Lydia Wolf

Gold wert in Gottes Augen

Lydia Wolf
Lydia Wolf aus Beinwil am See ist heute erfolgreiche Goldschmiedin. Sie möchte mit ihrer Handwerk Menschen zum Strahlen bringen – so wie sie das durch ihren Schöpfer erlebt hat. Denn der Weg zur Unternehmerin war ihr nicht vorgezeichnet.

Heute ist Lydia Wolf selbständige Goldschmiedin, führt im Kanton Aargau ihr Atelier fiLygran. Sie will mit ihrer Kunst Menschen zum Strahlen bringen, kreiert in Absprache mit ihren Kundinnen und Kunden einzigartige Schmuckstücke – so wie sie jeden Menschen auch sieht. Doch der Weg dazu war mit Stolpersteinen gepflastert. Aufgewachsen ist Lydia in einer Winzerfamilie mit vier Kindern, viel Arbeit prägte den Alltag. Die Eltern waren in verschiedenen Vereinen engagiert, auch Menschen in schwierigen Situationen wohnten teilweise bei der Familie. Die Familie besuchte eine Viva-Kirche, die Kinder die Jugendgruppe dieser Freikirche.

Nach der Schule verbrachte Lydia ein Zwischenjahr in Budapest. Die fremde Umgebung und Sprache forderten sie sehr heraus – sie gab ihr Bestes, sich zu integrieren, brauchte jedoch sehr viel Kraft dafür. Wieder zuhause trat sie eine Lehrstelle als Keramikerin an. Sie wurde vom Chef so eingeschüchtert, dass sie die Ausbildung nach zwei Monaten abbrach. Die Gewerbeschule besuchte sie weiter und konnte einige Monate später die Lehre als Töpferin anfangen. Dazu musste sie allerdings nach Trubschachen ziehen und allein in einem Studio wohnen. Diese neue Herausforderung war zu viel für ihre Seele. Sie erkrankte an einer Depression und musste auch hier wieder aufhören. Zurück im Elternhaus weinte sie viel, brauchte viel Ruhe und konnte sich nicht mehr um sich selbst kümmern. Lebensfreude und Kraft fehlten ihr völlig: «Alles war unendlich schwer, und ich sah keinen Sinn mehr im Leben», erinnert sich die 34-Jährige.

Geschützter Rahmen

Notfallmässig wurde sie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, wo sie vor der Selbsttötung geschützt werden sollte. Dann brachten ihre Eltern sie in die Klinik SGM in Langenthal, ein Spital für ganzheitliche Medizin, das den Glauben einbezieht. Hier kam sie langsam wieder zu Kräften, profitierte von Therapien und Medikamenten. Sie lernte durch Andachten und Gespräche Jesus ganz neu kennen. «Ich erkannte, dass Jesus an meiner Seite ist, mit mir den steinigen Weg geht und mit mir kämpft. Ihm stellte ich von neuem mein Leben zur Verfügung, er wurde mein Fels in der Brandung, und durch den Psalm 23 war er mir sehr nah.»

Drei Monate später zog Lydia in eine Institution für soziale und berufliche Eingliederung (SBE) in Trubschachen, wo sie begleitet wohnen und arbeiten durfte. In verschiedenen Arbeitsbereichen konnte sie stundenweise Erfahrungen sammeln, entschied schliesslich, Goldschmiedin zu werden. Sechs Jahre verbrachte sie hier und absolvierte im geschützten Rahmen die reguläre Ausbildung. «Wenn es zu viel wurde, durfte ich auch mal Pause machen, um mich zu erholen», erklärt Lydia dankbar. Mit 23 Jahren hatte sie ihr Abschlusszeugnis in der Tasche und verliess die SBE. Voller Elan reiste sie nach Israel, wo sie in einem Hostel arbeitete. Aber nach drei Monaten war sie so ausgelaugt, dass sie wieder zu den Eltern zurückkehrte. Sie half auf dem Hof mit und suchte eine Stelle als Goldschmiedin.

Selbständig werden

«Ich wusste nun, dass es in der vertrauten Umgebung sein musste – aber hier fand ich nichts», erzählt Lydia. Ihre Eltern ermutigten sie, sich selbständig zu machen. Lydia kaufte sich eine gebrauchte Grundausstattung für ihr Handwerk und setzte diesen Vorschlag um. Sie teilte sich einen grossen Raum mit anderen Kleinunternehmen im Gebäude ihrer Freikirche, wo viele Leute ein- und ausgingen. Im Schaufenster beim Eingang konnte sie ihre Produkte ausstellen und gewann immer mehr Kunden. Neun Monate später suchte sie sich ein grösseres Lokal, wo sie allein arbeitete. Vor sechs Jahren zog sie nochmals um und beschäftigt heute eine zweite Goldschmiedin. Dazu verkauft eine Opalschleiferin im gleichen Geschäft ihre Edelsteine, die von den beiden Künstlerinnen nach Kundenwunsch zu Schmuckstücken angefertigt werden.

Gut unterwegs

Inzwischen hatte sich Lydia bei der christlichen Partnervermittlung Chringles angemeldet und lernte so 2015 Lukas kennen. «Ich sprach offen von meiner Vergangenheit und dass ich Medikamente nehme.» Lukas verstand gut, wovon sie sprach. Er war nach einem Burnout auch nicht mehr in der Lage, 100 Prozent als Bauzeichner zu arbeiten. Sie verstanden sich auf Anhieb, verliebten sich und heirateten 2016. Er stieg nach und nach in ihr Geschäft ein, ist für die Buchhaltung, Fotos und Homepage zuständig. Und er sorgt mehrheitlich für ihre beiden Buben, vier- und siebenjährig. Die beiden gehen offen mit ihrer psychischen Herausforderung um. Dank Medikamenten geht es Lydia meistens gut. Wenn nicht, hat sie Freunde, mit denen sie reden kann und die für sie beten. «Manchmal ist es Überforderung, die mich wieder ins Loch fallen lässt, ein anderes Mal erkenne ich keinen Grund, warum alles so schwer ist und mir der Antrieb fehlt», hält Lydia fest. Doch dann ist die Energie plötzlich wieder da, sie ist voll motiviert und alles läuft wieder rund.

Jesus ist da im Sturm

Die schweren Episoden wurden mit der Zeit seltener und Lydia hält fest: «Jesus bleibt bei mir, auch wenn es stürmt. Das nimmt dem Kampf den Druck.» Als Selbstständige kann sie ihre Zeit frei einteilen und sich erlauben, eine Pause einzulegen, wenn die Anspannung zu gross ist. Das Reden über ihr Erleben tut gut, wenn jemand Vertrautes wohltuende Zeit mit ihr verbringt oder ihr Mann sie in den Arm nimmt. Lydia ist unglaublich dankbar, hat Gott sie so geführt, dass sie ihre Berufung leben kann. Sie erfreut mit ihrem Handwerk viele Menschen und macht sie bei Gelegenheit darauf aufmerksam, dass sie vor Gott ebenso wertvoll sind wie das Gold, das sie für sie oder mit ihnen zusammen verarbeitet.

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Datum: 16.08.2025
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Jesus.ch

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