Clark. «Wer uns noch nicht kennt, ist herzlich zu einem unserer Anlässe im Advent eingeladen. Alle Menschen sollen erfahren, weshalb auf der ganzen Welt Weihnachten gefeiert wird – und wir allen Grund zur Hoffnung haben!»
Zur Person
Einer meiner Lieblingsplätze in Vaduz:
Die Fussgängerzone im Städtle und das «Amarone», der feinen Pizza wegen
Meine Lieblingsbeschäftigung an verregneten (Sonntag-)nachmittagen:
Gitarre spielen für mich allein
Meine Lieblingsmusik:
The Eagles
Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten:
NFL Game Pass
Zur Website:
Datum: 21.11.2022
Autor:
Mirjam Fisch
Quelle:
HOPE-Regiozeitungen